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Branchen | Saudi-Arabien | Öffentlicher Personennahverkehr

In Saudi-Arabien gewinnt der ÖPNV an Bedeutung

In Riad steht das Metrosystem vor der Inbetriebnahme. Schienengebundene ÖPNV-Systeme für über 60 Milliarden US-Dollar sind in der Diskussion. Viele Projekte kommen aber nicht voran.

Von Robert Gehrke, Robert Espey | Riad, Dubai

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) spielt in Saudi-Arabien bislang keine große Rolle. Transportangebote gibt es vor allem für die asiatischen und afrikanischen Arbeitsmigranten. Ansonsten muss das eigene Auto oder ein Taxi benutzt werden. Pläne für Milliardeninvestitionen in moderne ÖPNV-Systeme werden schon sehr lange diskutiert, kamen aber zumeist nicht voran. Eine wichtige Ausnahme bildet die Hauptstadt Riad. Auf dem Weg zur Klimaneutralität, die das Königreich 2060 erreichen will, könnte die ÖPNV-Entwicklung zukünftig auch in anderen Metropolen Fortschritte machen.

Metrosystem in Riad steht kurz vor der Eröffnung

Die Inbetriebnahme der Metro in Riad hat sich immer wieder verzögert. Jetzt könnte es Ende 2023 soweit sein. Nach ursprünglicher Planung sollte das 23 Milliarden US-Dollar (US$) teure Megaprojekt bereits 2018 fertiggestellt werden. Unter anderem aufgrund von Streitigkeiten mit den ausführenden Bauunternehmen und Unterbrechungen durch die Coronapandemie konnte der Zeitplan nicht eingehalten werden.

Die Riyadh Development Authority (heute: Royal Commission for Riyadh City) vergab 2013 die wichtigsten Bauaufträge für das Metro-Projekt. Das Vorhaben wurde in fünf große Planungs- und Baupakete unterteilt. Dabei bilden die Linien 1 und 2 ein Paket, die anderen vier Linien werden als Einzelpakete ausgeführt. Jedes Paket umfasst auch die Lieferung von rollendem Material.

Das US-Unternehmen Bechtel führt das BACS-Konsortium an. Siemens ist als Teil des BACS-Konsortiums gemeinsam mit Bechtel, der lokalen Almabani General Contractors Company und der griechischen Consolidated Contractors Company für den 9,5 Milliarden US$ teuren Bau der Linien 1 und 2 zuständig. Auf Siemens entfällt ein Auftragsvolumen von 2,1 Milliarden US$. Der Siemens-Auftrag umfasst 74 Inspiro-Züge, die Bahnelektrifizierung, die Signal- und Kommunikationstechnik für den fahrerlosen Betrieb sowie die gesamte Systemintegration.

Das spanische Unternehmen FCC Construccion leitet das als FAST bekannte Konsortium. Das italienische Unternehmen Ansaldo STS leitet die Gruppe Arriyadh New Mobility. Das FAST-Konsortium erhielt den Zuschlag für die Linien 4, 5 und 6, deren Wert mit insgesamt 7,8 Milliarden US$ angegeben wird. Arriyadh New Mobility bekam für 5,2 Milliarden US$ den Zuschlag für die Linie 3. Das Streckennetz hat 84 Stationen und eine Gesamtlänge von 176 Kilometern. Bei vollem Betrieb soll die Kapazität bei 3,6 Millionen Passagieren pro Tag liegen.

Neues Busliniennetz in Riad

Bisher gab es in Riad nur sechs Buslinien, die alle von der Saudi Public Transport Company (SAPCO) betrieben wurden. Das neue Busliniennetz ging im März 2023 an den Start. Zugleich wurden die alten SAPCO-Linien eingestellt. Bedient werden 2.860 Bushaltestellen. Die 842 Busse kommen von Mercedes-Benz (421 Citaro G, 179 Citaro) und MAN (242 Lion’s City).

Das Busnetz besteht aus 19 "Community Lines" (910 Kilometer) sowie 58 "Feeder Lines" (835 Kilometer), die Verbindungen zu den Metro-Stationen bieten. Betreiber ist die Public Transport Company, ein 2010 gegründetes Joint Venture zwischen SAPCO (80 Prozent) und dem französischen Transportunternehmen RATP Dev (20 Prozent).

