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Deutscher Außenhandel mit Marokko legte 2024 erneut zu
Marokko verzeichnete in den letzten Jahren einen deutlich steigenden Handelsaustausch mit Deutschland. Wichtigste deutsche Exportgüter sind Kfz, Elektrotechnik und Maschinen.
12.05.2025
Von Ullrich Umann | Casablanca
Die deutschen Warenausfuhren nach Marokko haben 2024 nach Angaben von Destatis um 8 Prozent auf 3,49 Milliarden Euro zugelegt. Die marokkanischen Lieferungen nach Deutschland stiegen um 15 Prozent auf 3,23 Milliarden Euro. Das marokkanische Handelsdefizit verringerte sich infolgedessen um 39 Prozent auf 0,26 Milliarden Euro.
Mit einem Handelsvolumen von 6,72 Milliarden Euro konnte sich Marokko in der Liste der deutschen Handelspartner weltweit um zwei Plätze auf Rang 52 verbessern. Damit hat sich das Königreich vor Ägypten geschoben, das im gleichen Jahr mit einem bilateralen Handelsvolumen von rund 5,5 Milliarden Euro (minus 20,6 Prozent gegenüber 2023) Rang 54 belegte. Als einziges afrikanisches Land war Südafrika mit einem bilateralen Handelsvolumen von 19,6 Milliarden Euro (minus 10,5 Prozent) beziehungsweise Rang 30 besser als Marokko platziert.
Handelsstatistik berücksichtigt keine Drittlandgeschäfte
Für Marokko ist Deutschland der sechstwichtigste Handelspartner nach Spanien, Frankreich, China, Italien und den USA. Tatsächlich ist das bilaterale Handelsvolumen noch größer, da Warenlieferungen in beiden Richtungen zum Teil von deutschen und ausländischen Firmenniederlassungen in Spanien und Frankreich abgewickelt werden. In der deutsch-marokkanischen Handelsstatistik werden diese Drittlandlieferungen nicht berücksichtigt.
Das wichtigste deutsche Exportgut sind Autos, vor allem Premiumfahrzeuge. Es folgen hochwertige Investitionsgüter sowie Vor- und Zwischenprodukte zur Weiterverarbeitung.
Ausfuhrwert | Veränderung | |
---|---|---|
Kraftfahrzeuge | 750,76 | 20,5 |
Elektrotechnische Erzeugnisse | 628,77 | 20,8 |
Maschinen, Apparate und mechanische Geräte | 416,80 | 25,7 |
Kunststoffe und Waren daraus | 276,51 | 13,3 |
Der Industrieausbau findet in Marokko vorrangig in den folgenden Branchen statt: Herstellung von Kfz-Teilen, darunter für E-Fahrzeuge, Herstellung von Flugzeugteilen, von Schienen- und Bahntechnik, von Baumaterial und Baustoffen, von Pumpen und Kompressoren, von Bekleidung sowie von Nahrungsmitteln und Getränken. Für neue Fabriken beziehungsweise für die Modernisierung werden nicht selten deutsche Investitionsgüter importiert, entweder direkt oder auch über Drittländer. Künftig dürften verstärkt Schiffsmotoren und Schiffselektronik aus Deutschland importiert werden, wirbt doch Marokko aktiv ausländische Investoren an, um die Werftenindustrie wiederzubeleben und auszubauen.
Ausfuhrwert | Veränderung | |
---|---|---|
Elektrotechnische Erzeugnisse | 830,9 | 7,3 |
Kraftfahrzeuge | 525,5 | 67,8 |
Bekleidung | 422,8 | 12,0 |
Früchte und Nüsse | 393,2 | 32,2 |
Exportwachstum bei Fertigwaren und Zwischenprodukten
Von der voranschreitenden Industrialisierung und damit von der steigenden Nachfrage nach Ausgangs- und Zwischenprodukten zeugen ebenfalls die deutschen Lieferungen von Metallen und Metallerzeugnissen. So haben die deutschen Ausfuhren von Waren aus Eisen und Stahl im Jahr 2024 um 43,7 Prozent auf 40,2 Millionen Euro angezogen, bei Aluminium und Waren daraus stiegen die Lieferungen um 36,4 Prozent auf 26,2 Millionen Euro, bei Roheisen und Stahl um 31,0 Prozent auf 21,8 Millionen Euro sowie bei Kupfer und Waren daraus um 11,6 Prozent auf 45,5 Millionen Euro.
Deutsche Hersteller elektrotechnischer Erzeugnisse profitieren wiederum vom Ausbau der Stromerzeugung, darunter aus regenerativen Quellen, aber auch vom Ausbau der Kapazitäten zur Stromspeicherung sowie von den Vorbereitungsarbeiten zur Wasserstoffelektrolyse. In jüngster Zeit werden außerdem die Stromübertragungs- und -verteilernetze massiv erweitert. Vorbereitet werden Ausschreibungen zum Bau mehrerer Gaskraftwerke, von Gasleitungen sowie von LNG-Terminals.
Von der boomenden Bauwirtschaft profitieren deutsche Unternehmen durch Beteiligungen an marokkanischen Zement- und Trockengips-Werken. Ebenfalls liefern deutsche Hersteller Bausätze für hochwertige Fenster, Türen und Inneneinrichtungen, die in Marokko zusammengesetzt und verkauft werden.
Beträchtliche Steigerung der Pharmaexporte
Ins Auge fielen in der deutschen Exportstatistik 2024 die steigenden Lieferungen von pharmazeutischen Produkten und Wirkstoffen. Ihr Lieferwert belief sich auf 120,3 Millionen Euro, was eine Steigerung um 41,3 Prozent bedeutete. Zurückzuführen ist das Exportwachstum einmal auf den gestiegenen Bedarf nach Wirkstoffen in der marokkanischen Pharmaindustrie und zum anderen auf die Ausdehnung des gesetzlichen Krankenschutzes auf die gesamte Bevölkerung. Hinzu kommen die Investitionen im privaten Gesundheitssektor, unter anderem, um Marokko attraktiver für zahlungskräftige Patienten aus dem Ausland zu machen.