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Branchen | Kirgisistan | Bau und Architektur

Bauboom: Kirgisistan verändert sein Antlitz im Rekordtempo

In Kirgisistan blüht die Bauwirtschaft. Neue Wohnkomplexe, Freizeiteinrichtungen und Infrastruktur entstehen. Der Bauboom weckt auch das Interesse deutscher Unternehmen.

Von Viktor Ebel | Bischkek

Wer nach Kirgisistan kommt, ist auf der Suche nach Hochgebirge, Bergseen und Nomadenkultur. Derzeit stechen einem aber vor allem die unzähligen Baustellen im Land ins Auge. Besonders die Hauptstadt Bischkek ist kaum wiederzuerkennen. Vor einigen Jahren noch als Hort des sozialistischen Architekturerbes in Zentralasien bekannt, gleicht die Stadt nun einem Hochhausdschungel.

Auch in anderen Landesteilen wird kräftig gebaut. Während in den touristisch interessanten Regionen des Landes neue Hotels und Freizeiteinrichtungen errichtet werden, graben und bohren sich neue Überlandstraßen und Bahnstrecken durch die Bergmassive des Landes. Die Baudynamik spiegelt sich auch in den Strukturdaten der Branche wider und lockt ausländische Unternehmen ins Land.

Baugewerbe ist die am schnellsten wachsende Branche

8,3 %

betrug der Beitrag der Bauwirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2024. Laut Regierungsprognose soll er bis 2030 auf 11,5 Prozent steigen.

Im Jahr 2024 wuchs der Bausektor real um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit doppelt so stark wie die kirgisische Wirtschaft im Durchschnitt, so Zahlen des kirgisischen Statistikamtes. Der Schwerpunkt lag auf Wohngebäuden, Industrieobjekten sowie Infrastruktur. Insgesamt wurden 2024 über 1,3 Millionen Quadratmeter Wohnraum fertiggestellt. Auf den Bau von Wohnungen entfielen 2024 etwa 36 Prozent der Bruttoanlageinvestitionen im Bausektor, die dem Statistikamt zufolge umgerechnet fast 3 Milliarden US-Dollar (US$) betrugen. Ein Drittel der Bauaktivitäten entfällt auf die Hauptstadt Bischkek, wo etwa 1 Million des insgesamt rund 7 Millionen Einwohner zählenden Binnenstaates leben.

Aufgrund der weiterhin wachsenden Bevölkerung und der sich dynamisch entwickelnden Wirtschaft wird die Nachfrage nach Wohnraum auch in naher Zukunft anhalten. Der Präsident der kirgisischen Industrie- und Handelskammer sprach bei einem Businessforum vor einer deutschen Unternehmerdelegation im September 2025 von 2 Millionen Quadratmetern Wohnfläche, die in diesem Jahr fertiggestellt werden sollen. Für 2026 seien gar 3 Millionen Quadratmeter angepeilt. Ambitionierte Ziele, wenn man bedenkt, dass die fertiggestellte Wohnfläche 2024 gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgegangen war.

Die Vergabe von Tätigkeitslizenzen an Baufirmen wurde deutlich einfacher, aber auch spürbar teurer 

Das Anfang des Jahres 2025 formierte Ministerium für Bau und Architektur hat die Erteilung einer Erlaubnis, dass ein Unternehmen als Baufirma tätig werden kann, deutlich vereinfacht. Statt 23 Dokumenten müssen interessierte Unternehmen nur noch sechs Formulare über die Internetseite des Ministeriums einreichen. Eine Lizenz soll innerhalb von zehn Tagen ausgestellt werden. Gleichzeitig ist aber der Preis für eine Lizenz von umgerechnet rund 1.700 auf 17.000 US$ gestiegen.

Beeindruckt waren die deutschen Gäste, die im Rahmen einer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Markterkundungsreise das Land besuchten, von den Bauaktivitäten in der Hauptstadt dennoch. Das Unternehmen Naue, das Geobaustoffe produziert und bereits im Nachbarland Kasachstan aktiv ist, sieht Geschäftschancen bei kirgisischen Straßen- und Tunnelbauprojekten. Die international tätige Architekturfirma Chapman Taylor mit Sitz unter anderem in Düsseldorf sondiert den Markt in Kirgisistan, nachdem ihre Masterpläne und Designs bereits in Nachbarländern Kasachstan und Usbekistan Anklang gefunden haben.

Top-5 der größten kirgisischen Bauunternehmen im Jahr 2023 *)
1. IHLAS6. Pamir Construction
2. Elite House7. Royal Construction
3. Avantgarde Style8. Munara Construction
4. Alpha Construction9. KUT
5. Vision Group10. CapstroyKG
* berücksichtigt wurden verschiedene Kriterien berücksichtigt, darunter die Anzahl der Beschäftigten, der Umsatz und der Gewinn.Quelle: Portal economist.kg 2025 (basierend auf Daten des Nationalen Statistikkomitees)

Kirgisistan will das größte Skiressort Zentralasiens bauen

Die deutsche Delegation nach Kirgisistan gelockt hat auch ein kürzlich gestartetes Großprojekt im Bereich Tourismus. Die kleine Gebirgsrepublik will in den nächsten Jahren das größte Skigebiet in Zentralasien bauen. Bis 2028 sollen 250 Pistenkilometer, dutzende Skilifte und zahlreiche Hotels verschiedener Preisklassen mit insgesamt 7.000 Betten entstehen. Die ersten sechs Seilbahnen sollen Gästen schon im Winter 2026/2027 rund 60 Kilometer Pisten zugänglich machen. Bei der Ausstattung und Planung setzt die Regierung auf Technik und Know-how aus Europa, darunter:

  • Skilifte von Doppelmayr (Österreich),
  • einen Masterplan von Societe des Trois Vallées (Frankreich),
  • Pistendesigns von MDP Consulting (Frankreich).

