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Branchen | Oman | Abwasserentsorgung

Oman will Abwasserinfrastruktur stark ausbauen

Seit 2021 konzentriert sich die Branche im Sultanat auf zwei Unternehmen. Hohe Investitionen sollen helfen, den steigenden Wasserbedarf für Grünanlagen und Agrarflächen zu decken.

Von Robert Espey | Dubai

Von 2020 bis 2040 will die omanische Regierung 7 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau und die Modernisierung der Abwasserinfrastruktur investieren. Nach Angaben der Projektdatenbank MEED Projects wurden seit 2020 Vorhaben im Gesamtwert von rund 1 Milliarde US$ vergeben. Projekte in der Planungsphase haben aktuell ein Volumen von 2 Milliarden US$. Davon hat gut die Hälfte die Designphase überschritten. Häufig kommt es bei Projekten jedoch zu Verzögerungen.

Neue Organisationsstruktur im Abwassersektor

Die 2021 etablierte Oman Water and Wastewater Services Company (OWWSC) ist landesweit für den Abwassersektor zuständig, außer in der südlichen Provinz Dhofar. Dort ist seit 2021 die Dhofar Integrated Services Company (DISC) verantwortlich. Beide Unternehmen gehören zur staatlichen Nama-Gruppe, die der omanische Staatsfonds Oman Investment Authority kontrolliert.

Die OWWSC entstand aus einer Fusion der seit 2005 aktiven Oman Wastewater Services Company (Haya Water) und der Public Authority for Water (Diam). Die DISC ist ein Zusammenschluss der Salalah Sanitary Drainage Services Company und dem Directorate General of Water in Dhofar.

Haya Water war bis 2014 nur für den Abwassersektor in der Hauptstadtprovinz Maskat zuständig. Für die anderen Regionen mit Ausnahme von Dhofar lag die Verantwortung beim Ministry of Regional Municipalities & Water Resources. Haya übernahm vom Ministerium Kläranlagen mit einer Gesamtkapazität von 52.000 Kubikmetern pro Tag sowie ein Abwassernetz mit einer Länge von 771 Kilometern.

Hoher Bedarf an Brauchwasser erfordert technische Lösungen

In den letzten zehn Jahren hat die OWWSC das Abwassernetz zunächst in der Hauptstadtregion, dann auch in anderen Provinzen erheblich ausgebaut. Allein in Maskat sind die Kapazitäten von 2018 bis 2022 um 70 Prozent auf über 245.000 Kubikmeter/Tag gestiegen.

Die OWWSC betreibt derzeit acht Klärwerke im Raum Maskat und 52 kleine und mittlere Anlagen in anderen Provinzen. Die 60 Kläranlagen verfügten 2022 über eine Tageskapazität von 318.000 Kubikmetern. Der Abwasserzufluss lag bei durchschnittlich 250.000 Kubikmeter/Tag.

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Die OWWSC-Kläranlagen arbeiten zumeist dreistufig und nutzen die MBR-Technologie (Membrane Bio Reactor). Das behandelte Wasser wird vor allem zur Bewässerung von privaten und öffentlichen Grünanlagen sowie in der Landwirtschaft genutzt. Die Belieferung erfolgt über Pipelines oder Tankwagen.

OWWSC bereitete 2022 täglich im Durchschnitt 244.000 Kubikmeter Abwasser auf. Genutzt wurden davon aber nur 131.000 Kubikmeter. Der Rest musste ins Meer und in Wadis (nur temporär wasserführende Flussbette) abgeleitet werden. Der Bau weiterer Pipelines für aufbereitetes Abwasser soll den Anteil des nicht abgeleiteten Wassers stark reduzieren.

Maskat nutzt bereits einen Großteil des aufbereiteten Abwassers. Acht Kläranlagen bereiten täglich rund 175.300 Kubikmeter Abwasser auf. Davon werden 116.500 Kubikmeter zur Bewässerung von Grünflächen verwendet. Hauptabnehmer ist die Stadtverwaltung. Zu den Großabnehmern gehören unter anderem auch die Wohnprojekte Muscat Hills und The Wave sowie der Ghala Golf Club.

Investitionsprojekte konzentrieren sich auf die Hauptstadtregion 

Im Hauptstadtbezirk Al Amerat sind Projekte im Wert von 445 Millionen US$ zum Ausbau des Abwassernetzes geplant. Dort arbeitet seit 2019 ein Klärwerk mit einer Leistung von 18.000 Kubikmetern/Tag. Die Anlage wurde für 63 Millionen US$ von Degrémont, einer Tochter der Suez Environnement, gemeinsam mit der lokalen Al-Ansari Trading Entreprise Company gebaut. Die Kapazität der Anlage wird aktuell für 44 Millionen US$ um 9.000 Kubikmeter/Tag erweitert.

