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Special | Peru | Wasser - Die knappe Ressource

Peru: Klimawandel erfordert Investitionen in die Wasserwirtschaft

Süßwasserknappheit und der Klimawandel sorgen für Herausforderungen. Meerwasser soll entsalzt und die Trinkwasserversorgung modernisiert werden. Daraus ergeben sich Absatzchancen.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Bei der Trinkwasserversorgung liegt Peru auf einem der letzten Plätze in Lateinamerika. Nur etwa die Hälfte der Bevölkerung hat einen sicheren Zugang, auf dem Land sogar nur ein Viertel. Das belegen Zahlen der Vereinten Nationen. Eine Herausforderung ist die ungleiche Verteilung des Wassers innerhalb des Landes. So sammelt sich beinahe das gesamte verfügbare Wasser im Amazonasbecken, wo aber nur ein geringer Teil der Bevölkerung lebt. An der Pazifikküste dagegen ist es umgekehrt.

Peru möchte seine schlechte Trinkwasserversorgung modernisieren

Der Andenstaat strebt an, die Lage bis 2026 zu verbessern. Ende 2021 verabschiedete die Regierung einen nationalen Wasserplan. Das Papier rechnet mit Mitteln von insgesamt rund 2,6 Milliarden US-Dollar (US$) pro Jahr. Das eröffnet Geschäftschancen für ausländische Firmen in verschiedenen Segmenten der Wasserwirtschaft.

So will das Ministerium für Wohnungswesen, Bau und Sanitärversorgung (MVCS) Ende 2024 beispielsweise den Auftrag für die 330 Millionen US$ teure Trinkwasseraufbereitungsanlage Huachipa in Lima vergeben. Ein weiteres Projekt in der Hauptstadt ist das neue Klärwerk Atarjea (208 Millionen US$). Auch die peruanische Investitionsförderagentur ProInversión führt in ihrem Projektportfolio zahlreiche Vorhaben in der Wasserwirtschaft auf: In den kommenden Jahren sollen 13 Projekte für 1,6 Milliarden US$ umgesetzt werden, der größte Teil davon im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften (Public-Private Partnerships, PPP).

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Entsalzung wird wichtiger

Angesichts der Knappheit an Süßwasser an der Pazifikküste setzt Peru auf die Entsalzung von Meerwasser. Im August 2023 verabschiedete das Land ein Gesetz, das den Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen und die Nutzung von Brackwasser zum nationalen Interesse erklärt. Die Sparte befindet sich zwar noch im Anfangsstadium. Doch stehen erste Projekte in den Startlöchern. In der Region Moqueagua im Süden Perus soll die Entsalzungsanlage Ilo für 106 Millionen US$ entstehen. ProInversíon sucht hierfür einen Konzessionsnehmer. Der Vertrag könnte im 2. Halbjahr 2024 vergeben werden.

Auch in den Regionen Lambayeque und Piura im Norden des Landes ist der Bau von Entsalzungsanlagen geplant. Für die Anlage in Lambayeque (Kapazität: 500 Liter pro Sekunde) soll 2024 eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. Auch in der Hauptstadt Lima sollen in Zukunft große Entsalzungsanlagen entstehen.

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Geld für Wasserprojekte kommt nicht nur aus der Staatskasse, sondern auch von ausländischen Gebern, darunter der Weltbank und der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Auch die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank (IDB) investiert in den peruanischen Wassersektor. Ende 2023 sagte die Bank ein Darlehen in Höhe von 350 Millionen US$ zu. Das Land verbessert damit seine Abwasserinfrastruktur in der Region Puno. Daneben existieren internationale Initiativen wie ein Wasserprojekt in Abancay (Region Apurímac) im Rahmen der Global Gateway-Initiative der EU. Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) führt das Programm Proagua zur Verbesserung der Wassersicherheit in ausgewählten Städten Perus durch. 

Perus Bergbau sieht mehr Nachhaltigkeit vor

Bislang gibt es in Peru landesweit rund zehn Entsalzungsanlagen, hauptsächlich für den Bedarf der Landwirtschaft. Aber auch der Bergbau setzt vermehrt auf diese Art der Wassergewinnung. So wird die Eisenerzmine Pampa del Pongo ab Betriebsbeginn 2026 eine Entsalzungsanlage mit einer Kapazität von 40.000 Kubikmetern pro Tag nutzen.

Der Bergbau in Peru will nachhaltiger und umweltfreundlicher werden. Das sieht die Visión de la Minería bis 2030 vor – ein Papier, das 33 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Regierung erarbeitet haben. Abseits davon sind unternehmerische Initiativen in der Umsetzung. So sind bei der Goldmine Yanachocha zwei Anlagen zur Behandlung von saurem Grubenwasser geplant. Die Kosten: 350 Millionen US$.

