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Special | Kroatien | EU-Förderung

Förderung im Rahmen der Kohäsionspolitik

Der aktuelle EU-Finanzrahmen für die Jahre 2021 bis 2027 stellt Kroatien umfangreiche Fördermittel für Wachstum, Transformation und regionale Entwicklung bereit.

Von Snjezana Buhin Peharec, Kirsten Grieß | Zagreb

Bis zum Jahr 2027 stehen Kroatien insgesamt rund 13 Milliarden Euro an EU-Mitteln zur Verfügung. Davon können über 8,7 Milliarden Euro für kohäsionspolitische Fördermaßnahmen eingesetzt werden. Grundlage ist das Partnerschaftsabkommen zwischen der Europäischen Kommission und der kroatischen Regierung, das am 29. September 2022 unterzeichnet wurde. Der Partnerschaftsvertrag definiert die strategischen Ziele und die entsprechenden Umsetzungsprogramme.

Komfortable Mittelausstattung dank weiterer EU-Fonds

Die Kohäsionsförderung in Kroatien fußt auf drei operationellen Programmen. Das Programm für Wettbewerbsfähigkeit und Kohäsion ist mit 5,2 Milliarden Euro am üppigsten ausgestattet. Für Maßnahmen zur Stärkung des Humanvermögens stehen knapp 2 Milliarden Euro bereit. Weitere 1,6 Milliarden Euro fließen über das integrierte territoriale Programm in die industrielle Transformation der Regionen sowie in die nachhaltige Entwicklung von Inseln und Städten.

Zusätzlich kann Kroatien über weitere EU-Fonds erhebliche Mittel abrufen. An erster Stelle stehen Direktzahlungen für den Agrarsektor in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Für die ländliche Entwicklung sind weitere 1,5 Milliarden Euro vorgesehen, für die Fischereipolitik 244 Millionen Euro. Hinzu kommen Gelder für grenzüberschreitende Projekte sowie für Maßnahmen in der Sicherheits- und Migrationspolitik. 

Insgesamt erhält Kroatien rund 13 Milliarden Euro aus dem aktuellen EU-Haushalt. Laut ersten Berechnungen der Europäischen Kommission könnten die Mittelzuweisungen an Kroatien im nächsten mehrjährigen Finanzrahmen von 2028 bis 2034 sogar auf 16,8 Milliarden Euro ansteigen.

Nach schwachem Start nimmt die Umsetzung Fahrt auf

Anders als beim Wiederaufbaufonds hinkt Kroatien bei der Ausschöpfung der Kohäsionsmittel bislang hinterher. Gemeinsam mit Spanien ist das Land europäisches Schlusslicht: Im Herbst 2025 lag die Abrufquote bei lediglich 6,4 Prozent. Die Regierung will jetzt gegensteuern – mit ersten spürbaren Effekten für Unternehmen. Im laufenden Jahr 2025 werden neue Ausschreibungen im Umfang von über 550 Millionen Euro an direkten Fördergeldern gestartet. Der Großteil der Mittel fließt in Zuschüsse für Investitionen in Forschung und Entwicklung. Die Förderung ist bei Unternehmen sehr beliebt, sodass längst nicht alle Anträge berücksichtigt werden können.

Beschleunigte Ausschreibungen bergen jedoch auch Risiken. "Wenn viele Ausschreibungen gleichzeitig veröffentlicht werden, bleibt wenig Zeit für eine gründliche Vorbereitung. Das führt zu schwachen Projektanträgen. Und genau diesen Weg sollten wir nicht einschlagen", warnt Unternehmensberaterin Ana Fresl. Fachleute befürchten zudem, dass sich die schleppende Mittelvergabe in der kommenden Förderperiode fortsetzen könnte. Unternehmen müssten dann womöglich bis 2030 auf nennenswerte Zuwendungen warten.

Kapazitätsengpässe bremsen Infrastrukturprojekte

Die parallele Umsetzung von Investitionen aus dem EU-Wiederaufbaufonds und den regulären Förderprogrammen führt vielerorts zu Kapazitätsengpässen. Dies gilt vor allem in der Projektplanung und -umsetzung. Besonders stark betroffen ist der kroatische Bausektor, der seit Jahren unter einem Mangel an Fachkräften leidet. Viele Bauunternehmen sind nach wie vor mit öffentlichen Bauprojekten zur Beseitigung der Erdbebenschäden von 2020 ausgelastet.

Vor diesem Hintergrund konnte die Vergabe von Kohäsionsmitteln für erste Infrastrukturvorhaben erst Mitte 2024 beginnen. Im Fokus standen Investitionen in die Wasser- und Abwassernetze, den Ausbau der Hafeninfrastruktur sowie die Erweiterung der Abfallbehandlungskapazitäten. Zuschüsse erhielten unter anderem die Abfallwirtschaftszentren im nordwestlichen Landesteil sowie in den Gespanschaften Karlovac und Dubrovnik-Neretva. Insgesamt sind für den Abfallsektor 167 Millionen Euro aus Kohäsionsmitteln vorgesehen.

