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Zukunft vieler Projekte in Kuwait ungewiss

In Kuwait ist die Pipeline geplanter Projekte lang, schließlich verfügt der Ölstaat über ausreichend Kapital. Politische Konflikte verzögern jedoch immer wieder Projekte.

Von Robert Espey | Dubai

In Kuwait sank der Wert neu vergebener Projekte 2022 nach Angaben der Projektdatenbank MEED auf den tiefsten Stand seit 2004. Das Projektvolumen schrumpfte auf nur noch 2,4 Milliarden US-Dollar (US$). Der bisherige Höchststand wurde 2015 mit 29,1 Milliarden US$ erreicht.

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Projektvolumen ist deutlich gestiegen

Das Jahr 2023 hat eine deutliche Erholung gebracht. In den ersten zehn Monaten wurden Projektverträge für insgesamt 6,6 Milliarden US$ unterzeichnet. Staatliche Auftraggeber dominierten mit einem Anteil von 96 Prozent.

Im Zehnmonatszeitraum war die Kuwait Public Authority for Housing Welfare mit Vergaben in Höhe von 2,1 Milliarden US$ der größte Projektbetreiber. Die Organisation ist für den Bau von Wohnungen für die 1,5 Millionen Inländer zuständig. Die Aufträge bezogen sich unter anderem auf die Wohnprojekte South Saad Al-Abdullah Residential City, Sabah Al Ahmad Residential City und Al Mutlaa Residential City.

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Das Ministerium für Strom, Wasser und erneuerbare Energien vergab Projekte für 1,7 Milliarden US$. Allein für den Sabiya-Kraftwerkskomplex wurden zwei Großaufträge über insgesamt 1,1 Milliarden US$ abgeschlossen. Im August 2023 hat die kuwaitische Firma Alghanim International General Trading & Contracting einen Auftrag für ein neues kombiniertes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Sabiya mit einer Leistung von 0,9 Gigawatt erhalten. Die Kosten belaufen sich auf 836 Millionen US$. Die Bauarbeiten sollen 2024 beginnen und 2027 abgeschlossen sein.

Ein Konsortium aus Heisco und Mitsubishi Power erhielt einen Auftrag zur Modernisierung von acht Dampfturbinen, die in Sabiya zwischen 1998 und 2000 in Betrieb genommen wurden. Die Kosten betragen 298 Millionen US$.

Auf die Kuwait Oil Company entfiel ein Auftragsvolumen von 1,5 Milliarden US$. Das größte Vorhaben ist ein 0,5- Milliarden-US$-Projekt der Raffinerie Mina Al Ahmadi.

Lange Liste geplanter Projekte mit vielen Fragezeichen

MEED weist über 200 Projekte aus, die in den nächsten beiden Jahren vergeben werden könnten. Ihr Gesamtwert liegt bei 100 Milliarden US$. Die Zukunft der meisten gelisteten Vorhaben ist allerdings ungewiss. Das zerstrittene politische System verursacht im kuwaitischen Projektmarkt große Verzögerungen und häufige Planungsänderungen.

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Zu den am längsten diskutierten Großprojekten gehört der Al Zour Petrochemical Complex. Das mit 10 Milliarden US$ kalkulierte Vorhaben ist seit 2006 in Planung. Mehrfach wurde es auf Eis gelegt und dann wieder reaktiviert. Im Sommer 2023 kam das Projekt erneut zum Stillstand. Seit November gibt es aber wieder Bewegung. Weitere Durchführbarkeitsstudien sollen erstellt werden. Die Zuständigkeit für das Projekt liegt seit 2016 bei der Kuwait Integrated Petroleum Industries Company, einer Tochter der Kuwait Petroleum Corporation.

Ein weiteres Großprojekt mit sehr langer Planungsgeschichte ist der Bau eines Eisenhahnnetzes. Derzeit sind für die auf 8 Milliarden US$ geschätzte 1. Projektphase Design- und Planungsleistungen ausgeschrieben. Neun Angebote liegen seit September 2023 vor. Phase 1 besteht aus fünf Segmenten mit einer Gesamtlänge von 265 Kilometern. Die Strecke soll vom neuen Hafen Boubyan im Norden über Kuwait City zur saudi-arabischen Grenze im Süden verlaufen.

