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Rumänien benötigt besseres Abfallmanagement

Die Recyclingquote des Landes ist im EU-Vergleich am niedrigsten. Rumänien muss umweltschädliche Deponien schließen. Das Investitionsklima in der Branche ist schwierig.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Markttrends

Rumäniens Abfallmanagement ist verbesserungswürdig. Immer wieder kritisieren Umweltverbände und internationale Medien die großen Müllhalden im Land. Städte und Gemeinden schaffen es nicht, Deponien stillzulegen. In einigen Städten gibt es hohe Müllberge mit giftigen Gasen. Sie schädigen die Gesundheit der Bewohner. Oft berichtet deswegen die nationale und internationale Presse über Missstände beim Abfallmanagement. 

Gleichzeitig bekommt die rumänische Regierung immer mehr Druck von der EU, Umweltstandards einzuhalten und mehr Müll wiederzuverwerten. Doch wird vielerorts nicht einmal der Siedlungsmüll flächendeckend getrennt eingesammelt. 

Rumänien hat EU-weit die schlechteste Recyclingquote

Im Jahr 2021 verursachte jeder Einwohner Rumäniens etwa 302 Kilogramm Siedlungsabfälle. Das Land recycelte und kompostierte davon nur 11 Prozent. Das ist der schlechteste Wert im EU-Vergleich. Rund 60 Prozent des Mülls landeten unsortiert auf Deponien. Der Rest der Siedlungsabfälle wird zum Teil verbrannt oder sogar illegal in der Landschaft verstreut. Für die zuständigen Kommunen ist die Deponierung die einfachste und günstigste Variante. 

Ein Grund liegt darin, dass bestehende Sortieranlagen oft nicht mit automatisierter Technologie ausgestattet sind. Angestellte fischen verwertbares Glas, Plastik, Holz oder Aluminium aus dem Müll, der über ein Band läuft. Personalkosten machen Mülltrennung und Recycling in Rumänien teuer. Die Städte und Gemeinden bräuchten mehr moderne Sortier- und Kompostieranlagen, um die Recyclingquote zu erhöhen. Den Investitionsbedarf in die Abfallwirtschaft Rumäniens schätzen Experten auf 1,2 Milliarden Euro. 

Ein weiterer Grund ist, dass es an Bewusstsein und Motivation in der Bevölkerung fehlt, Abfälle bereits zu Hause zu trennen. Besonders in die Behälter für Plastik und Pappe werfen die Menschen nur große Verpackungen. Kleinere Kartonagen oder Verpackungen aus Plastik, wie Nudeltüten oder Joghurtbecher, landen in der Regel gemeinsam mit weiteren Küchenabfällen im Hausmüll. Oft sei da auch noch Glas dazwischen, sagt Radu Merica von der RER Group. Das Unternehmen kümmert sich um die Sammlung von Abfällen und dessen Recycling.

Rechtlicher Rahmen bremst Investitionen aus

In Rumänien ist der rechtliche Rahmen eine große Barriere für Investitionen. Denn das Abfallgesetz definiert biologische verwertbare Abfälle nicht als verwertbaren Stoff. Es gibt also keinen Standard für Biomüll in Rumänien. Dabei machen biologische Abfälle den größten Anteil an Haushaltsabfällen aus. Die fehlende Verwertbarkeit von Biomüll trägt dazu bei, dass die Kommunen beziehungsweise die Sammelbetriebe keinen Anreiz haben, eine getrennte Müllsammlung zu organisieren oder die relativ hohen Kosten für die spätere Trennung des Abfalls nach Plastik, Glas oder Papier zu tragen. 

Ein gesetzlich festgelegter Standard für Biomüll dagegen würde den Handlungsdruck der Kommunen erhöhen, sich um eine getrennte Sammlung von Biomüll und den zu recycelnden Stoffen zu kümmern. Zudem schafft eine eindeutige Definition von Biomüll eine rechtssichere Grundlage für die Müllsammelbetriebe, um in die Sammlung sowie in Kompostieranlagen zu investieren.

Der Gesetzgeber beschränkt Recycling darauf, aus den Abfällen nur Papier, Metall, Kunststoff und Glas wiederzuverwerten. Die Novelle des Abfallgesetzes von 2021 legt nur neue Recyclingziele für diese Abfälle fest. 

