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Mauretanien sucht Investoren für die Energiewirtschaft
Mauretanien möchte die Stromerzeugung ausbauen. Technologie und Kapital dafür fehlen. Sonne und Wind gibt es dagegen im Überfluss.
11.08.2025
Von Ullrich Umann | Casablanca
Für deutsche Anbieter von Ausrüstungen für die Bereiche Energie- und Elektrotechnik kann die Republik Mauretanien im Nordwesten Afrikas ein interessanter Absatzmarkt werden. Energievorhaben unterschiedlicher Skalierung und Anwendungsgebiete, darunter Wind, Solar, Wasserstoff, Stromspeicher und Netzausbau, befinden sich in der Vorbereitung.
Derzeit erfolgt die Stromerzeugung überwiegend aus importiertem Dieselkraftstoff. Perspektivisch wird mit der 2025 aufgenommenen Erdgasproduktion ein zusätzlicher Energieträger zur Verfügung stehen. Erste Windkraftanlagen generieren ebenfalls Strom, jedoch können ihre Kapazitäten aufgrund unzureichender Übertragungs- und Verteilernetze nur zu etwa 30 Prozent genutzt werden.
Energiepotenzial weitgehend ungenutzt
Mauretanien verfügt über exzellente klimatische Voraussetzungen für den Ausbau von Wind- und Solarenergie. Die jährliche Sonneneinstrahlung beträgt 2.000 bis 2.300 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Küstenregionen bieten starke Windressourcen, eine gute Grundlage für umfangreiche Projekte, vorausgesetzt, das Stromnetz wird ausgebaut.
Aus ökonomischer Sicht erscheint die Energiewende vielversprechend: Die Solarstromkosten liegen lokal zwischen 14 und 38 US-Dollar (US$) pro Megawattstunde. Für Dieselstrom sind dagegen zwischen 80 und 110 US$ pro Megawattstunde aufzuwenden. Die geringen Solarkosten wecken das Interesse internationaler Investoren, unter anderem für die Produktion von grünem Wasserstoff. Die Regierung hat bereits Absichtserklärungen mit vier potenziellen Wasserstofferzeugern unterzeichnet, auch wenn größere Projekte noch ausstehen.
Im Photovoltaikbereich vollzieht sich ein Übergang von Pilot- und Staatsprojekten hin zu einem liberalisierten Markt für unabhängige Stromerzeuger. Masdar (Vereinigte Arabische Emirate) betreibt seit 2013 das erste 15-Megawatt-Solarkraftwerk des Landes, gefolgt vom staatlichen Kraftwerk Toujounine mit 50 Megawatt seit 2017. Weitere Anlagen mit jeweils 50 Megawatt sind in der Planung. Als Standorte kommen Kiffa und Néma infrage. Für die Finanzierung stehen hierfür Mittel der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB; 289 Millionen US$) und aus dem OPEC-Fonds (40 Millionen US$) bereit.
Mauretanien positioniert sich für Wasserstoff
Mehrere Großprojekte mit einer kombinierten Leistung von bis zu 93 Gigawatt (von Konsortien wie CWP Global, Chariot-TotalEren, BP, Masdar u.a.) sollen Mauretaniens Rolle in der globalen Wasserstoffwirtschaft stärken. Vorgesehen ist die Produktion von grünem Ammoniak und Wasserstoff für den Export.
Investor | Kapazität in Gigawatt | Projektbezeichnung |
---|---|---|
CWP Global | 30 | AMAN |
Chariot-TotalEren | 10 | NOUR |
BP | 30 | k.A. |
Infinity Power-Masdar-Conjuncta | 10 | k.A. |
GreenGo Energy | 13 | k.A. |
Mauretanien braucht eine stabile Energieversorgung. Dafür sind Verträge mit internationalen Firmen wichtig, die Elektrolyseure, Batteriespeicher und Smart Grids liefern. Auch eine gute Ausbildung für Fachkräfte ist notwendig. So können Hindernisse für Investitionen in die Energiewirtschaft abgebaut werden. Besonders die schlechte Berufsausbildung und der Mangel an Fachkräften in den Bereichen Energie- und Elektrotechnik machen neue Projekte sehr schwierig.
Erdgasförderung 2025 angelaufen
Mauretanien fördert seit 2025 Erdgas. Das Gas wird verflüssigt (Liquified Natural Gas, LNG). Außerdem sollen mindestens drei Gaskraftwerke gebaut werden. Mauretanien möchte in Zukunft nicht mehr Energie einkaufen, sondern diese selbst verkaufen, zum Beispiel grünen Wasserstoff und Erdgas.
Die Erdgasvorhaben eröffnen Chancen für Zulieferer aus dem deutschen Maschinenbau und der Elektrotechnik. Als besonders interessante Ansatzpunkte gelten: Tiefseebohrausrüstung, FPSO-Einheiten (Floating Production Storage and Offloading), Pipelines, FLNG-Anlagen (Floating Liquefied Natural Gas), LNG-Speichertanks und Gasturbinen, Hochspannungsleitungen sowie Smart-Grid-Technologien.
Im Rahmen des mit dem Nachbarland Senegal gemeinsam verfolgten Projektes Grand Tortue Ahmeyim (GTA) wird LNG bereits kommerziell verschifft. Eine Steigerung der Fördermenge von aktuell 2,4 Millionen Tonnen pro Jahr in Phase 1 auf bis zu 10 Millionen Tonnen ist angestrebt.
Mit BirAllah und Banda bieten zwei weitere, noch nicht erschlossene Gasfelder zusätzliches Ausbaupotenzial. Im Fall von BirAllah sucht die mauretanische Regierung einen strategischen Investor. Über das Gasfeld Banda ist bislang nur bekannt, dass das dort zu fördernde Gas ausschließlich zur Stromerzeugung im eigenen Land genutzt werden soll.
Drei Gaskraftwerke in der Planung
Eigens wurde eine "Gas to Power"-Strategie entwickelt. Demnach wird der Bau von Gaskraftwerken in Auftrag gegeben, zum Beispiel ein 250-Megawatt-Werk, das aus dem GTA-Projekt gespeist werden soll und weitere zwei Gaskraftwerke zu 120 sowie 180 Megawatt für das Erdgas aus Banda. Die Regierung strebt sogar eine vollständige Privatisierung der Stromerzeugung an, um mehr ausländische Investoren ins Land zu locken.
Zur Finanzierung und Planung der künftigen Energiewirtschaft nutzt Mauretanien neben Unternehmen aus dem Ausland auch die bi- und multilaterale Entwicklungszusammenarbeit. Darunter fallen unter anderem die German Energy Solutions Initiative, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die französische Entwicklungsagentur AFD, die Weltbank und die AfDB.
Der jüngst modernisierte regulatorische Rahmen für die Energiewirtschaft ist ein Plus für jeden ausländischen Geldgeber und Investor. Insbesondere das Elektrizitätsgesetz aus dem Jahr 2022 und das neue Wasserstoffgesetz, das Investoren Garantien und Vergünstigungen bietet, ließen das Investoreninteresse steigen.
Deutsche Unternehmen sollten sich dennoch gut vorbereiten: Trotz besserer Geschäftsbedingungen und regulatorischer Reformen gilt es auch große Herausforderungen zu meistern. Dazu gehören hohe Kapitalkosten vor Ort, Netzverluste, ein Mangel an Fachkräften, eine hohe Analphabetenquote sowie niedrige Sozialstandards, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden können.