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Special | Kenia | Start-ups

Bleibt das breite Finanzierungsportfolio erhalten?

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Insgesamt 638 Millionen US-Dollar (US$) konnten kenianische Start-ups im Jahr 2024 an Finanzierungen generieren. Damit nahm Kenia Platz 1 in Afrika ein, vor den anderen großen Start-up-Hubs in Lagos, Kairo, Kapstadt oder Johannesburg. Zu Beginn des Jahres 2025 setzte sich dieser Aufwärtstrend bei der Finanzierung zunächst fort.

Rückläufige Gebergelder könnte Start-ups beeinträchtigen

Aktuell ist fraglich, ob dieser Trend anhält. Grund dafür ist nicht zuletzt die Kürzung einiger Geberfinanzierter Programme. Das dürfte auch die Start-up-Szene zu spüren bekommen, denn internationale Organisationen spielen bei der Förderung des Ökosystems in Kenia eine wichtige Rolle. In Kenia kommt ein Großteil der Finanzierung durch Kredite zustande (etwa 380 Million US$), während Risikokapital eine deutlich geringere Rolle spielt als beispielsweise in Nigeria. 

Die Hoffnung ist, dass private Investoren und Finanzierer die Lücke füllen. Venture Capital-Fonds beispielsweise investierten mitunter aber gerade deshalb in Start-ups, weil im Rahmen einer Mischfinanzierung (Blended Finance) auch ein Geber beteiligt und ein Teil der Risiken gedeckt war. Gut möglich also, dass ein Rückzug der Geber auch einen Rückzug von Risikokapital nach sich zieht.

Der Fokus dürfte auf lokalen UnternehmerInnen liegen

Oft kritisiert wurde der große Anteil an europäischen und US-amerikanischen Start-up-Unternehmern in Kenia, die in Kenia von Fördermaßnahmen profitierten. Mit ihrem technischen und unternehmerischen Know-How haben sie es leichter, Fördermittel der oft westlichen Geber akquirieren. Branchenkenner berichten davon, dass diverse Förderer bei der Mittelvergabe nun stärker darauf achten, dass kenianische geführte Unternehmen profitieren, insbesondere von Frauen geführte.

Als Nachteil sehen Beobachter auch den großen Anteil ausländischer Geldgeber. "Es wäre wünschenswert, wenn zunehmend auch Kenianerinnen und Kenianer Start-ups als interessante Investitionsmöglichkeit sehen könnten", sagt ein Kenner der Szene. Aktuell sorgen Staatsanleihen oder Investitionen in Grundstücke sorgen für Konkurrenz in dieser Hinsicht. 

Frühphasen-Start-ups tun sich am schwersten bei Finanzierungen

Hinzu kommt, dass der kenianische Staat aktuell derart hoch verschuldet ist, dass es ihm schwer fällt, zum Beispiel Steueranreize für Investitionen in Start-ups zu gewähren. Gerade Frühphasen-Start-ups tun sich schwer, Geld zu bekommen. Das meiste Geld in Kenia fließt in die schon etwas größeren Start-ups.

Schon immer war Nairobi ein wichtiger afrikanischer Finanzplatz mit hoher internationaler Bankenpräsenz. Durch die wachsende Start-up-Szene kamen in den letzten Jahren auch vermehrt private Venture-Capital Funds in die Stadt. Zu den bekanntesten zählen TLcom Capital, Novastar Ventures, Savannah Fund, AFZA Capital und Chandaria Capital.

Mit zahlreichen Acceleratoren, Inkubatoren und einer breit gefächerten Finanzierungslandschaft mit Venture Capital-Firmen, Impact Investoren und Geberorganisationen gibt es in Nairobi eine breite Förderstruktur für Start-ups. Kritisiert wird von Branchenkennern aber, dass die einzelnen Fördermöglichkeiten zu fragmentiert sind und es dadurch für Unternehmer kompliziert wird. Die kenianische Regierung ist zwar bemüht, dem Sektor geeignete Rahmenbedingungen zu geben, hat es bislang aber versäumt, alle Partner zusammenzubringen und ein Fördersystem "aus einem Guss" zu schaffen.

Auswahl an wichtigen Inkubatoren und Acceleratoren in Kenia

Name

Standort

Swahili Box 

Mombasa

Startup Lions (Kooperation mit BMZ)

Lodvar

Rift Valley Innovation Centre 

Baringo

Lakehub (Kooperation mit Siemens Stiftung und GIZ)

Kisumu

Eldohub

Eldoret

Magharibi Innovation Hub 

Kakamega

Bay hub 

China

Nakuru Box 

Nakuru

E4Impact

Italien

Pangea Accelerator 

Norwegen/Kenia

Quelle: GTAI-Recherche


Impact-Investoren spielen wichtige Rolle

Jene Start-ups, deren Geschäftsmodell einen Entwicklungsfokus aufweisen, sind für sogenannte Impact-Investoren interessant. Entwicklungsaspekte können zum Beispiel Umweltschutz (E-Mobility und ClimateTech), Förderung der Landwirtschaft (AgriTech), des Gesundheits(eHealth)- und des Ausbildungssystems (EdTech) sein.

In Kenia aktiv sind zum Beispiel Impact-Fonds wie DOB Equity, Acumen, Alpha Mundi und der Catalyst Fund. Sie erwerben in der Regel Anteile an Startups. Ein relevanter sogenannter Fund of Funds ist AfricaGrow, der über die KfW vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt wird und sich an anderen Fonds beteiligt, aber nicht direkt an Unternehmen.

Angel-Investoren, die Startups in der Frühphase unterstützen, gibt es ebenfalls. Bekannte Angel-Netzwerke sind ViKtoria Ventures und das in ganz Afrika aktive Africa Business Angel Network (ABAN). Hilfreich ist die Plattform  VC4A, die von zahlreichen Entwicklungsbanken unterstützt wird und unter anderem alle Aktivitäten im afrikanischen Start-up Ökosystem zusammenbringen soll.

Zuschüsse kommen von Stiftungen oder Entwicklungsbanken

Darüber hinaus gibt es Finanzierer, die Zuschüsse geben. Das können philanthropisch orientierte Unternehmensstiftungen sein, zum Beispiel von Google, Microsoft, Mastercard, Visa, IKEA und Alibaba. Weitere wichtige Zuschussgeber sind die Entwicklungsbanken, wie die zur KfW gehörende Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG), die Europäische Investitionsbank (EIB) oder die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation.

Das seit dem Jahr 2021 in Kenia aktive DeveloPPP Ventures der DEG hat unter Start-ups einen sehr guten Ruf. Die DEG sucht in halbjährlich stattfindenden Calls Unternehmen aus, die bereits Einnahmen aus dem Geschäft heraus generieren beziehungsweise deren Geschäftsmodell skalierbar und damit auch für Risikokapitalgeber interessant ist. Zudem werden die Unternehmen strategisch begleitet.  Die Unterstützung der DEG beträgt maximal 100.000 Euro. Das Instrument steht auch deutschen Gründern offen, die vor Ort investieren.

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