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Special Peru Stromübertragung, -verteilung, Netze

Peru und Ecuador sollen Herz eines Stromnetzverbundes werden

Die Andenstaaten Chile, Ecuador und Peru möchten mehr erneuerbare Energien in ihren Strommix einbeziehen. Zur Stabilisierung der Netze planen sie den Bau von Interkonnektoren.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Peru sieht sich im Stromsektor mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Hierzu zählt die Tatsache, dass die Stromnetze zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Laut einer Studie des Wirtschaftsbetriebsausschusses des nationalen Verbundsystems (Comité de Operación Económica del Sistema Interconectado Nacional, COES) könnten ab 2028 Überlastungen im Übertragungsnetz auftreten. Zwar baut Peru seine Stromnetze seit 2011 kontinuierlich aus, doch ist der gesetzliche Rahmen nicht mehr angemessen. Wegen bürokratischer Hürden haben sich in der Vergangenheit viele Projekte stark verzögert.

Reform des Strommarktes und Ausbau der Stromnetze geplant

Das Energie- und Bergbauministerium hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der darauf abzielt, die Stromerzeugung und -verteilung effizienter zu gestalten. Wichtige Punkte sind eine Reform des Großhandelsmarkts für Strom sowie eine bessere Regulierung und Verwaltung der Übertragungsnetze. Zudem will Peru laut dem vorläufigen Entwurf des nationalen Plans für die Stromübertragungsnetze (Propuesta preliminar de actualización del plan de transmisión 2023 - 2032) bis 2032 rund 1 Milliarde US-Dollar (US$) in die Übertragungsnetze investieren und über 40 Projekte umsetzen.

Neue Stromleitungen sollen die stärkere Einbindung von erneuerbaren Energien in den Strommix ermöglichen. Wind und Sonne bieten im Land potenziell jeweils bis zu 20 Gigawatt Energie. Damit könnte Peru in naher Zukunft Investitionen von 10 Milliarden US$ gewinnen. Zudem dürfte die Stromerzeugung aus alternativen Energieträgern den Wettbewerb unter den Erzeugern anheizen. 

Strommix Perus und seiner Nachbarländer (2020)

Peru

Ecuador

Chile

Menge der jährlich produzierten Elektrizität (in Terawattstunden)

52,9

31,2

81,9

Anteil der Stromproduktion aus konventionellen Energiequellen (in Prozent)

36,3

20,0

52,8

Anteil der Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen (einschließlich Wasserkraft, in Prozent)

63,7

79,8

47,1

  darunter Wind, Solar, Biomasse und Geothermie (in %)

6,0

1,8

21,8

Spannung der Höchstspannungsleitung beim Übertragungsnetzbetreiber (in Kilovolt)

220/500

230/500

500

Quelle: International Energy Agency, Recherchen von Germany Trade & Invest, 2022

Interkonnektoren sorgen für höhere Netzstabilität

Allerdings sind Wind und Sonne stärkeren Schwankungen ausgesetzt als herkömmliche Energieträger. Um die bevorstehenden Netzüberlastungen abzufedern und die zunehmenden Schwankungen auszugleichen, plant Peru den Bau von zwei Interkonnektoren mit Ecuador und Chile.

Übertragungsleitung mit Ecuador als Rückgrat der regionalen Vernetzung

Die geplante Leitung zwischen Peru und Ecuador soll speziell dafür sorgen, dass sich die Energie aus Wasserkraft der beiden Länder ergänzt. Der mehr als 600 Kilometer lange Interkonnektor mit einer Spannung von 500 Kilovolt ist Teil eines umfangreichen Plans der Andengemeinschaft (CAN), um die Mitgliedsstaaten Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru im Rahmen des Sistema de Interconexión Eléctrica Andina (SINEA) besser miteinander zu vernetzen.

Dabei hat die CAN mit der Entscheidung 816 vom 24. April 2017 den Regulierungsrahmen für die regionale Zusammenschaltung elektrischer Systeme und den innergemeinschaftlichen Stromaustausch genehmigt. Damit begründet die Gemeinschaft auch den gemeinsamen Strommarkt MAERCP (Mercado Andino Eléctrico Regional de Corto Plazo).

Zu den angestrebten Zielen des Vorhabens gehören die Sicherung der Energieversorgung der Stromnetze in den beteiligten Ländern sowie die Diversifizierung der Energiequellen und die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien. Im März 2022 ging die vorübergehende Leitung des SINEA-Projekts an Ecuador. Der ecuadorianische Staatskonzern Celec ist Träger des Projekts, dessen Umsetzung die Interamerikanische Entwicklungsbank unterstützt.

Gemeinsamer Nutzen für Peru und Chile

Der vorläufige Entwurf des nationalen Transmissionsplans Perus kommt auch zu dem Schluss, dass eine Übertragungsleitung zwischen Tacna (Peru) und Arica (Chile) finanziell rentabel und energietechnisch sinnvoll ist. Laut Studien von 2019 würde Peru bei dem Projekt zunächst von billiger überschüssiger Energie der Solarkraftwerke im Norden Chiles profitieren, bevor sich die Situation 2030 ausgleicht und beide Länder daraus Nutzen ziehen. Das Konsortium Coelvisac aus Lima betreut das Projekt. Allerdings ist es im Nachbarland Chile nach erster Euphorie wieder still um das Projekt geworden. 

Risiko für Interkonnektoren und Investitionen

Die Stromübertragung in Peru liegt vollständig in der Hand privater Unternehmen. Für die Ausschreibung von Projekten ist die Investitionsförderungsagentur ProInversión zuständig. Auch Firmen aus Deutschland und anderen Ländern können sich daran beteiligen. Aufgrund des aktuellen regulatorischen Rahmens und der instabilen politischen Lage in Peru befürchtet COES-Direktor Jesús Tamayo jedoch nicht die besten Investitionsaussichten.

Gerade die Umsetzung der Übertragungsleitung zwischen Peru und Ecuador ist Risiken ausgesetzt. Laut Jaime Mendoza, ehemaliger Präsident des Vorstands der peruanischen Aufsichtsbehörde für Investitionen in Energie und Bergbau (Osinergmin), hängt der Erfolg des Verbunds sowie von SINEA und MAERCP letztlich von der rechtlichen Implementierung der Entscheidung der Andengemeinschaft ab, sobald die Verordnungen genehmigt sind. Zwar haben sich die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Peru und Ecuador normalisiert. Doch könnten innenpolitische Turbulenzen und eine angespannte politische Lage in den jeweiligen Ländern das Projekt gefährden.

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