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Wirtschaftsumfeld | Österreich | Konjunktur

Vorübergehende Schwächephase

Österreichs Wirtschaftswachstum verliert an Kraft, doch das Niveau bleibt hoch. Die meisten Branchen haben die Coronaverluste wettgemacht.

Von Waldemar Lichter | Bonn

Den Schwung der vergangenen beiden Jahre kann die österreichische Wirtschaft momentan nicht beibehalten. Nach acht positiven Quartalen in Folge ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Frühjahr 2023 erstmals zurück – und das sogar stärker als erwartet. Gegenüber dem Vorjahresquartal belief sich der Rückgang im 2. Quartal 2023 real auf 1,1 Prozent und gegenüber dem unmittelbaren Vorquartal auf 0,7 Prozent.

Aufwärtstrend ausgebremst

Nach dem historischen BIP-Einbruch von 6,5 Prozent im Coronajahr 2020 war der österreichischen Wirtschaft bereits im 2. Quartal 2021 die Wende gelungen. Seitdem wuchs sie Quartal um Quartal mit hohen Raten. Diese seien sogar deutlich über den reinen Aufholeffekt nach der Coronakrise hinausgegangen, berichtet Tobias Thomas, Chef des Statistikamts Statistik Austria.

Seit dem Frühjahr 2023 schwächelt und schrumpft die Wirtschaft zwar nun wieder, trotz der Trendwende liegt die österreichische Wirtschaftsleistung aber nach wie vor über dem Vorkrisenniveau. Das BIP sei im 2. Quartal 2023 rund 3,2 Prozent höher als im gleichen Zeitraum 2019 – vor Ausbruch der Coronakrise, so Thomas. "Wir haben also eine Einbremsung der Wirtschaftsleistung, aber all das auf einem beachtlichen Niveau".

Der BIP-Rückgang im Frühjahr 2023 war vor allem auf negative Entwicklungen in Industrie und Handel zurückzuführen. Die Wertschöpfung im Bergbausektor, bei der Herstellung von Waren, in der Energie- und Wasserversorgung sowie Abfallentsorgung sank gegenüber dem Vorjahresquartal insgesamt um 2 Prozent. Im Handel lag das Ergebnis um 6,7 Prozent, im Verkehrssektor um 3,5 Prozent und in der Land- und Forstwirtschaft um 7,8 Prozent unter dem Vergleichswert. Leicht negativ schnitten Baugewerbe (-1,3 Prozent) sowie Beherbergung und Gastronomie (-0,3 Prozent) ab.

Großteil der Branchen über Vor-Corona-Niveau

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Der Informations- und Kommunikationssektor legte zwischen April und Juni 2023 gegenüber dem Vorquartal um 4 Prozent zu. Zudem lagen die Ergebnisse in den meisten Branchen im 2. Quartal 2023 weiterhin real über dem Niveau des 2. Quartals 2019, so Berechnungen des Statistikamtes. Das gilt für sonstige Dienstleistungen (etwa Friseure, Kultur etc.; 10,4 Prozent über dem Stand von Mitte 2019), den Informations- und Kommunikationssektor (8,3 Prozent), den Agrar- und Forstsektor (7,5 Prozent) sowie die Herstellung von Waren, Bergbau und Energiewirtschaft (6,0 Prozent). Darunter lagen lediglich Gastronomie und Beherbergung (-13,6 Prozent), der Handel (-4,9 Prozent) sowie geringfügig der Bau- (-0,8 Prozent) und der Verkehrssektor (-0,1 Prozent).

Tourismus mit guten Ergebnissen

Positive Ergebnisse vermeldet nach den schweren Jahren der Coronakrise der Tourismussektor, der für Österreichs Wirtschaft besonders wichtig ist. Nach Angaben des Statistikamtes hätten die Übernachtungszahlen in der ersten Sommerhälfte 2023 den höchsten Wert seit 1980 erreicht. In den ersten drei Monaten der touristischen Hochsaison (Mai bis Juli) registrierten die österreichischen Beherbergungsbetriebe 39,5 Millionen Übernachtungen. Das waren 6,3 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2022 und 1,7 Prozent mehr als 2019 vor der Coronakrise.

Handelsbilanzdefizit sinkt

Günstiger als in den Vorjahren entwickelt sich für Österreich 2023 die Außenhandelsbilanz. Der Negativsaldo der Handelsbilanz war im Jahr 2021 von 12,9 Milliarden Euro auf 20,6 Milliarden Euro im Jahr 2022 angewachsen. Grund waren vor allem die höheren Preise für importierte Brennstoffe und Energie, die im genannten Zeitraum alleine fast ein zusätzliches Handelsbilanzdefizit von fast 10 Milliarden Euro verursachten und im Jahr 2022 auf etwa 19,5 Milliarden Euro angeschwollen waren. Im 1. Quartal 2023 nahm der Fehlbetrag insgesamt gegenüber dem Vorjahresquartal wieder um 24 Prozent ab.

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