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Special | Kenia | Start-ups

In Nairobi werden Lösungen für Afrika entwickelt

Nairobi hat sich zu einem wichtigen Innovationszentrum für Start-ups in Afrika entwickelt. Rückläufige Mittel internationaler Geber werden die Dynamik jedoch bremsen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Internationales Geschäftsumfeld macht Nairobi zu einem guten Start-up-Hub

Nairobi hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten Start-up-Hubs in Afrika entwickelt. Die Stadt bietet dafür ein hervorragendes Umfeld: Etliche internationale Firmen betreiben in Nairobi eine Niederlassung, darunter Tech-Firmen, Industrie, Handel und Finanzinstitute. Das macht die Stadt zu einem der größten Wirtschaftszentren auf dem Kontinent mit großem wirtschaftlichen Know-How und gleichzeitig Bedarf an Innovationen.

Kenia ist zudem traditionell ein offener und liberal geprägter Wirtschaftsstandort. Unternehmen können sich in diesem Umfeld relativ frei entfalten. Hinzu kommt inzwischen eine ausgeprägte Start-up-Förderlandschaft. Dass die kenianische Konjunktur seit Jahren lahmt und der hochverschuldete Staat über Steuern dringend seine Einnahmen erhöhen muss trübt das insgesamt positive Bild, weil auch Start-ups davon nicht unberührt sind.

Nairobi ist vergleichbar mit Lagos in Nigeria

Unter den großen afrikanischen Start-up-Hubs wie Kairo (Ägypten), Kapstadt (Südafrika) und Lagos (Nigeria) nimmt Nairobi einen besonderen Platz ein. Kapstadt und Kairo sind Metropolen in weiter entwickelten Volkswirtschaften, in denen deshalb auch zum Teil andere Geschäftsmodelle dominieren. Auch ist dort die Infrastruktur für Start-ups weiterentwickelt.

Nairobi kann sich mit Lagos dahingehend vergleichen, dass an beiden Standorten Geschäftsmodelle entwickelt werden, die typisch und passend für viele Märkte in Subsahara-Afrika sind und daher skalierbar sind.

M-Pesa ermöglicht viele Geschäftsideen

Zudem hat Nairobi nach Einschätzung von Kennern der Start-up-Szene zwei Vorteile gegenüber Lagos: Kenia gilt als deutlich sicherer, und es ist daher einfacher, das Geschäftsmodell aus der Stadt hinaus in die Fläche auszudehnen. Das ist aufgrund der Sicherheitslage in Nigeria nicht so einfach zu machen. Darüber hinaus gibt es in Kenia M-Pesa, die mobile Zahlungsplattform des Mobilfunknetzbetreibers Safaricom.

Mit M-Pesa können Nutzer Geld per Mobiltelefon überweisen, bezahlen, Geld abheben und andere Finanzdienstleistungen nutzen, ohne ein traditionelles Bankkonto zu benötigen. Ähnliche "Mobile Money"-Systeme gibt es zwar auch in Nigeria und anderen afrikanischen Ländern. Sie sind dort aber nicht so verbreitet und ausgereift, wie in Kenia. Start-ups profitieren bis heute von der im Jahr 2008 gestarteten Plattform. Viele Geschäftsmodelle wurden erst durch M-Pesa möglich.

Auswahl an größeren Start-ups in Kenia

Name

Branche

Twiga Foods

Logistik

M-Kopa

u.a. Solarsysteme, FinTech

Tala

FinTech

Cellulant

E-Commerce, FinTech

Sendy

E-Commerce

Copia

E-Commerce

Greenlight Planet

Solarlampen

Gro Intelligence

Datenbank, Künstliche Intelligenz

Csquared (Moja Accesss)

Internet

Quelle: GTAI-Recherche

Die wichtigsten Startup-Events in Kenia:

Sankalp Africa Summit, dass insbesondere Start-ups mit Entwicklungsaspekten mit Gebern und Impact Investoren zusammenbringt. Es findet jährlich im Februar in Nairobi statt.

