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Investoren für neuen Zentralflughafen gefunden

Die Zukunft des geplanten Großflughafens bei Warschau ist nach der Parlamentswahl im Oktober 2023 offen. Die scheidende Regierung kann noch einen letzten Erfolg melden. 

Von Christopher Fuß | Warschau

Das polnische Staatsunternehmen hinter dem geplanten Großflughafen CPK (Centralny Port Komunikacyjny) hat zwei strategische Investoren ausgewählt. Der aus Frankreich stammende Flughafenbetreiber Vinci Airports und die australische Infrastrukturgesellschaft IFM Global konnten sich in einem Wettbewerbsverfahren durchsetzen.

Die neue Partnerschaft ist wichtig für die Finanzierung des Infrastrukturvorhabens. Laut Auskunft des CPK-Regierungsbeauftragten Marcin Horała kommen 60 Prozent des nötigen Kapitals für den Bau aus Kreditinstrumenten und 40 Prozent von der staatlichen Betreibergesellschaft. Im sozialen Netzwerk X, ehemals Twitter, stellt Horała klar: "Wir haben den Investoren bis zu 49 Prozent an diesen 40 Prozent angeboten." Wie der Regierungsbeauftragte unterstreicht, bleibt das Flughafenprojekt damit weiterhin unter der Kontrolle des polnischen Staates. 

Der ebenfalls geplante Ausbau des Eisenbahnnetzes ist nicht Teil der Vereinbarung. Hochgeschwindigkeitszüge sollen alle Landesteile Polens mit dem Flughafen verbinden. Zu diesem Zweck sollen knapp 2.000 Kilometer Schienenwege neu gebaut oder modernisiert werden.

Ein Argument für die Befürworter

Laut einer Pressemitteilung der CPK-Gesellschaft zahlen Vinci Airports und IFM Global gemeinsam rund 1,8 Milliarden Euro für ihre Anteile. Die Gesamtkosten des Flughafenprojekts, ohne die Bahnanschlüsse, schätzt der Betreiber auf 8,1 Milliarden Euro. Die Investoren sollen den Airport nicht nur finanzieren, sondern auch ihre Erfahrungen einbringen.

Der Einstieg von zwei privaten Partnern bringt eine neue Dynamik in die politische Diskussion rund um den CPK. Polens scheidende Regierung hatte das Projekt bereits in der vorangegangenen Legislaturperiode 2017 vorgestellt. Die bei der Parlamentswahl im Oktober 2023 siegreichen Oppositionsparteien sehen den geplanten Flughafen hingegen kritisch.

Von einer sofortigen Einstellung des Projekts ist aber nicht die Rede. Stattdessen kündigt die größte Oppositionspartei Bürgerkoalition (Koalicja Obywatelska) an, das Vorhaben zu überprüfen. Zwei Vorwürfe lauten, der Flughafen sei überdimensioniert und zu teuer. Der Noch-Regierungsbeauftragte Horała entgegnet: "Der Einstieg von großen Unternehmen ist der beste Beweis dafür, dass der CPK ein gut durchdachtes und auf Zahlen basierendes Projekt ist."

Unternehmen interessieren sich für den CPK

Die Zukunft des Flughafens ist auch für deutsche Firmen relevant. Planer und Generalunternehmer aus Deutschland haben an Ausschreibungen für Rahmenverträge teilgenommen. Wenn das Projekt weitergeht, wird die Nachfrage nach Baufahrzeugen, Materialien und Ausrüstung steigen. Die polnische Luftfahrtgesellschaft LOT hätte außerdem neue Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Flugzeugflotte. Der französisch-deutsche Flugzeugbauer Airbus versucht bereits seit einigen Jahren, bei LOT einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Unterstützer des CPK, wie der Think Tank Polityka Insight, verweisen darauf, dass der bestehende Flughafen Chopin in Warschau zu klein ist und nicht ausgebaut werden kann. Die Infrastruktur-Beratungsgesellschaft TOR spricht sich hingegen dafür aus, die beiden Regionalflughäfen Modlin und Radom im Süden vor Warschau stärker zu nutzen. Polens staatliche Flughafengesellschaft PPL (Polskie Porty Lotnicze) hatte den ehemals bankrotten Flughafen Radom im April 2023 nach einer 180 Millionen Euro teuren Renovierung neueröffnet.

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