Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Norwegen | US-Zölle

Norwegen: Pflegt als Nicht-EU-Mitglied eigenständige Zollpolitik

Norwegen weist eine ausgeglichene Handelsbilanz mit den USA auf, nimmt man die Ölexporte aus der Kalkulation raus. 

Von Judith Illerhaus | Stockholm

Die USA liegen nur auf Rang 9 der wichtigsten Exportdestinationen für norwegische Waren. Angeführt wird die Liste vom Vereinigten Königreich mit 19 Prozent. Gefolgt von Deutschland und anderen europäischen Märkten. 

Für die offene, aber vergleichsweise kleine Volkswirtschaft Norwegen mit ihren 5,6 Millionen Einwohnern wäre ein Handelskrieg zwischen der EU und den USA dennoch eine schlechte Nachricht. Auch wenn norwegische Waren selbst nicht von den erhöhten Zöllen betroffen wären, so würden die zum größten Teil exportorientierten Unternehmen doch indirekt unter den Folgen leiden. Denn die EU ist mit Abstand der wichtigste Exportmarkt. 2024 gingen 64 Prozent der Warenausfuhren in die Union. Es drohten Einbrüche in Handel und Investitionen, was wiederum das Wirtschaftswachstum begrenzen würde. 

Besonderheiten in den Wirtschaftsbeziehungen mit den USA

Die Exporte in die USA beliefen sich im Jahr 2024 auf 5,3 Milliarden Euro, was etwa 3,4 Prozent der gesamten Exporte entspracht. Hauptexportgut in die USA waren Erdöl und Erzeugnisse daraus. Betrachtet man allerdings nur die Exporte des Festlands, also alle Exporte außer Gas und Öl, belief sich der Anteil der Ausfuhren in die USA an den Gesamtexporten auf 8,4 Prozent. Diese Unterscheidung in Norwegen ist üblich.

Abseits vom Öl wurden 2024 am meisten Fische und Meerestiere sowie Maschinen und Transportausrüstungen in die USA exportiert. 

Norwegen importiert weitaus mehr Produkte der Kategorien Maschinen und Transportausrüstungen, als es in die USA exportiert. Das Defizit liegt aus norwegischer Sicht bei umgerechnet über 300 Millionen Euro.

Norwegens Top-5 Exportprodukte in die USAIn Mio. Euro, 2024
Produkt

Wert

Erdöl und Erdölerzeugnisse (SITC 33)

969

Fische (SITC 03)

267

Maschinen für verschiedene Zwecke z.B. Pumpen, Armaturen und Apparate für Rohrleitungen, Hebe- und Fördervorrichtungen (SITC 74)

189

Verschiedene bearbeitete Waren, darunter Waffen und Munition, Kunstgegenstände (SITC 89)

171

Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente (SITC 87)

159

Quelle: Eurostat 2025

Herausforderungen und Chancen

Norwegen fällt aufgrund seines Status eines Nicht EU-Landes nicht unter die Zollvorschriften der EU. Das skandinavische Land unterliegt bereits US-Zöllen von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium, die von den USA 2018 eingeführt wurden. Die neue präsidiale Verordnung bedeutet, dass die Zölle auf norwegische Aluminiumexporte in die USA auf 25 Prozent steigen werden. Norwegen exportiert allerdings weder Stahl noch Aluminium in nennenswertem Umfang in die USA, weshalb die direkten Auswirkungen der Zölle begrenzt sind.

Die norwegische Regierung hat bestätigt, dass Norwegen keine Vergeltungsmaßnahmen gegen amerikanische Zölle ergreifen wird, das heißt keine Zölle auf die Einfuhr amerikanischer Waren erheben wird, selbst wenn die Vereinigten Staaten Zölle auf norwegische Waren erheben.

Norwegens größter Unternehmensverband NHO verweist auf eine ausgeglichene Handelsbilanz mit den USA, bei der aus norwegischer Sicht sogar ein leichtes Defizit für Norwegen besteht. Aus Sicht der USA besteht ein Handelsdefizit mit Norwegen. NHO begründet dies mit unterschiedlichen Berechnungsweisen.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.