Die touristische Erschließung der Insel Falaika ist ein seit 2003 diskutiertes Großprojekt mit einem Investitionsvolumen von über 2 Milliarden US$. Im Juni 2023 hat das Kabinett darüber beraten, das Vorhaben privaten Investoren anzubieten. Projektbetreiber ist die Stadtverwaltung von Kuwait City.

Keine konkreten Pläne für grüne oder blaue Wasserstoffprojekte

In Kuwait gibt es weiterhin keine Pläne zur Erzeugung von grünem oder blauem Wasserstoff. Anfang 2021 hat ein staatlich geförderter Think Tank, die Kuwait Foundation for the Advancement of Sciences, ein Papier mit dem Titel "Towards a Hydrogen Strategy for Kuwait" vorgelegt. Dort wird eine parallele Entwicklung einer blauen und grünen Wasserstoffproduktion vorgeschlagen.

Zur Herstellung von grauem Wasserstoff muss Kuwait aufgrund zu geringer Gasvorkommen auf Öl oder Ölerzeugnisse zurückgreifen. Kuwait importiert Flüssiggas zur Versorgung seiner Kraftwerke und arbeitet an einer Steigerung der lokalen Gasförderung.

Erneuerbare Energie führen weiterhin ein Schattendasein

Im Bereich der erneuerbaren Energien bleibt die Diskrepanz zwischen offiziell verkündeten Zielen und den realen Entwicklungen gewaltig. Kuwait hatte sich für 2020 einen Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung von 5 Prozent vorgenommen. Dieser soll bis 2030 auf 15 Prozent steigen. Gemäß Regierungsplanung müssten zur Realisierung dieser Quote bis 2030 die Solar- und Windkraftkapazitäten auf 4 bis 5 Gigawatt steigen.

Derzeit haben erneuerbare Energien einen Anteil von 0,3 Prozent an den Kraftwerkskapazitäten. Die 70 Megawatt sind im Shagaya-Energiepark installiert, der 2014 errichtet wurde. Jeweils 10 Megawatt entfallen auf ein Windkraftwerk und eine Fotovoltaikanlage, die 2017 in Betrieb gingen. Ein 50-Megawatt-CSP-Kraftwerk (Concentrated Solar Power) arbeitet seit 2018. In diesem Projekt war das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner als Berater tätig. Betreiber des Energieparks sind das Kuwait Institute for Scientific Research und das Ministerium für Strom, Wasser und erneuerbare Energien.

Nach derzeitiger Planung soll die weitere Entwicklung des Shagaya-Energieparks in vier Phasen erfolgen. Als 1. Ausbauphase ist ein 1.100 Megawatt Fotovoltaikkraftwerk geplant. Eine 200 Megawatt CSP-Anlage sowie zwei Solarprojekte mit 1.500 beziehungsweise 1.700 Megawatt sollen folgen. Wann beziehungsweise ob die Ausbauphasen realisiert werden, ist schwer vorhersagbar.

Die Projektdatenbank MEED gibt den Wert der geplanten konventionellen Kraftwerksprojekte mit rund 19 Milliarden US$ an. Viele der Vorhaben stecken allerdings seit Jahren in der Planungsphase fest.

Kuwait: Geplante konventionelle Kraftwerksprojekte (Auswahl)

Projekt

Investitionswert (Mio. US$)

Projektstand *)

Projektbetreiber

Al Zour North Power and Water Desalination Plant Plant: Phase 2 and 3

4.000

PQ

Kuwait Authority for Partnership Projects / Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

Nuwaiseeb Power and Water Desalination Plant: Phase 1

3.500

ST

Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

Doha East Power and Desalination Plant

2.000

ST

Kuwait Authority for Partnership Projects

Al Khiran Power and Desalination Plant: Phase 1

2.000

PQ

Kuwait Authority for Partnership Projects / Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

Shuaiba South Power and Desalination Plant

1.800

ST

Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

Nuwaiseeb Power and Water Desalination Plant: Phase 2: 3600 MW

1.000

ST

Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

Rehabilitation of Az-Zour South Power And Water Distillation Station

534

AP

Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

Gas Turbines at North Shuaiba Station

500

AP

Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

Subiya Power Station into Combined Cycle 250 MW: Gas Turbines Phase 2

450

AP

Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

Upgrade and  Development of Doha Western Power Station

150

AP

Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy

* PQ = Präqualifizierung, ST = Studie, AP = AngebotsprüfungQuelle: MEED Projects 2023, Rechrechen von Germany Trade & Invest 2023

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