Beim Bau von Hotels, Restaurants und Wellnesszentren setzt die kirgisische Regierung auf private Investoren. Im Juni 2025 wurden erste Landplots an in- und ausländische Investoren versteigert, die sich dazu verpflichten mussten, ihre Projekte innerhalb von zwei Jahren abzuschließen. Das Bauministerium bestätigte, dass vor allem Landplots, die für Fünf-Sterne-Hotels vorgesehen sind, bei in- und ausländischen Investoren hoch im Kurs gestanden hätten. Die Gewinner dieser und folgender Auktionen könnten mögliche Abnehmer von Bau- und Architekturdienstleistungen sein und sollten deshalb im Auge behalten werden.

Neben den Skigebieten wird auch der Badetourismus weiter ausgebaut. Bei Gesprächen im Wirtschaftsministerium erfuhr Germany Trade & Invest von Plänen, mehrere Fünf-Sterne-Hotels an der Küste des Hochgebirgssees Issyk-Kul zu errichten. Darunter ist auch ein Hotel der Kette Ramada, welches am fast noch unbebauten Südufer des Sees entstehen soll.

Auswahl an Bauprojekten in Kirgisistan *)Investitionssumme in Millionen US-Dollar
Projekt

Investitionssumme

ProjektstandAnmerkungen
Smart-City Asman

20.000

PlanungCITIC Merchant
Skigebiet Ala-Too Resort

mindestens 1.200 

UmsetzungStaatliches Unternehmen Ala-Too Resort und internationale Investoren
Handels- und Logistikstadt Manas

etwa 700

UmsetzungKirgisisch-Chinesische Investitionsholding
Bau des Gebirgs- und Erholungskomplexes Karkyra

191

UmsetzungEkoGorod Karkyra
Hotelkomplex Manas Tower 45

160

UmsetzungVerwaltung des Präsidentenamtes und der französische Investor Michaël Azoulay
Stadion Bishkek Arena

60

UmsetzungOrdo Kurulush Company
Hochhaus AlaTower in Bischkek

etwa 20

UmsetzungSchaako
Verwaltungskomplex für Ministerien und Behörden Kirgisistans

k.A.

UmsetzungStaatliches Bauunternehmen Kyrgyzstroyservice
Ökostadt Kemin City

 k.A.

Planung Verwaltung des Bezirks Kemin
* ohne Infrastrukturvorhaben.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Vielerorts stoßen die Bauaktivitäten bereits an Grenzen 

In dicht besiedelten Städten und Tourismuszentren stoßen die Bauvorhaben bereits an ihre Grenzen. Während beispielsweise in Bischkek Wohnhäuser wie Pilze in die Höhe schießen, herrscht beim Ausbau des Personennahverkehrs Stillstand. Die Stadt hat ein massives Stauproblem. Der Badeort Tscholpon-Ata wirkt mit seinen teils unbefestigten Straßen und der schlechten Anbindung improvisiert und nicht bereit für Fünf-Sterne-Hotels. An anderen Küstenabschnitten ist es kaum besser.

Im Nationalpark Ala-Archa würden jüngst gestartete Arbeiten an Hotels und Gondeln sogar gegen kirgisisches Recht verstoßen, so Umweltaktivisten im Interview mit dem Portal The Diplomat. Ausländische Unternehmen könnten sich mit ihren Erfahrungen in den Bereichen Raumplanung und Nachhaltigkeit in Zukunft einbringen, beispielsweise über Programme internationaler Geberbanken.

Internationale Geber haben Mobilität und Nachhaltigkeit im Blick

In der Vergangenheit haben die Asiatische Entwicklungsbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Mobilitätsprojekte in Kirgisistan gefördert. Aktuell berät die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit das Land beim Übergang zur grünen Wirtschaft.

Baumaschinen werden vor allem aus China importiert

Bei Ausrüstungen für das Bauen sind die Aussichten weniger gut. Zwar nahmen die Importe in den letzten Jahren stark zu, die Technik stammt aber überwiegend aus China. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass chinesische Firmen bei vielen Infrastrukturvorhaben, wie beispielsweise einer neuen Bahnverbindung von China über Kirgisistan nach Usbekistan, als Auftragnehmer und chinesische Banken als Geldgeber fungieren. Deutschland sticht nur bei der Einfuhr von Gabelstaplern und Hebeausrüstung (HS-ZTPos. 8427) hervor, wo es den ersten Rang einnimmt.

Import ausgewählter Baumaschinen hat sich wertmäßig mehr als verdoppeltIn Millionen US-Dollar
Technik (HS-ZTPos.)

2022

2023

2024

Kräne, einschließlich Seilkräne (8426)

2,0

5,8

11,5

Gabelstapler; Hebeausrüstung (8427)

3,0

9,0

14,9

Hebe-, Transport-, Lademaschinen (8428)

10,2

15,2

22,4

selbstfahrende Bulldozer, Bagger,... (8429)

48,9

81,9

101,6

Maschinen zum Bewegen, Planieren,... (8430)

5,6

18,5

11,9

Gesamtimporte

69,7

130,4

162,3

Quelle: UN Comtrade 2025

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