Agrarministerium kündigt Millionen für Wasserprojekte an

Die Landwirtschaft ist der größte Wasserverbraucher in Peru. Ihr Anteil am gesamten Verbrauch liegt bei knapp 90 Prozent, deutlich mehr als im lateinamerikanischen Durchschnitt. Dabei könnte die Bewässerung im Land noch deutlich ausgeweitet werden. Das Potenzial ist nur etwa zur Hälfte ausgeschöpft. Auch hält die Bewässerung nicht mit der gesamten Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzfläche Schritt. Das liegt unter anderem daran, dass Regierungsebenen sich unzureichend koordinieren und genehmigte öffentliche Geldmittel nur begrenzt abrufen. Allerdings ist die Wassernutzung häufig unproduktiv, ineffiziente Oberflächenbewässerung ist weit verbreitet. Auch in den schlechten Leitungsnetzen geht viel Wasser verloren.

Fortschrittliche Lösungen und Modernisierungsarbeiten müssen her. Dazu kündigte das Agrarministerium (MIDAGRI) im Juni 2023 neue Gelder in Höhe von knapp 200 Millionen US$ an. Das bietet Absatzchancen für ausländischen Firmen. Ein bedeutendes laufendes Projekt des Ministeriums ist beispielsweise das Bewässerungssystem im Chancay-Tal (580 Millionen US$) in der Region Lambayeque. Das Projekt zielt darauf ab, den Wasserverlust in der Region zu verringern und neue landwirtschaftliche Flächen zu erschließen. Die Finanzierung kommt unter anderem von multilateralen Geldgebern wie der Weltbank, die Ende 2023 eine 100 Millionen US$ schwere Finanzierungshilfe für landwirtschaftliche Bewässerungssysteme aussprach.

Mit effizienter Bewässerung bietet Perus Landwirtschaft ein enormes Potenzial. Denn das trockene Klima an der Küste des Landes bietet hervorragende Bedingungen für viele Produkte. So hat sich Peru innerhalb von rund zehn Jahren von einem Land ohne nennenswerte Produktion zum größten Heidelbeerexporteur der Welt gemausert – nicht zuletzt durch ausgeklügelte Bewässerungssysteme und -projekte.

Neue Behörde soll Investitionen in Hochwasserschutz beschleunigen

Peru ist laut den Vereinten Nationen eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder der Welt. Das Wetterphänomen El Niño sorgte 2017 für Überschwemmungen, von denen knapp 2 Millionen Menschen betroffen waren. Mehr als 60.000 Häuser wurden zerstört. Auch 2023 führten starke Regenfälle zu Hochwasser und Erdrutschen.

Zwar stehen große Summen für Präventionsmaßnahmen bereit. Doch die Ausgaben stagnieren. Rund 4 Milliarden US$ waren für 2023 vorgesehen, aber knapp ein Viertel davon wurde wegen mangelnder Planung und technischer Möglichkeiten nicht abgerufen. "Der Klimawandel macht uns Sorgen. Katastrophenschutz und eine Modernisierung der Wasserwirtschaft sind dringend nötig", sagt Jorge Gómez, Präsident bei Limas Wasserversorgungsunternehmen Sedapal. "Was fehlt, sind Investitionen, bessere Planung und Ausführung."

"Perus Wasserwirtschaft steht noch am Anfang, aber der Klimawandel macht den Ausbau nötig; dadurch entstehen viele Geschäftsmöglichkeiten."

Jorge Gómez Präsident von Limas Wasserversorgungsunternehmen Sedapal

Nun könnte die im Juli 2023 gegründete nationale Infrastrukturbehörde (ANIN) für Schub sorgen. Für 2024 verfügt sie über ein Budget von 893 Millionen US$. Sie übernimmt Projekte der Vorgängerbehörde und soll die Arbeiten deutlich agiler ausführen. Dadurch könnte sich der Investitionsstau auflösen und ausländische Unternehmen von neuen Aufträgen profitieren, etwa bei Flussbefestigungen. So arbeiten internationale Firmen In der Region La Libertad an der Kanalisierung von Flüssen und dem Bau von Deichen und Steinkörben (Gabionen). Kostenpunkt: über 200 Millionen US$. 

Rechtsrahmen und zuständige Behörden für Wasser

  • Die für den Wassersektor zuständigen Ministerien und Behörden sind MVCS, MIDAGRI, DIGESA und ANA.
  • Träger der ausgeschriebenen Projekte sind Ministerien, regionale Wasserunternehmen und Provinzregierungen. Zudem ist die Investitionsförderagentur ProInversión in Projekte involviert.
  • Für die Regulierung und Verwaltung des Sektors sorgen die Agentur für die Bewertung und Durchsetzung von Umweltvorschriften (OEFA), die Nationale Aufsichtsbehörde für Abwasserentsorgung (SUNASS) und die jeweiligen Gemeinden, Provinzen und Distrikte. 

Relevante Akteure im peruanischen Wassersektor
KontaktBeschreibung
Ministerio de Vivienda, Construcción y Saneamiento (MVCS)Ministerium für Wohnungsbau, Bauwesen und Sanitärversorgung
Autoridad Nacional del Agua (ANA)Nationale Wasserbehörde
Superintendencia Nacional de Servicios de Saneamiento (SUNASS)Nationale Aufsichtsbehörde für Abwasserversorgung
Asociación de Ingeniería Hidráulica y Ambiental (APIHA)Verband für Wasser- und Umwelttechnik

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