Gesetzlich definierte Recyclingziele Rumäniens (in Prozent des Abfallaufkommens)
Recycling-Ziel

2022

2023

Ist-Wert (2020)

Recycling von Siedlungsmüll insgesamt 

55

60

11

Verpackungen aus Papier und Kartonage

60

65

63,2

Verpackungen aus Glas

60

65

42,7

Verpackungen aus Metallen 

50

60

51,1

Verpackungen aus Kunststoffen (inklusive PET)

22,5

35

30,1

Verpackungen aus Aluminium

20

30

19

Verpackungen Holz

15

20

16,6

Quelle: Gesetz 249/2015 über Abfallrecycling; Eurostat, November 2023

 

Zwar schreibt das sogenannte "Kompostiergesetz", das seit August 2021 in Kraft ist, Städten und Gemeinden vor, Sammelstellen für biologischen Müll zusammen mit einem Nutzungspreismodell einzuführen. Zu sehen ist davon bisher wenig. Unternehmen, die als Dienstleister im Abfallmanagement in den Städten und Gemeinden aktiv sind, beklagen stattdessen den gestiegenen bürokratischen Aufwand bei der Dokumentation von Abfallmengen und deren Verwertung. 

EU stellt Fördermittel bereit

Wenn die Politik den gesetzlichen Rahmen für die Abfallentsorgung besser definiert, könnte die Abfallwirtschaft in Rumänien voraussichtlich mehr Investitionen anziehen. Am Geld mangelt es nicht. Allein für Modernisierungsvorhaben des kommunalen Abfallmanagements stellt die EU für die kommenden drei Jahre Fördermittel in Höhe von 268 Millionen Euro bereit. 

In EU-Projekten engagieren sich einige deutsche Umwelttechnik- und Beratungsunternehmen, darunter Bilfinger Berger, Environmental Resources Management (ERM) und Fichtner. Ein Markteinstieg ist für deutsche Firmen aber nicht einfach. "Unternehmen, die in den rumänischen Markt eintreten wollen, sollten gut vernetzt und informiert sein", rät Radu Merica, Geschäftsführer der RER Group.

Rumänien führt Flaschenpfand ein

Am 30. November 2023 trat laut Gesetz das Pfandsystem für Getränkebehälter aus dem Kunststoff PET, aus Glas und aus Aluminium in Kraft. Das Pfandsystem wird die Recyclingquote erhöhen und schafft zudem einen neuen rumänischen Markt für Unternehmen, die sich mit der Wiederverwertung von PET, Glas und Aluminium beschäftigen. 

Verbraucher zahlen dann ein Pfand von 50 Bani, etwa 10 Cent. Das erhalten sie zurück, wenn sie die Flasche beim Händler wieder abgeben. Händler waren aufgefordert, bis zum 30. November die Logistik zu organisieren. Sie müssen Sammelstellen einrichten, um es den Kunden zu ermöglichen, Flaschen zurückzugeben. 

Ausgewählte Förderprogramme in der Abfallwirtschaft in Rumänien
Akteur/Projekt

Investitionssumme (in Mio. Euro)

ProjektstandAnmerkungen
Entwicklung der kommunalen Abfallentsorgung 

480

In Planung Ministerium für Europäische Fonds
Zuschüsse in Höhe von 0,5 Millionen bis 8,4 Millionen Euro für KMU pro Projekt für die Modernisierung von Abfallrecycling-Anlagen; Entwicklung integrierter kommunaler Abfallwirtschaftssysteme auf Kreisebene oder auf Ebene der Städte und Gemeinden

286

In PlanungMinisterium für Europäische Fonds
Entwicklung der Infrastruktur für die Bewirtschaftung von Gülle und anderen kompostierbaren landwirtschaftlichen Abfällen

234

In Planung Ministerium für Landwirtschaft
Förderung von Abfallrecyclinganlagen in Unternehmen

223

In PlanungMinisterium für Europäische Fonds
Schließung von Deponien

0,6

In Planung Ministerium für Europäische Fonds
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, November 2023

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

Die Sammlung ist Aufgabe der Kommunen. Allein in Bukarest hat jeder der sechs Bezirke ein eigenes Sammelsystem für Haushaltsabfälle. Landesweit gibt es ebenfalls keine einheitlichen Regeln zum optimalen Umgang mit Siedlungsabfällen. Dies führt dazu, dass die Bevölkerung Müll nicht getrennt sammelt. Vereinzelt gibt es in Städten Sammelstellen für Glas, Papier oder Plastik. 

In Bukarest sind mehrere Entsorgungsunternehmen tätig, unter anderem Rebu, Romprest und Rosal. Die Brantner Group (Österreich) ist in Sibiu, Cluj-Napoca, Resita, Piatra-Neamt präsent. Der rumänische Entsorger Polaris ist in den Städten Arad, Alba-Iulia, Tirgu-Jiu und Slobozia aktiv. Privatunternehmen wie Iridex (Bukarest, Calarasi, Constanta), Veolia (Ploiesti), Tracon (Braila, Sibiu Constanta, fin-Eco (Brasov) und RER Buzau betreiben Deponien.

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