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Wirtschaftsausblick | Ruanda

Aussichten für Ruandas Konjunktur weiterhin positiv

Ruandas Wirtschaft bleibt auf einem guten Kurs. Der Konflikt im Ostkongo wird die Wirtschaft aber beeinträchtigen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Ostkongo-Konflikt hat Folgen für die Wirtschaft

Einige westliche Statten werfen Ruanda die Verletzung der territorialen Integrität in den Kivu-Provinzen im Osten der DR Kongo vor. Mit der Einnahme der dortigen Städte Goma und Bukavu seitens der von Ruanda unterstützten kongolesischen M23-Rebellen war der Bogen. 

Die EU und einige europäische Staaten, darunter Deutschland, haben einen Teil ihrer Hilfsprogramme für Ruanda auf den Prüfstand gestellt oder setzen keine neuen mehr auf. Das fällt zusammen mit der ohnehin rückläufigen Entwicklungszusammenarbeit zum Beispiel aus den USA mit negativen Folgen für den ruandischen Haushalt.

Auch auf den Tourismus wird es absehbar Auswirkungen geben, die jedoch schwer zu beziffern sind. Obwohl die Sicherheit in Ruanda keinesfalls beeinträchtigt ist, werden sich einige Touristen nach anderen Zielen umsehen, weil sie die Situation nicht einschätzen können.

Imageschaden für den Standort

Durch die negative internationale Berichterstattung müssen sich zudem auch ausländische Unternehmen für ihr Engagement in Ruanda rechtfertigen. Dabei ist Ruanda nach wie vor eine große wirtschaftliche Erfolgsstory, bei der die Regierung Vieles richtig gemacht hat.

Mehr Transparenz soll nun in den Mineralienhandel kommen. Schon seit Jahren gibt es Hinweise, dass Ruanda einen Teil seiner lukrativen Bergbauexporte mit illegal aus Ostkongo nach Ruanda geschmuggelten Mineralien anreichert. Die EU bleibt trotz Kritik bei ihrem im Jahr 2024 geschlossenen Rohstoffabkommen mit Ruanda. Es soll dazu beitragen, die Wertschöpfungsketten transparenter zu machen.  

Wirtschaftsentwicklung: Hohe Dynamik im regionalen Vergleich

Das wirtschaftliche Umfeld bleibt vorerst gut. Die von Economist Intelligence Unit (EIU) prognostizierten 6,7 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Jahr 2025 liegen zwar deutlich unter den hohen Steigerungsraten der vergangenen Jahre. Im regionalen Vergleich aber bleibt Ruanda einer der am schnellsten wachsenden Märkte, der die Aufmerksamkeit von Unternehmen zunehmend auf sich zieht.

Damit gelingt es dem abgelegenen Binnenland mit unter 15 Millionen Einwohnern, sehr viel aus seiner schlechten geografischen Lage zu machen. Trotz Erfolgen in der Armutsbekämpfung profitiert insbesondere die ländliche Bevölkerung aber noch zu wenig vom wirtschaftlichen Wachstum.

Zu den Wachstumssektoren zählt vor allem der Bausektor. Es dominieren die Erweiterung des Strom- und Straßennetzes sowie der Bau des neuen Hauptstadtflughafens Bugesera (etwa 40 Kilometer südlich von Kigali). Darüber hinaus wachsen die Bereiche Bergbau (Kassiterit, Koltan und Wolfram) und Tourismus.

Präsident Kagame will Wirtschaft weiter vorantreiben

Mitte Juli 2024 gewann der seit 2000 regierende Präsident Paul Kagame von der Rwandan Patriotic Front (RPF) die Präsidentschaftswahlen in Ruanda. Im Rahmen der National Strategy for Transformation (NST2) hat sich die Regierung für die nächsten fünf Jahre ambitionierte wirtschaftliche Ziele gesetzt, mit einem BIP-Wachstum von durchschnittlich 9,3 Prozent bis zum Jahr 2029.

Kagame hat auch in den letzten Jahren für ein gutes Geschäftsklima gesorgt. Zur politischen Stabilität kommt ein fast korruptionsfreies Umfeld. Gerade Erstere wird jedoch durch eine autoritäre Politik erkauft. Ursache dafür sind vor allem die traumatischen Erfahrungen des Genozids im Jahr 1994, dessen Überwindung weiterhin die größte gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist.

GTAI-Informationen zu Ruanda

Inflation steigt wieder und Währung wertet langsam ab

Die Inflation dürfte laut Experten in den Jahren 2025 und 2026 wieder auf über 6 Prozent ansteigen. Zweistellige Teuerungsraten sorgten schon in den Jahren 2022 und 2023 für Probleme. Der Zentralbankzinssatz liegt mit aktuell 6,5 Prozent (Juli 2025)  auf einem für afrikanische Verhältnisse niedrigen Niveau. Damit wird Unternehmen die Kreditaufnahme bei lokalen Banken erleichtert.

Weiter unter Druck steht die ruandische Währung Rwanda Franc (RWF) aufgrund des chronischen Leistungsbilanzdefizits. Mit einer weiteren stetigen Abwertung wird auch für das 2. Halbjahr 2025 gerechnet. Deutsche Produkte, die es ohnehin schwer haben mit der Billigkonkurrenz aus Asien, werden sich tendenziell weiter verteuern. Auch sind in Ruanda aktuell Devisen nicht immer einfach zu bekommen.

Generell ist der Überseehandel mit Ruanda aufgrund des aufwendigen Landtransports über fast 1.500 Kilometer von den Häfen in Mombasa (Kenia) und Daressalam (Tansania) teuer. Erschwerend kommt hinzu, dass fast alle Schiffe aus Europa den Suezkanal meiden und den Umweg über Südafrika nehmen. Grund hierfür sind die Attacken der von Jemen aus operierenden Huthi-Milizen auf Frachtschiffe seit Ende des Jahres 2023.

Der Außenhandel legt tendenziell zu. Das liegt nicht zuletzt an Preissteigerungen, beispielsweise für Importe von Kraftstoffen, Grundnahrungsmitteln wie Reis oder Futtermitteln. In einigen Bereichen legt jedoch auch die Nachfrage zu. So produzieren die Baustoff- und Nahrungsmittelindustrie teilweise für den Export, benötigen dafür aber Vorprodukte. 

Deutsche Perspektive: Relevanz in Ostafrika nimmt zu

Deutsche Produkte haben in Ruanda einen begrenzten Markt: einerseits wegen der geringen Marktgröße, andererseits weil günstige asiatische Produkte dominieren. Im Jahr 2024 haben die deutschen Exporte immerhin einen Wert von etwa 66,8 Millionen Euro erreicht. Die jährlichen Lieferzahlen schwanken stark und sind schwer zu prognostizieren. Die seit Jahren zunehmende Bedeutung Ruandas als Absatzmarkt in Ostafrika wird aber anhalten. Deutsche Unternehmen bedienen Ruanda oft aus dem regionalen Hub Nairobi (Kenia) oder über Handelsvertreter.

Das gute wirtschaftliche Umfeld ist beispielsweise attraktiv für deutsche IT-Dienstleister. Firmen wie TestSolutions, Rohde & Schwarz, MaibornWolff und Amalitech haben sich in Ruanda angesiedelt. Pluspunkte sind der geringe Zeitunterschied zu Europa und die Verfügbarkeit junger Fachkräfte im Technologiebereich. Öffentlichkeitswirksam waren zudem die Ansiedlungen von Volkswagen mit einer kleineren Montage sowie BioNtech, das Ende 2023 eine Impfstoffproduktion in Kigali eingeweiht hat.

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