Wirtschaftsausblick | Malta
Maltas Wirtschaft wächst trotz unsicherer Weltkonjunktur
Das maltesische Bruttoinlandsprodukt wird 2025 stärker als in jedem anderen EU-Land wachsen. Das erwartet die Europäische Kommission in ihrer jüngsten Prognose.
02.06.2025
Von Torsten Pauly | Valletta
Top-Thema: Malta forciert Ausbau erneuerbarer Energien
Malta will seinen Energiemix umbauen, insbesondere durch den Bau von Offshore-Windparks. Um dieses Ziel zu erreichen, schreibt die Regierung ein erstes Areal mit einer Kapazität von bis zu 320 Megawatt aus. Die Bewerbungsfrist zur Präqualifizierung ist bis zum 06. Juni 2025 verlängert worden.
Malta hat dank seiner Lage im südlichen Mittelmeer hervorragende Voraussetzungen zur Nutzung von Wind- und Solarenergie. In einer 2024 veröffentlichten Strategie weist die Regierung insgesamt sechs Seezonen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen aus. Auch schwimmende Solarparks entstehen. Hierfür gab es 2024 ebenso erste Ausschreibungen wie für Batteriespeicher. Weitere sollen folgen. Zudem wird ein zweites Unterwasserkabel, das Malta mit Sizilien verbindet, den Inselstaat ab 2026 besser an das kontinentaleuropäische Netz anbinden.
Investitionen in erneuerbare Energien sind nötig, denn Malta will 2030 ein Viertel seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken. Noch 2022 hat Malta seine Versorgung laut der Internationalen Energieagentur zu 94 Prozent mit importierten fossilen Brennstoffen bestritten. Eine Energiepreisbremse der Regierung ist verantwortlich dafür, dass Maltas Haushaltsdefizit seit 2022 deutlich über der für Euroländer vereinbarten Quote von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) liegt. Zudem erhöht das seit Jahren hohe Wirtschaftswachstum den Energiebedarf stark.
Wirtschaftsentwicklung: Konjunktur bleibt robust
Maltas reales BIP soll 2025 um 4,1 Prozent wachsen. Dabei steigen sowohl der Konsum als auch die Investitionstätigkeit dynamisch. Dies eröffnet viele Lieferchancen: Maltas Inlandsnachfrage steigt 2025 real um 3,1 Prozent, ebenso die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen. Dies erwartet die Europäische Kommission in ihrer jüngsten Frühjahrsprognose.
Malta erwirtschaftet hohe Überschüsse in der Leistungsbilanz - dank einer hohen Wettbewerbsfähigkeit in Dienstleistungssparten wie dem Tourismus, dem Logistiksektor und der Informations- und Kommunikationstechnologie. Die Zahl der ausländischen Gäste stieg 2024 um 19,5 Prozent auf einen Rekordstand von 3,6 Millionen Besuchern.
Eine geringe Bedeutung haben dagegen das verarbeitende Gewerbe und der Warenexport. Obwohl die USA 2024 etwa 5,3 Prozent der maltesischen Güterausfuhr abgenommen haben, wirken sich die zur Diskussion stehenden US-Zollerhöhungen daher weniger auf die Gesamtkonjunktur aus als in anderen EU-Staaten. Die Europäische Kommission schätzt, dass Malta seinen Export von Waren und Dienstleistungen 2025 preisbereinigt um 3,5 Prozent steigert.
Bevölkerungsanstieg erhöht Nachfrage
Die Beschäftigung wird 2025 um 3,1 Prozent zulegen, prognostiziert die Europäische Kommission. Im Jahr 2024 gab es sogar einen Anstieg um 5,1 Prozent. Maltas seit Jahren hohes Wirtschaftswachstum bringt einen Stellenaufbau mit sich, den der heimische Arbeitsmarkt nicht decken kann. Die Europäische Kommission erwartet, dass die Arbeitslosenquote zwischen 2024 und 2026 konstant niedrig bei 3,1 Prozent liegt.
Vor diesem Hintergrund kommt es zum starken Zuzug von Arbeitskräften aus der EU, aber auch aus dem Commonwealth. Dieser hat die Einwohnerzahl Maltas von 2020 bis 2024 um 9,4 Prozent auf 563.000 steigen lassen. Der Anstieg der Bevölkerung erhöht die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen aller Art. Im Jahr 2025 wird sich der Konsum der maltesischen Haushalte laut Europäischer Kommission preisbereinigt um 4,1 ausweiten. Die Kauflaune fördert auch ein Reallohnanstieg um 1,8 Prozent. Maltas Zentralbank erwartet, dass das real verfügbare Einkommen der Bevölkerung 2025 um 5,5 Prozent zunimmt.
Baukonjunktur läuft wieder rund
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Dynamik führt auch zu einem Bedarf an Hoch- und Tiefbauleistungen. Im Jahr 2024 sind die Preise für Wohnimmobilien um 5,2 Prozent und die Genehmigungen neuer Gebäude um 7,5 Prozent gestiegen. Dazu laufen öffentliche Großvorhaben, etwa im Gesundheitswesen und Abfallmanagement.
Die Europäische Kommission erwartet, dass die Bauinvestitionen auf Malta 2025 und 2026 preisbereinigt real um jeweils 4 Prozent zulegen, nach einem Anstieg um 7 Prozent im Jahr 2024. In den Jahren 2022 und 2023 hatte es Rückgänge gegeben, weil kräftige Zinsanstiege Baufinanzierungen verteuert haben. Zudem gab es starke Preiserhöhungen von Baumaterialien.
Außenhandel: Hoher Importbedarf
Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass die maltesische Wareneinfuhr 2025 um 4,4 Prozent und damit doppelt so stark wie die Güterausfuhr mit 2,2 Prozent steigt. Malta ist bei sehr vielen Produkten auf Importe angewiesen, da diese dort nicht hergestellt werden. Daher hat Malta ein hohes strukturelles Außenhandelsdefizit.
Deutschland hat 2024 etwa 4,6 Prozent der maltesischen Importe geliefert. Bedeutender waren die Mittelmeeranrainer Italien mit 19,6 Prozent, Frankreich mit 12,2 Prozent und Spanien mit 7 Prozent sowie das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland mit 4,9 Prozent.
Schiff- und Flugzeugverlagerungen verzerren die maltesische Statistik. An- und Abmeldungen auf der Insel werden als Ausrüstungsinvestitionen sowie als Warenim- oder -exporte verbucht. Diese haben 2024 etwa 27,5 Prozent der Gesamtausfuhr ausgemacht.
Deutsche Perspektive: Mehr Ein- als Ausfuhren mit Malta
Aus deutscher Sicht lag Malta 2024 als Außenhandelspartner weltweit auf Rang 74. Für maltesische Produzenten war Deutschland in den letzten Jahren jedoch der wichtigste Auslandsmarkt, der 2024 etwa 15,2 Prozent der Warenausfuhr abnahm. Malta erzielt im bilateralen Güteraustausch einen Exportüberschuss, der 2024 etwa 334 Millionen Euro erreicht hat. Dieser liegt vor allem an maltesischen Lieferungen von Elektrotechnik und Spielzeug der Marke Playmobil. Maltas Industrie- und Handelskammer hat einen Deutsch-Maltesischen Wirtschaftsclub.