In der Region Al Amerat ist ein zweites Klärwerk, die Anlage Hajir, geplant. Sie soll in zwei Phasen realisiert werden. Die Gesamtkosten werden mit 65 Millionen US$ veranschlagt. Eine Ausschreibung der Phase 1 könnte 2024 erfolgen.

Das Al Ansab-Klärwerk im Hauptstadtbezirk Bausher ist das größte in Oman. Eine dritte Ausbauphase zur Steigerung der Leistung von 125.000 auf 140.000 Kubikmeter/Tag ist vorgesehen. Das Projekt kommt aber seit 2021 nicht voran.

Oman: Abwasserprojekte mit fortgeschrittenem Planungsstand (Auswahl; Stand: Januar 2024)

Projekt

Investitionsvolumen (in Mio. US$)

Projektphase 1)

Betreiber

Sewer Network at C5A & C5B Areas

80

A

Oman Water and Wastewater Services Company

Storm Water Drainage in Al Khuwair at Bosher

60

AP

Muscat Municipality

Sewer Network for Seeb Catchment: Package B

50

AP

Oman Water and Wastewater Services Company

Bausher Sewer Network– B7B Bausher and Bausher Heights

50

A

Oman Water and Wastewater Services Company

Sewer Network for C3C and C3D Areas in Seeb Catchment

50

AP

Oman Water and Wastewater Services Company

Storm Water Drainage System at Bosher

50

AP

Muscat Municipality

Bausher Sewer Network– B7D Sewer Network at Al Ansab

50

A

Oman Water and Wastewater Services Company

Bausher Sewer Network– B7A Main Trunk Sewer & Pumping Station

30

AP

Oman Water and Wastewater Services Company

Bausher Sewer Network: B7E Sewer Network at South Azaibah

30

AP

Oman Water and Wastewater Services Company

Sewerage Network & Sewage Treatment Plant at Wilayat Al Musanah

20

AP

Ministry of Regional Municipalities and Water Resources 2)

1 A = Ausschreibung, AP = Angebotsprüfung; 2 Webseite derzeit nicht erreichbar.Quelle: MEED Projects 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Haushaltskonsolidierung bremst Investitionen

MEED Projects listet aktuell nur vier im Bau befindliche Abwasserprojekte im Gesamtwert von 151 Millionen US$. Das spiegelt die derzeitige Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand wider. Vorrang hat die Haushaltskonsolidierung. Nach einer langen Phase mit teilweise hohen Defiziten konnte Oman 2022 einen Haushaltsüberschuss verbuchen. In einer vorläufigen Schätzung beziffert das omanische Finanzministerium das Plus für 2023 auf 2,4 Milliarden US$.

Das größte Abwasserprojekt in der Bauphase ist die Erweiterung des Abwassernetzes in Al Seeb im Großraum Maskat für 62 Millionen US$. Die 40 Millionen US$ teure Phase 2 der Kläranlage in Al Seeb wurde Anfang 2023 fertiggestellt. Dadurch stieg die Tageskapazität um 20.000 auf 80.000 Kubikmeter. Die 2015 finalisierte erste Phase kostete 228 Millionen US$.

Für die Kläranlage Al Seeb gibt es seit 2015 Pläne für eine dritte Ausbauphase mit einer Leistung von 50.000 Kubikmetern/Tag. Das Vorhaben liegt aber gegenwärtig auf Eis.

Klärschlamm zu Kompost, Biogas in der Diskussion

In Al Amerat verarbeitet seit 2010 ein Kompostierungswerk Klärschlamm zu Dünger. Die Anlage befindet sich auf dem Gelände des Al Amerat-Klärwerks und kann jährlich 40.000 Tonnen Dünger erzeugen. Die Produktion stagnierte 2022: An über 300 Kunden wurden etwa 400.000 Säcke mit einem Volumen von jeweils 50 Litern ausgeliefert.

Im Oktober 2023 stellte die OWWSC einen Plan vor, Klärschlamm künftig zur Gewinnung von Biogas zu nutzen. Derzeit wird eine Durchführbarkeitsstudie erstellt. Das Biogas soll durch anaerobe Vergärung erzeugt werden, einem natürlichen Prozess, bei dem Mikroorganismen organisches Material abbauen.

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