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Wirtschaftsumfeld | Philippinen | Konjunktur

Konjunkturprognosen zeigen leicht nach unten

Die Philippinen erwarten für die Zukunft ein hohes Wachstum. Für 2023 mussten die Prognosen allerdings nach unten korrigiert werden. Die Inflation drückt auf den Konsum.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Mehrere Finanzinstitute haben im Herbst 2023 ihre Wachstumsprognosen für die Philippinen nach unten gesetzt. So geht die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) für das laufende Jahr nur noch von einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von 5,6 Prozent aus. Dies liegt 0,1 Prozentpunkte unter der letzten Vorhersage der OECD vom März 2023. Auch die ING Bank hatte ihre Prognosen für 2023 von 5,5 Prozent auf 5,0 Prozent nach unten korrigiert. Die japanische Finanzholding Nomura verringerte ihre Vorhersagen für das Wachstum in den Philippinen von zuvor 5,5 auf 5,2 Prozent. Die internationale Organisation AMRO (ASEAN+3 Macroeconomic Research Institute) verringerte ihre Schätzung ebenfalls von 6,2 auf 5,9 Prozent. 

Diese Prognosen liegen deutlich unter der Zielsetzung der philippinischen Regierung. Die Verantwortlichen in Manila prognostizieren für 2023 einen BIP-Zuwachs zwischen 6 und 7 Prozent. Noch im vergangenen Jahr erzielte das Land mit einem Plus von 7,6 Prozent das höchste Wachstum in vier Dekaden.

1. Halbjahr 2023 verläuft durchwachsen

Die korrigierten Prognosen gehen in Teilen auf das schlechte Ergebnis im 2. Quartal des Jahres 2023 zurück. Das BIP stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal nur noch um 4,3 Prozent, nach 6,4 Prozent in den ersten drei Monaten.

Die Ausfuhren gaben aufgrund der weltweit abflauenden Nachfrage nach. Das wichtigste Exportgut der Philippinen – Elektronikerzeugnisse – sackte in den ersten sechs Monaten um 7 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode ab. Die ausländischen Direktinvestitionen auf dem Archipel brachen im gleichen Zeitraum sogar um mehr als 20 Prozent ein.

Unter dem Strich stieg die Wirtschaftsleistung im 1. Halbjahr 2023 real um 5,3 Prozent. Nach Angaben des Finanzministeriums Department of Finance konnten die Philippinen damit die Position als wachstumsstärkste Volkswirtschaft unter den sechs größten Ländern der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) wahren. Dem Archipel folgten Indonesien mit 5,1 Prozent und Malaysia mit 4,3 Prozent.

Ein hoher Leitzins soll die Inflation drücken 

Eine hohe Inflation und steigende Refinanzierungskosten drückten in den ersten Monaten des Jahres auf die Kaufkraft und das Konsumklima. Nach einer Inflationsrate von 5,8 Prozent im Jahr 2022 lag sie in den ersten acht Monaten 2023 bei 6,6 Prozent – allerdings mit abnehmender Dynamik. Hohe Preissteigerungen gab es vor allem bei einigen Lebensmitteln.

Um die Inflation einzudämmen, erhöhte die Zentralbank den Leitzins zwischen Mai 2022 und März 2023 um 425 Basispunkte auf 6,25 Prozent. Das ist der höchste Stand seit 16 Jahren. Die Maßnahmen hatten bisher aber nur mäßigen Erfolg. Dennoch hält die Regierung an ihrer offiziellen Zielsetzung für eine Inflation in Höhe von 2 bis 4 Prozent für das laufende Jahr fest. Die Zentralbank prognostiziert einen Wert von 5,6 Prozent für 2023 und 3,3 Prozent im Folgejahr. 

Beobachter gehen davon aus, dass der Leitzins auch in den kommenden Monaten auf dem aktuell hohen Niveau bleiben wird. Die Zentralbank ließ in den lokalen Medien verlauten, dass sie die Zinsen erst senken werde, wenn die Preissteigerung wieder in den Zielkorridor von 2 bis 4 Prozent zurückgekehrt sei.

Viele Maßnahmen sollen die Konjunktur ankurbeln 

Öffentliche Institutionen wie die Entwicklungsbehörde NEDA (National Economic and Development Authority) bleiben erwartungsgemäß vorerst bei der BIP-Wachstumsprognose von 6 bis 7 Prozent für das laufende Jahr. Um diese realisieren zu können, soll die Implementierung von Regierungsprojekten und -programmen in den kommenden Monaten beschleunigt werden. Damit zumindest die untere Grenze des Zielkorridors erreicht werden kann, müsse das BIP im 2. Halbjahr um 6,6 Prozent anziehen, so NEDA-Verantwortliche in der lokalen Presse.

Die OECD sieht steigende Regierungsaufwendungen als wichtigsten Konjunkturmotor bis Ende 2023, nachdem diese im 2. Quartal um mehr als 7 Prozent zurückgegangen sind. Ebenso dürften fiskalische Anreize die Aktivitäten sowohl der Privatwirtschaft als auch des öffentlichen Sektors stimulieren. Darüber hinaus soll die lokale Konsumnachfrage das Wachstum ankurbeln, unterstützt durch einen sich verbessernden Arbeitsmarkt. Auch stabile Zuflüsse bei den Rücküberweisungen im Ausland arbeitender Philippiner, die stetige Erholung des Tourismus und das hohe Wachstum der Industrie rund um Geschäftsprozessmanagement (Business Process Management; Analyse und Verbesserung der Geschäftsprozesse) sollen die Konjunktur wieder nach oben ziehen.

2024 birgt sowohl Wachstumspotenzial als auch Risiken

Diese Faktoren dürften sich auch positiv auf die Wachstumsraten 2024 auswirken. Die OECD sieht für das kommende Jahr eine BIP-Steigerung von 6,1 Prozent für den Archipel voraus. AMRO geht von 6,5 Prozent Wachstum aus, was am unteren Ende der Regierungsziele wäre. Die offizielle Prognose der Verantwortlichen in Manila rangiert zwischen 6,5 bis 8 Prozent. 

Allerdings sehen die Experten von AMRO auch zukünftige Gefahren für die Wachstumsdynamik. Neben der noch immer hohen Inflation werden auch Faktoren wie die Nachwirkungen der Pandemie und der zögerliche Ausbau der Infrastruktur als Konjunkturhemmnisse genannt. Darüber hinaus könnten sich geopolitische Risiken negativ auswirken, wie auch wirtschaftliche Folgen von Naturkatastrophen. Die Philippinen gelten weltweit als eines der am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Länder.

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