Busnetz in Mekka seit Herbst 2022 im Vollbetrieb

Im Oktober 2022 verkündete das Unified Transport Center of the Royal Commission for Makkah City and Holy Sites den Abschluss der letzten Testphase des öffentlichen Verkehrsprojekts "Makkah Buses". Die Linien 3, 10 und 11, die den Bereich um die Große Moschee mit anderen Stadtteilen verbinden, nahmen ihren Betrieb auf.

Das Busnetz in Mekka umfasst zwölf Routen mit 200 Haltestellen. Insgesamt 160 deutsche Gelenk- und 240 normale Busse mit einer Kapazität von 125 Passagieren beziehungsweise 85 Passagieren sind unterwegs. Betreiber ist die Makkah Mass Rail Transit Company (MMRTC).

Metro-Projekt in Mekka stagniert seit 2018

Die MMRTC hatte 2015 für ein Metro-Projekt Ausschreibungen für Bauleistungen, rollendes Material und Systeme durchgeführt und entsprechende Angebote erhalten. Aufträge für vier Pakete im Wert von 8 Milliarden US$ sollten noch im selben Jahr erteilt werden. Die Vergaben kamen aber nicht zustande, nachdem die Regierung eine Überprüfung aller wichtigen Verträge angeordnet hatte.

Die saudi-arabische Verkehrsbehörde erklärte 2017, dass die Mekka-Metro und andere geplante Metro- und Bahnprojekte auf PPP-Basis (Private Public Partnership) realisiert werden sollten. Seither ruht das Mekka-Projekt. Die Planung sieht ein Metrosystem mit einer Gesamtlänge von 181 Kilometern und 88 Haltestellen vor. Die Metro soll an die bestehende Mashaaer-Monorail-Linie anschließen, die seit 2010 Mekka mit den heiligen Stätten Arafat, Muzdalifa und Mina verbindet.

Weitere drei Metro-Projekte stecken in Planungsphase fest

In der Ostprovinz gibt es seit 2014 Pläne für den Bau eines 16-Milliarden-US$-Metrosystems mit zwei Hauptstrecken und insgesamt 86 Schienenkilometern. Eine Linie soll die Insel Dareen im Norden der Provinz mit Qatif verbinden und über Dammam und Dhahran bis zum King Fahd Causeway verlaufen. Eine zweite Strecke soll von der King Fahd Road in Dammam zum Flughafen führen. Nach ersten Studien zeigt das Projekt seit 2019 keine Fortschritte.

In Jeddah wurde für den Bau der Metro 2013 die Jeddah Metro Company als Joint Venture zwischen der Jeddah Municipality und der Jeddah Urban Development Company gegründet. Die Kosten wurden mit 30 Milliarden US$ veranschlagt. Das System soll aus drei Hauptlinien mit einer Gesamtlänge von 249 Kilometer bestehen. Erste Entwürfe hat das französische Unternehmen Egis geliefert. Seit 2019 liegt das Vorhaben jedoch auf Eis.

Ebenfalls im Jahr 2013 genehmigte der Council of Ministers ein Metronetz für Medina. Drei Metrolinien mit einer Gesamtlänge von 96 Kilometern sind vorgesehen. Das Projekt wurde 2016 aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten gestoppt und seitdem nicht mehr reaktiviert.

Monorails in Mekka und Riad

Als erstes schienengebundenes Nahverkehrsprojekt des Landes ging 2010 in Mekka eine 20 Kilometer lange automatische Hochbahn (Al Mashaaer Monorail) in Betrieb. Die 1,8 Milliarden US$ teure Strecke dient dem Transport der Pilger zu den heiligen Stätten. Eine nördliche Verlängerung ist seit 2014 in der Diskussion. Auf dem Gelände der Frauenuniversität in Riad existiert seit 2012 eine 11 Kilometer lange Monorail-Strecke. Im neuen King Abdullah Financial District von Riad sollte 2015 eine 3,6 Kilometer lange Monorail-Strecke in Dienst gehen. Zwar sind die Bauarbeiten weit fortgeschritten, aber es ist unklar, wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist.


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