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Wirtschaftsausblick | Philippinen

Die philippinische Wirtschaft wächst langsamer

Ein Skandal in der Baubranche trübt derzeit die Stimmung in der Wirtschaft der Philippinen. Im Jahr 2026 könnte sie sich erholen, wenn auch nicht ganz nach dem Plan der Regierung.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Top-Thema: Korruptionsskandal belastet Konjunktur

In den Philippinen hat sich das wirtschaftliche Wachstum im 3. Quartal 2025 abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte gegenüber dem Vorjahreszeitraum real nur noch um 4 Prozent zu nach einem Plus von 5,5 Prozent im Vorquartal.

Vor allem ein seit Monaten schwelender Korruptionsskandal rund um die Vergabe von Bauaufträgen im Hochwasserschutz drückt die Stimmung in der Wirtschaft. Dabei sollen Baufirmen Politiker bestochen haben, um an Aufträge zum Bau von Dämmen zu gelangen. Diese Projekte wurden mangelhaft oder zum Teil überhaupt nicht ausgeführt. Die Folgekosten durch Überschwemmungen beziffert das philippinische Finanzministerium auf umgerechnet 2 Milliarden US-Dollar (US$).

Öffentliche Bauinvestitionen sinken ins Minus

Die Auswirkungen des Skandals sind vor allem bei den Investitionen spürbar. So legten die bereits seit Ende 2024 immer langsamer wachsenden Bruttoanlageinvestitionen im 3. Quartal 2025 nur noch um 0,1 Prozent zu, so die Daten der Philippine Statistics Authority.

Der Bausektor, einer der Wachstumsmotoren der Wirtschaft, schrumpfte im 3. Quartal 2025 um 0,5 Prozent. Zum Vergleich: Im 1. Quartal 2025 wuchs die Baubranche noch um 7 Prozent. Infolgedessen sind auch die öffentlichen Bauinvestitionen im 3. Quartal 2025 um ein gutes Viertel zurückgegangen. Diese tragen knapp 5 Prozent zum BIP-Wachstum der Philippinen bei. Für das Gesamtjahr 2025 prognostiziert BDO Research bei den Bauinvestitionen einen Rückgang um 7 Prozent und für 2026 von fast 12 Prozent.

Die Regierung will nun auch Projekte des 165 Milliarden US$ schweren Infrastrukturprogramms Build Better More auf mögliche Unregelmäßigkeiten prüfen, wodurch sich die Vorhaben verzögern könnten. Zudem sollen für den Hochwasserschutz vorgesehene Budgetmittel in Projekte im Bildungs- und Gesundheitssektor umgeleitet werden.

Zwar konnten sich die privaten Bauaktivitäten in den ersten drei Quartalen 2025 mit einem Plus von fast 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum behaupten. Insgesamt dürfte sich der Rückgang bei den öffentlichen Bauinvestitionen aber negativ auf den Sektor selbst und auf angrenzende Branchen wie die Baustoffindustrie auswirken.

Wirtschaftsentwicklung: Privater Konsum legt weniger stark zu

Aufgrund dieser Rückgänge haben die meisten Analysten ihre Wachstumsprognosen für 2025 und 2026 nach unten revidiert. Während die philippinische Zentralbank und die Asiatische Entwicklungsbank für die beiden Jahre von einem realen BIP-Plus zwischen 5,5 und 6,0 Prozent ausgehen, sind andere Beobachter weniger optimistisch. BDO Research erwartet für 2025 nur ein Wachstum von 4,9 Prozent. Im Jahr 2026 könnte die Konjunktur wieder stärker anziehen, würde aber trotzdem mit einem prognostizierten Plus von 5,2 Prozent das dritte Jahr in Folge das von der Regierung anvisierte Wachstumsziel zwischen 5,5 und 6,5 Prozent verfehlen.

Das wichtigste Zugpferd der philippinischen Wirtschaft, der private Konsum, hat sich im Jahresverlauf 2025 ebenfalls abgeschwächt. Legten die Ausgaben der Haushalte in den ersten zwei Quartalen des Jahres jeweils real um 5,3 Prozent zu, waren es im 3. Quartal 2025 nur noch 4,1 Prozent. Und das trotz der niedrigen Inflation von unter 2 Prozent, steigender Reallöhne und eines stabilen Arbeitsmarkts. Die Konsumenten schränkten vor allem ihre Ausgaben für verzichtbare Waren ein. Im Jahr 2026 dürfte sich die Kauflaune aber wieder bessern und der private Konsum dank Nachholeffekten um 5,6 Prozent zulegen.

Bislang kein Zollabkommen mit den USA

Für Verunsicherung sorgt auch die US-Handelspolitik. Zwar tragen Exporte nur zu etwa einem Fünftel zum philippinischen Wirtschaftswachstum bei, doch die USA waren 2024 mit einem Anteil von 17 Prozent an den Gesamtausfuhren der wichtigste Einzelmarkt. Mit 6,4 Milliarden US$ entfiel gut die Hälfte der Exporte in die USA auf die Elektronik- und Halbleiterindustrie.

Zwar gab es im Juli 2025 Signale, dass beide Seiten eine Einigung im Zollstreit erzielt hätten, bislang wurde aber noch kein Abkommen wie beispielsweise mit Malaysia vorgelegt. Im August 2025 verhängten die USA einen reziproken Zusatzzoll auf philippinische Importe in Höhe von 19 Prozent. Dies entspricht dem Sonderzoll der meisten Länder der Region Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). Die philippinische Regierung hofft, einen niedrigeren Satz oder weitere Ausnahmen für bestimmte Produkte auszuhandeln. Die USA gaben im November 2025 bekannt, dass Agrarerzeugnisse aus den Philippinen im Wert von 1 Milliarde US$ vom Zusatzzoll ausgenommen sind.

Deutsche Perspektive: Schub bei erneuerbaren Energien eröffnet Chancen

Die Philippinen wollen den Anteil der erneuerbaren Energien an den Stromerzeugungskapazitäten bis 2035 auf 35 Prozent mehr als verdoppeln. Bis 2030 dürften insgesamt 26 Milliarden US$ an Investitionen in den Energiesektor fließen, so das Department of Energy. Davon sind knapp 40 Prozent Photovoltaik (PV)-Projekte, 19 Prozent sind Onshore- und 17 Prozent Offshore-Wind-Projekte. 

Im November 2025 wurden 123 Vorhaben mit einer Leistung von insgesamt 10,2 Gigawatt vergeben. Mit 4,2 Gigawatt entfällt der Großteil davon auf Freiflächen-PV, weitere 2,3 Gigawatt auf schwimmende Solaranlagen und 2,5 Gigawatt auf Onshore-Windkraft. Zudem wurden 20 Projekte mit integrierten Batteriespeichern mit insgesamt 1,2 Gigawatt vergeben.

Unter den erfolgreichen Empfängern der staatlichen Zuschüsse befinden sich auch europäische Firmen. Dazu zählen die spanische Acciona Energia, die Solarprojekte mit einer Leistung von 280 Megawatt erhalten hat, sowie die schweizerisch-philippinische Triconti Windkraft Group, die zusammen mit Levanta aus Singapur einen  Onshore-Windpark mit 100 Megawatt Leistung für umgerechnet 148 Millionen US$ bauen will. Die Projekte müssen bis Ende 2029 abgeschlossen sein.

Mehr Informationen erhalten Sie auf der Länderseite Philippinen. Hintergrundinformationen zu Wirtschaftsdaten bietet unsere Reihe Wirtschaftsdaten Kompakt.

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