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Ruandas Landwirtschaft setzt auf den Export

Ruanda ist für deutsche Zulieferer ein kleiner aber wachsender Markt. Insbesondere die Exportfarmen sind Käufer deutscher Produkte.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion in Ruanda ist allein schon wegen des jährlichen Bevölkerungswachstums von rund 400.000 Menschen dringend notwendig. Weil im Agrarbereich insgesamt zu wenig investiert wird, steigen die Nahrungsmittelimporte des kleinen Landes stetig und erhöhen die Abhängigkeit von Devisen.

Dichte Besiedelung und Erosion stellen Herausforderungen

Ein Problem ist der Platzmangel: Mit über 550 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Ruanda ist eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt. Hinzu kommt die überwiegend bergige Landschaft, die das Anlegen größerer Anbauflächen erschwert. Der Platzmangel macht den Einsatz innovativer Anbaumethoden interessant. Auch Erosion ist ein Problem durch die weitgehend gerodeten Wälder. Diverse Geber engagieren sich daher bei der Aufforstung sowie dem Terrassenanbau.

Weil das Wachstumspotenzial des Agrarsektors begrenzt ist, wird Ruanda dauerhaft Nahrungsmittel importieren, unter anderem aus den umliegenden Ländern Uganda, Tansania und Kenia. Weizen und Speiseöl werden bislang fast komplett importiert, vor allem aus Russland und der Ukraine. Die Regierung wirbt um Investitionen unter anderem in den Bereichen Zucker, Aquakultur, Speiseöl, Reis, Mais, Gemüse und Dünger.

Anbau für den Export wächst

Statt des großflächigen Anbaus von Grundnahrungsmitteln ist der Anbau für den Export interessant, vor allem von hochwertigen Agrarprodukten, die aufgrund des günstigen Klimas gut gedeihen und für die vergleichsweise wenig Fläche nötig ist. Insbesondere der Anbau von Obst und Gemüse wächst. Laut dem National Agricultural Export Development Board (NAEB) erreichten die Exporte im Jahr 2022 ein Rekordergebnis von 53,9 Millionen US-Dollar.

Obst und Gemüse werden vor allem in die Region Ostafrika exportiert. Ein weiterer wichtiger Abnehmermarkt ist die EU. Dorthin werden auch Kaffee, Tee, Tabak sowie das aus Blumen gewonnene Insektizid Pyrethrum ausgeführt. Beim Export in die EU ist die Einhaltung internationaler Standards, professionelles Marketing und mitunter neueste Technologie bei der Verarbeitung und Verpackung nötig. Die Regierung legalisierte im Jahr 2021 den Anbau von medizinischem Cannabis – Investitionen in diesem Bereich werden erwartet.

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Deutsche Zulieferer bedienen Ruanda oft aus Nairobi

Deutsche Unternehmen sind in der ruandischen Landwirtschaft bislang überwiegend als Zulieferer von Inputs und Landmaschinen aktiv. Aktuell sorgen die hohen Importpreise für ein erschwertes Liefergeschäft, bedingt durch den Wertverlust des Ruandischen Franc sowie hohen Transportkosten. Schwierig ist der Markt auch, weil die im Agrarsektor dominierenden Kleinbauern nur über wenig Kapital verfügen und daher sowohl bei Landtechnik als auch anderen Produkten Billigware den Markt dominiert.

Importe für die Landwirtschaft (in Millionen US-Dollar)

Warengruppe 1)

2018

2019

2020

2021

2022

Landtechnik 2)

6,3

4,8

5,4

4,2

10,9

Dünger 3)

38,8

49,4

52,7

54,2

101,0

Saatgut 4)

1,9

2,1

2,7

2,3

3,5

Agrochemie 5)

25,1

26,2

51,7

42,6

41,3

Gesamt

72,1

82,6

112,5

103,3

156,7

1 SITC Rev:4; 2 SITC-Code 721, 722, 74184, 74564; 3 SITC-Code 272,562; 4 SITC-Code 2925, 2926; 5 SITC-Code 591.Quelle: UN Comtrade 2023

"Das Geschäft mit der Landwirtschaft in Ruanda wächst aus der Sicht von BASF und es gibt dort Potenzial. Gegenwärtig bedienen wir den Markt über einen Handelsvertreter. Im Fokus stehen Kaffeefarmen", sagt Gift Mbaya, Country Manager von BASF East Africa für Agrochemie. Innerhalb Ostafrikas ist Ruanda ein kleiner Teilmarkt, weshalb ruandische Kunden meist vom regionalen Wirtschaftszentrum Nairobi aus bedient werden. GTAI veröffentlicht regelmäßig Berichte zu weiteren Agrarmärkten in Kenia, Uganda und Tansania.

Neben den exportorientierten Farmen kommen als Kunden auch größere Produzenten für den heimischen Markt in Frage, zum Beispiel von Zuckerrohr, Milch, Tierfutter oder auch Hühnerfleisch. Darüber hinaus ist der ruandische Staat ein relevanter Käufer von Inputgütern und Landtechnik. Regelmäßig veröffentlicht das Ministry of Agriculture (MINAGRI) Ausschreibungen. Unternehmen berichten positiv von im afrikanischen Kontext transparenten und korrekten Ausschreibungsverfahren, gleichwohl auch von verspäteten Bezahlungen. Veröffentlicht werden die Ausschreibungen auf der zentralen Ausschreibungsplattform der Regierung.

Gutes Investitionsklima macht Anbau in Ruanda interessant

Denkbar wären aus deutscher Sicht auch Partnerschaften im Agrarbereich bis hin zu Investitionen. So können Kooperationen mit Kleinbauern eingegangen werden, in deren Rahmen der ausländische Partner in die lokale Verarbeitung investiert oder die Verschiffung und den Vertrieb zum Beispiel nach Europa übernimmt. Hinzu kommt die Beratung der Bauern in Bezug auf die Verwendung von Pestiziden, Saatgut und anderen Inputs.

Die Rahmenbedingungen für Investitionen im Agrarbereich sind in Ruanda im afrikanischen Vergleich gut, weil zum Beispiel das Thema Korruption kaum eine Rolle spielt. Im Blick haben sollte man als Investor aber die Defizite in Punkto Menschenrechte und Demokratie. Mehr dazu im GTAI-Wirtschaftsstandort Ruanda. Positiv hinzu kommt die aktuell gute Konjunktur. Ruanda gilt seit Jahren als einer der Wachstumschampions auf dem Kontinent. Mehr Informationen zu den aktuellen Aussichten bietet der GTAI-Wirtschaftsausblick Ruanda.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu RuandaAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK OstafrikaAnlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministry of Agriculture (MINAGRI)

Landwirtschaftsministerium

Rwanda Agriculture and Animal Resources Development Board (RAB)

Entwicklungs- und Aufsichtsbehörde für den Agrarsektor

National Agricultural Export Development Board (NAEB)

Staatliche Institution zur Unterstützung der exportorientierten Landwirtschaft

Rwanda Food and Drugs Authority (FDA)

Regulierungsbehörde unter anderem für die Zulassung von Nahrungsmitteln

Rwanda Standards Board (RSB)

Normenamt

Food Business Africa

In Nairobi erscheinende Fachpublikation

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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