Africa Tech Summit (ATS): die Veranstaltung findet in der Regel im Februar in Nairobi und im Juni in London statt. 

FinTech, AgriTech und ClimateTech dominieren

Im FinTech-Bereich ist Pezesha ein prominentes Unternehmen. Es vergibt Kleinkredite über Handys an kleine Läden. Ein weiteres Fin-Tech Beispiel ist FlexPay, das den Einzelhandel und potenzielle Käufer über Ratenkauf zusammenbringt. Bekannte E-Commerce-Plattformen sind Wasoko oder die spanische Glovo.

Viele Unternehmen suchen nach Lösungen für die Landwirtschaft, die in Kenia wie in den meisten afrikanischen Ländern von Kleinbauern geprägt ist. Diese haben nur einen begrenzten Zugang zu Informationen, und auch potenzielle Käufer finden kaum deren Produkte. Diverse Start-ups füllen diese Lücken.

Apollo Agriculture ist beispielsweise eine Plattform für Bauern, die den Einkauf von zum Beispiel Inputgütern wie Dünger, Saatgut erleichtert. Savanna Circuit Technologies holt die Milch bei entlegenen Kleinbauern mit Kühlgeräten ab und liefert sie zum nächsten Sammelpunkt.

Niederländisch-deutsches Start-up macht Agrarlieferketten transparenter

Das niederländisch-deutsche Start-up eProd-Solutions bietet digitale Lösungen für das Lieferkettenmanagement in der Landwirtschaft an. Diese Lösungen richten sich unter anderem an Kooperativen, Einkäufer und Weiterverarbeiter von landwirtschaftlichen Produkten.

Mit der Software können die Lieferketten transparent gemacht werden. Das ist auch interessant für exportierende Farmen von zum Beispiel Kaffee, die damit nachweisen können, im Einklang mit der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) zu produzieren.

Eine zunehmend wichtige Rolle spielt "Climate Tech“, insbesondere Off-Grid-Lösungen mit Photovoltaik-Anlagen. Kenianische Startups wie d.light und SunCulture erhielten 2024 größere Finanzierungen durch Risikokapitalgeber.

eMobility kommt langsam ins Rollen

Nicht weit davon entfernt ist der Bereich eMobility, auch wenn aktuell noch Verbrenner dominieren. Die Ladeinfrastruktur ist in Kenia noch sehr eingeschränkt. Einige Start-ups rüsten Fahrzeuge um, andere verleasen Motorradtaxis oder Tuktuks. Vielfach eingesetzt werden dabei Tauschstationen für Batterien, wie von Ampersand.

Ein Erfolgsbeispiels ist auch Roam Electric, das E-Busse und E-Motorräder in Nairobi produziert. Ob sich E-Busse durchsetzen, wie sie auch von BasiGo verleast werden, muss sich noch zeigen, denn die Kleinbus-Mafia (Matatu) bekämpft ihre Konkurrenz, wo sie nur kann.

Lösungen gibt es auch im Bereich eHealth, gerade weil die medizinische Versorgung in Kenia lückenhaft ist, vor allem auf dem Land. Mit Rology gibt es ein Unternehmen, dessen AI-gestützte Software Diagnosen aufgrund von Röntgenaufnahmen stellen kann. Damit können gerade auf dem Land Radiologen zum Teil ersetzt werden. Dass USAID, das gerade im Gesundheitssektor sehr aktiv war, quasi aufgelöst wurde, wird die Finanzierung von eHealth-Start-ups hart treffen. 

Das Geld könnte knapper werden

Wie sich der Sektor weiterentwickeln wird, ist aber unklar. Neben USAID werden auch andere Geberorganisationen ihre Programme zurückfahren. Das dürfte die Start-up-Szene zu spüren bekommen.

Das knappere Kapital hat aber auch etwas Gutes: So dürfte Due Diligence eine deutlich größere Rolle spielen. Die Qualität der Geschäftsmodelle wird wieder an Relevanz gewinnen. Start-ups ohne überzeugendes Geschäftsmodell dürften, anders als in den Boomzeiten, Probleme haben, Geld an Land zu ziehen.

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