Mit 980 Millionen Euro fließt der größte Teil der Einzelposten in den Ausbau der intermodalen Verkehrsinfrastruktur. Es folgt die Wasserwirtschaft mit 695 Millionen Euro. Für den Hochwasser- und Brandschutz sowie Maßnahmen zur Klimaanpassung sind weitere 407 Millionen Euro eingeplant. Energieeffizienzmaßnahmen können mit bis zu 424 Millionen Euro gefördert werden – davon sollen 150 Millionen Euro als zinsgünstige Kredite direkt an Unternehmen gehen. Für die Förderung von Fotovoltaik, Geothermie und Pilotprojekten zur energetischen Abfallverwertung stehen 95 Millionen Euro bereit.

Berater unterstützen bei komplexen Vergabeverfahren

Grundsätzlich gilt jedoch: In Kroatien sind Ausschreibungs- und Vergabeverfahren komplex und langwierig. Lokale Marktexperten empfehlen ausländischen Unternehmen dringend, bei Interesse an EU-Fördermitteln aus kroatischen Programmen einen auf EU-Projekte spezialisierten Berater einzubinden. Das ist auch für Unternehmen ratsam, die ihre Produkte oder Dienstleistungen im Rahmen öffentlicher Auftragsvergaben platzieren möchten.

Insbesondere bei der Vorbereitung von Angeboten und Projektanträgen gemäß den einschlägigen Vergabevorschriften können sachkundige Berater wertvolle Unterstützung leisten. Das gilt ebenso für die Beobachtung von Ausschreibungen und die Auswahl geeigneter Programme. Die Deutsch-Kroatische Industrie- und Handelskammer (AHK Kroatien) kann bei der Suche nach passenden Beratungsangeboten vermitteln.

Operationelles Programm für Wettbewerbsfähigkeit und Kohäsion
PrioritätAuswahl von Förderaktivitäten

Mittelzuweisung der EU in Millionen Euro

Insgesamt 

5.203,0

1. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch Investitionen in Forschung und Innovationen, in Digitalisierung von Unternehmen und den Ausbau von Kompetenzen für eine intelligente SpezialisierungInnovationsvoucher für KMU; Förderung von Digitalisierung und grünen Technologien; Finanzierungsinstrumente für Start-ups und junge Unternehmen; Förderung grenzüberschreitender (Spitzen-)Forschungsprojekte

1.197,6

2. Stärkung der digitalen KonnektivitätAusbau des Hochleistungsbreitbandnetzes im ländlichen Raum

51,8

3. Energieeffizienz, Ausbau von erneuerbaren Energien, Klimawandel, Umweltschutz und RessourcennachhaltigkeitEnergetische Sanierung öffentlicher Gebäude; günstige Kredite für energetische Sanierung von Mehrfamilienhäusern; Förderung des Einsatzes erneuerbarer Energien; Investitionen in Geothermie, Wasserstoff, Energiespeicherung und Smart Grids; Vorzeigeprojekte für alternative Verkehrsinfrastruktur; Hochwasserschutz; Ausbau und Modernisierung der Wasserversorgung, Reduzierung der Wasserverluste im Leitungsnetz; Abwasserentsorgung und Klärung; Ausbau von Recyclingkapazitäten und Abfallwirtschaftszentren; Förderung von Innovationen für Kreislaufwirtschaft

2.081,5

4. Nachhaltige intermodale städtische MobilitätKauf neuer Straßenbahnen und Busse für den ÖPNV, Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität; Ausbau von Radwegen; Digitalisierung des ÖPNV

213,4

5. Nachhaltiger, intelligenter und sicherer VerkehrssektorModernisierung und Ausbau der Eisenbahnstrecken Dugo Selo-Novska und Knin-Zadar; Ausbau von Schnellstraßenverbindungen; Digitalisierung von Flughäfen; multimodale Logistikinfrastruktur

1.010,3

6. Ausbau des Gesundheitssektors, Stärkung der sozialen Integration, Bildung und des lebenslangen LernensInvestitionen in medizinische Grundversorgung sowie Allgemein- und Spezialkrankenhäuser; Stärkung der Notfallmedizin; Ausbau und Ausstattung von Gesundheitseinrichtungen für neue Volkskrankheiten (Krebs, Allergien usw.); Digitalisierung/IT-Integration im Gesundheitssektor; Investitionen und Digitalisierung im Schulwesen

648,4

Quelle: Ministerium für regionale Entwicklung und EU-Fonds (September 2025)

 

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