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Special | Kambodscha | Erneuerbare Energien

Solar- und Windenergie in Kambodscha wenig erschlossen

In dem schwierigen Energiemarkt sind erneuerbare Energien Hoffnungsträger. Europäische Unternehmen sehen darin neue Ansatzmöglichkeiten.

Von Marcus Hernig | Bonn

Energie ist in Kambodscha Thema Nummer Eins. Der Ausbau der Versorgung hat Priorität. Die Kapazitäten des Landes in der Stromerzeugung wachsen jährlich um 6 Prozent. Bis 2040 soll sich die installierte Leistung von bereits 3.030 Megawatt (MW) auf über 6.000 MW verdoppeln.

"Green business" spielt eine große Rolle

Kambodschas Regierung plant, Ende 2022 neue Ziele für Energieeffizienz festzulegen. Künftig sollen 25 Prozent der benötigten Energie in den Bereichen Industrie und Bauwirtschaft sowie 15 Prozent in der Transportinfrastruktur eingespart werden, berichtet die Presse.

Dazu passt, dass sich nach Aussage der Europäischen Handelskammer (EuroCham) 50 Prozent ihrer Mitglieder auf sogenanntes "green business" konzentrieren - von der Stromerzeugung bis zur nachhaltigen Produktion.

Vereinigung von Energiedienstleistern soll entstehen

Die Zielsetzungen zur Energieeffizienz der Regierung bieten gute Chancen, energieeffiziente Technologien auf Basis erneuerbarer Energien einzusetzen. EuroCham hat ein eigenes Komitee, um die produzierende Industrie Kambodschas mit Energiedienstleistern (Energy Service Companies, ESCOs) zusammenzubringen.

Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) fördert ESCOs mit 20 Millionen US$. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) unterstützt den Aufbau eines rechtlichen Rahmens für das Engagement der ESCOs im Lande.

Tom Hesketh, stellvertretender Direktor der EuroCham, hofft, dass "sich die grünen Initiativen der Kammer zu einer Vereinigung von Energiedienstleistern entwickeln. "

Diese soll europäische Unternehmen bei Investitionen in die Energieinfrastruktur des Landes helfen.

Solarlösungen für das Stromnetz sind noch zu teuer

Erste deutsche Anbieter von Spezialbauteilen, die hofften, in Solarstromprojekten in Kambodscha kurzfristig erfolgreich zu sein, wurden allerdings enttäuscht. So auch Bernd Malorny, Inhaber von 21st Century Clean Energy, einem Unternehmen, das auf Stromspeichermodule bei Solarlösungen spezialisiert ist: „Meine Erfahrung in Kambodscha war, dass die Erzeugerkosten die Vergütungen durch den staatlichen Energiebetreiber Electricité du Cambodge (EDC) überstiegen. Dazu gab es sehr viele bürokratische Hürden. Unsere Technologie passt mit den vorhandenen chinesischen Standards oft nicht zusammen. Da können wir aktuell in Europa sehr viel einfacher Geschäfte machen.“

Massimiliano Tropeano, Experte für nachhaltige Produktion bei EuroCham, bestätigt:

„Solarstrom in das kambodschanische Netz einspeisen zu wollen, lohnte sich bisher nicht."

Ein wichtiger Grund: Es fehlt ein Power Purchase Agreement (PPA) des staatlichen Netzbetreibers, das Energieerzeugern und Zulieferern akzeptable Verkaufspreise bietet.

Rentabel ist derzeit nur, dezentral Energie zu erzeugen und diese direkt an den Endkunden zu verkaufen. Darauf setzen die europäischen Akteure der Branche und bauen auf Dach-Solaranlagen für namhafte Unternehmen, die klimaneutral produzieren wollen oder müssen.

Dies ist aktuell die günstigste Möglichkeit Strom zu erzeugen: Nur 0,0267 US-Dollar (US$) koste dezentral produzierter Solarstrom laut EuroCham. Der zunehmend über transnationale Netze importierte Strom aus den Kohlekraftwerken der Nachbarländer ist mit 0,077 US$ weit teurer.

Dezentrale Solarenergie erhält EU-Förderung

Für die notwendige Umstellung der Produktion in der Bekleidungsindustrie auf Solarstrom gibt es im EuroCham-Netzwerk das Projekt "Switch Garment" in Kooperation mit dem Global Green Growth Institute (GGGI): Technologieunternehmen und Lösungsanbieter für Solarstromversorgung werden ab 2023 mit einem Garantiefonds unterstützt, der 5 Millionen US$ Kapital umfasst. Bis zum Jahr 2035 sollen dadurch Bankkredite in Höhe von 25 Millionen US$ mobilisiert werden.

Auf-Dach-Solar-Anlagen sind dabei nicht nur auf die Bekleidungsindustrie begrenzt: Total Energies erhielt Anfang 2022 von Kambodschas größtem Mineralwasserhersteller Kulara Water einen "Build-and-Operate"-Vertrag für die Erzeugung und Speicherung von Solarstrom. Dieses Projekt zählt zu den bisher größten dezentralen Solarlösungen im Königreich.

Windenergie bisher fast ungenutzt

Kambodscha hat Schätzungen der Asia Wind Energy Association zufolge das Potenzial, 3.665 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr aus Windkraft zu gewinnen. Experten zufolge könnten im Land Windturbinen mit einer Nennleistung von insgesamt bis zu 6.750 MW installiert werden.

Pionier auf diesem Feld ist das französisch geführte Unternehmen The Blue Circle mit Sitz in Singapur. Noch immer wartet das 80-MW-Projekt auf dem Berg Bokor in der Provinz Kampot auf eine Einigung mit EDC. Der von The Blue Circle angebotene Preis von 0,068 US$ als Einspeisevergütung (Feed-in Tariff, FIT) ist dem staatlichen Netzbetreiber noch zu teuer.

Derzeit liegen die Investitionsausgaben für 1 Megawatt Kraftwerksleistung in Kamboscha zwischen 1,5 Millionen und 2 Millionen US$. "Wir planen trotzdem eine weitere Anlage in Mondulkiri, der windreichsten Region im Lande", sagt Länderchef Somatra Kim. Der Wettbewerber Xinglan Maritime Energy, ein kambodschanisch-chinesisches Joint-Venture, will dort die erste Windkraftanlage des Landes fertigstellen.

Varabott Ho, Schatzmeister von EuroCham, ist seit November 2021 Vorsitzender der Windenergievereinigung Kambodscha (WeaCam). Die Initiative versucht, große Unternehmen der Branche zusammenzubringen:

"Siemens, Vestas und General Electric (GE) haben Interesse bekundet, auch Chinas Goldwind könnte beitreten. The Blue Circle als "Windpionier" gehört auch dazu", sagt Varabott Ho. 

Die geringeren Kosten im Vergleich zur Kohlestromerzeugung machen Windkraft als Energiequelle für Kambodschas Stromversorgung der Zukunft interessant.

Die Europäische Handelskammer (EuroCham) in Pnomh Penh vertritt die europäische Wirtschaft vor Ort. Unternehmen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien gründeten die Interessenvereinigung im Jahr 2011. Mittlerweile zählt sie über 300 Mitglieder.

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