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Branchen | Kroatien | Tourismus

EU-Mittel treiben Investitionen in nachhaltigen Tourismus an

Kroatien will den Tourismus im Land nachhaltiger und digitaler gestalten. Rund 350 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Große Summen fließen zum Beispiel in staatliche Kurorte.

Von Snjezana Buhin Peharec, Kirsten Grieß | Zagreb

Der kroatische Plan zur Umsetzung des EU-Aufbau- und Resilienzfonds (ARF) sieht 289 Millionen Euro für Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus vor. Die entsprechenden Ausschreibungen sind inzwischen abgeschlossen. Ende Januar 2024 unterzeichnete das kroatische Ministerium für Tourismus und Sport die ersten Verträge und startete die Projekte. Mit weiteren 60 Millionen Euro aus dem kroatischen Haushalt erreicht die Gesamtsumme der Zuschüsse knapp 350 Millionen Euro. Davon fließen 184 Millionen in öffentliche Projekte, der Rest unterstützt private Investoren. 

Ziel des Plans ist es, den kroatischen Tourismussektor umzubauen und zu stärken. Aktuell weist die Branche zwei zentrale Schwächen auf: Die Nachfrage nach touristischen Angeboten ist saisonal getrieben und konzentriert sich auf die überlasteten Küstengebiete. Hier setzen die Projekte an, sie sollen mit hochwertigen Angeboten abseits der Küstenregion eine landesweit ausgeglichene touristische Abdeckung schaffen. Im Fokus steht der Ausbau des Wellness- und Gesundheitstourismus. Kroatien verfügt bereits über eine Reihe staatlicher Reha- und Kureinrichtungen, die allerdings oft marode sind und modernisiert werden müssen. Knapp ein Drittel der vorgesehenen Fördermittel, rund 122 Millionen Euro, sind für die Sanierung vorgesehen.

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Investitionsschub für staatliche Kurorte

Insgesamt 13 Modernisierungsprojekte im staatlichen Kurwesen erhalten Zuschüsse. Das Investitionsvolumen summiert sich auf 170 Millionen Euro. Der überwiegende Teil der Projekte befindet sich auf dem Festland, wo es zahlreiche Thermalquellen gibt. Die Vorhaben zielen darauf, Unterkünfte und Kureinrichtungen umfassend zu renovieren und zu erweitern. Das Angebot an Rehabilitations- und Kurleistungen soll damit deutlich aufgewertet werden. Vorgesehen sind auch Investitionen in erneuerbare Energieerzeugung sowie die Verbesserungen der Energieeffizienz der Gebäude. Ein weiterer Teil der Gelder fließt zudem in die Anschaffung von immersiven Erlebnistechnologien, etwa Erlebniswelten unter Einsatz von Virtual Reality oder Augmented Reality, sowie die Digitalisierung der Einrichtungen. 

Das mit Abstand größte Projekt ist in der zentralkroatischen Stadt Bjelovar geplant. Dort entstehen für 38 Millionen Euro neue Thermalbäder mit geothermischem Heilwasser. Im südlich der Hauptstadt Zagreb gelegenen Kurort Topusko stehen 28 Millionen Euro bereit, um Kureinrichtungen zu modernisieren und ein zeitgemäßes Reha- und Wellness-Angebot zu schaffen. In den traditionsreichen Kurorten Stubičke Toplice, Daruvar und Varaždinske Toplice wollen die dortigen Rehakliniken jeweils 17 Millionen Euro in den Ausbau und die Modernisierung von Kurhotels und deren Leistungsangebot investieren.

Ein Kurhotel entsteht für knapp 13 Millionen Euro im slawonischen Ort Lipik. Eine ähnlich hohe Summe wird in den Umbau des verfallenen Schlosses Inkey nahe der nordöstlich gelegenen Stadt Koprivnica investiert. Eine hochwertige Spa-Anlage ist Kern des Projekts. Beihilfen von 1,6 Millionen Euro fließen zudem in die Modernisierung des Spezialkrankenhauses Naftalan in Ivanić-Grad. Für Heilbehandlungen arbeitet man dort mit dem natürlichen Heilöl Naphthalin. 

An Kroatiens Küste werden fünf Projekte mit insgesamt 26,1 Millionen Euro bezuschusst. Es handelt sich um umfassende Modernisierungen der staatlichen Rehakliniken in Crikvenica, Biograd na Moru, Makarska sowie um die Modernisierung der Einrichtungen auf den Inseln Lošinj und Korčula.

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EU-Finanzhilfen auch für private Investitionen 

Von den Förderungen profitieren auch knapp 60 Vorhaben privater Touristikunternehmen. Insgesamt wurden 166 Millionen Euro für Projekte der grünen und digitalen Transformation der Branche zugesagt. Dabei überwiegen Investitionen in den Bau von kleineren Hotels im Premiumsegment und Maßnahmen zur Energieeinsparung.

Geplant sind auch Projekte im Gesundheitstourismus. Der slowenische Betreiber der Therme Tuhelj in der Region Hrvatsko zagorje will bis Mitte 2025 insgesamt 22 Millionen Euro für den Ausbau des Kurbades bereitstellen. In Samobor plant ein privater Investor den Neubau einer Spezialklinik für physikalische und rehabilitative Medizin. Das Projekt befindet sich im Einzugsgebiet von Zagreb. Veranschlagt sind dafür mehr als 10 Millionen Euro. Beide Vorhaben erhalten EU-Zuschüsse von jeweils 6,6 Millionen Euro.

Geschäftschancen für die Gesundheitswirtschaft

Die vom ARF bezuschussten Vorhaben müssen einen Nachhaltiggkeitsaspekt aufweisen. Alle Ausschreibungen werden im EU-Amtsblatt veröffentlicht. Auch bei der Auftragsvergabe spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Das räumt Anbietern besonders klimaschonender Techniken deutlich bessere Chancen ein.

Bei der Anschaffung moderner Medizintechnik und medizinischer Ausrüstung ist Kroatien stark auf Importe angewiesen. Deutsche Hersteller können hier punkten. Im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik sind bis 2027 weitere 90 Millionen Euro für die Entwicklung des Gesundheitstourismus eingeplant. Die Ausschreibungen erster Projekte sollen Ende 2024 oder Anfang 2025 starten.

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