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Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

Kanadas Baustandards werden immer strenger. Förderprogramme sowohl auf staatlicher Ebene als auch in den einzelnen Provinzen flankieren die Bemühungen um mehr Energieeffizienz. 

Von Heiko Steinacher | Toronto

Kanada hat in den letzten zwei Jahrzehnten große Fortschritte beim Bau umweltfreundlicherer, nachhaltigerer Gebäude gemacht. Zwei markante Beispiele aus jüngster Zeit sind der kohlenstoffneutrale Büroturm von Manulife Real Estate in Vancouvers Innenstadt und mehrere "Netto-Null"-Gebäude – also solche, deren Kohlenstoffintensität null beträgt – auf dem Campus des College Sainte-Anne in Dorval, Québec.

Nach Angaben des Canada Green Building Council (CAGBC) wurden von 2003 bis 2022 landesweit etwa 5.145 Projekte LEED-zertifiziert (Leadership in Energy and Environmental Design; international anerkanntes Zertifizierungssystem für ökologisches Bauen). Davon wurden mehr als 360 mit Platin ausgezeichnet, der höchsten LEED-Bewertung; weitere knapp 60 Projekte haben die CAGBC-Standards für kohlenstofffreie Gebäude erreicht.

Montreal, Toronto und Vancouver wollen nur noch klimaneutral bauen

Die Anforderungen an die Energieeffizienz wurden bereits verschärft, sowohl im Rahmen nationaler Bauvorschriften als auch auf Provinz- und Kommunalebene. Toronto hat mit dem Toronto Green Standard (TGS) ein mehrstufiges System von Leistungsindikatoren eingeführt, um eine nachhaltige Bauplanung zu fördern. In der Pazifikprovinz British Columbia schreibt der BC Building Code für die meisten neuen Gebäude seit Mai 2023 eine um 20 Prozent höhere Energieeffizienz vor. In Toronto und Vancouver soll der Betrieb neuer Gebäude bis 2030 keine Treibhausgasemissionen mehr verursachen, in Montreal bereits bis 2025.

Auch werden immer häufiger nachhaltigere Baumaterialien eingesetzt, wie zum Beispiel Massivholz, das Kohlenstoff bindet und damit aus der Atmosphäre fernhält. Die Herstellung und Verarbeitung von Holzelementen verbraucht außerdem deutlich weniger Energie als Beton oder Stahl. Dieser Trend zeigt sich bereits im Hafenviertel von Toronto: Der Bürokomplex T3 Bayside und der Limberlost Place, ein zehnstöckiges Gebäude des George Brown College, wurden dort in Massivholzbauweise errichtet.

Auch die Energiesysteme für den Betrieb von Gebäuden werden immer umweltfreundlicher. So steigt die Zahl der in kanadischen Privathaushalten installierten Wärmepumpen seit über 20 Jahren stetig und lag 2022 bei 850.000. Die überwiegende Mehrheit davon sind Luft-Wärmepumpen, die der Umgebungsluft die Energie entziehen und vergleichsweise günstig sind.

Die Nachfrage nach emissionsfreien Technologien wird weiter steigen

Im November 2022 hat die kanadische Regierung eine "Roadmap to Net-Zero-Carbon Concrete" veröffentlicht, um bis zum Jahr 2050 kohlenstofffreien Beton zu produzieren. Die Nachfrage nach emissionsfreien Technologien sowie die Bemühungen um eine umweltfreundlichere Herstellung von Beton werden dadurch weiter steigen. Das in Halifax, Nova Scotia, ansässige Unternehmen CarbonCure Technologies hat bereits ein Verfahren entwickelt, das recyceltes CO₂ frischem Beton beimischt, wo es mineralisiert und dauerhaft gespeichert wird.

Darüber hinaus fördert das kanadische Ressourcenministerium (NRCAN) den Ausbau der Energieeffizienz mit vielen Programmen. Diese reichen von ENERGY-Star-Zertifizierungen über Zuschüsse für die Eigenheimsanierung bis hin zu Direktsubventionen für die Einführung von Energiemanagementsystemen. Auch die einzelnen Provinzen unterhalten zahlreiche eigene Förderprogramme.

Laut dem Haushaltsplan 2023 wird die Canada Infrastructure Bank in ihren Schwerpunktbereichen "Saubere Energie" und "Grüne Infrastruktur" jeweils über 7 Milliarden US$ investieren. Die Regierung hat die Bank im Jahr 2017 eingerichtet, unter anderem zur Erreichung der Klimaschutzziele und öffentliche Investitionen zu fördern, die zu langfristigem Wirtschaftswachstum beitragen.

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