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Serbiens Landwirtschaft zwischen Himbeeren und Hightech

Serbiens Agrarsektor ist geprägt von mühsamer Handarbeit, aber auch industrieller Landwirtschaft. Dabei setzen die Landwirte auf made in Germany – und bald auch auf smarte Roboter.

Von Martin Gaber | Belgrad

Ein Agrarroboter fährt durch Obstplantagen und pflückt Äpfel. So könnte die Zukunft in Serbiens Landwirtschaft aussehen. Schon heute befindet sich mit dem AgAR (Agricultural Autonomous Robot) ein solcher Roboter im Bau. "Wir haben einige Bestellungen und rechnen noch in diesem Jahr mit den ersten Auslieferungen", sagt Nikola Velčev, der für das Projekt verantwortlich ist. Der Roboter kann dabei nicht nur Obst pflücken, sondern auch sähen, bewässern oder düngen. 

"Wir haben bei der Konzeption vor allem an kleine und mittlere Unternehmen gedacht. Aber künftig wollen wir eine größere Version entwickeln, die für große Betriebe infrage kommt", sagt Velčev. In Zukunft will man den Roboter exportieren. Möglich macht das eine Kooperation mit der Firma FPM Agromehanika, die über ein Vertriebs- und Servicenetz in mehr als 30 Ländern verfügt. Entwickelt wurde der agile Landwirtschaftshelfer von der Universität Niš mit Fördermitteln der EU und des serbischen Innovationsfonds. 

Handarbeit im Süden, Maschinen im Norden

Die serbische Landwirtschaft galt lange Zeit als sehr traditionell und ist es zum Teil auch heute noch. Handarbeit spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Vor allem der Süden des Balkanstaats zeichnet sich durch kleine Familienbetriebe aus, die ihre Höfe teilweise im Nebenerwerb betreiben. Sie produzieren für den Eigenbedarf oder liefern an Kooperativen, die die Produkte vermarkten oder weiterverarbeiten. Als Exportschlager aus Südserbien gelten die handgepflückten Himbeeren: Mit über 116.000 Tonnen (Stand 2022) ist Serbien nach Russland und Mexiko der drittgrößte Produzent weltweit, wie Zahlen der Lebensmittel- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen belegen. Rund 60 Prozent der tiefgekühlten Himbeeren in der EU stammen aus dem Balkanstaat.

Großbetriebe dominieren die Regionen Vojvodina

Der Norden des Landes mit der Region Vojvodina ist durch weite Flächen und eine eher industrielle Landwirtschaft geprägt. Hier dominieren drei Großbetriebe: MK Group, Matijević Group und Delta Holding. Die Unternehmen sind neben der klassischen Landwirtschaft in der Lebensmittelverarbeitung aktiv. Insgesamt setzen die drei Firmen mehr als 1 Milliarde Euro um. 

Hinzu kommt seit wenigen Jahren das Investment von Al-Dahra aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das Unternehmen hat über 200 Millionen Euro in Serbien in Bereiche wie Futterherstellung und Viehhaltung investiert. Al-Dahra erhielt dafür einen Kredit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Das Unternehmen ist gerade dabei, seine Investitionen in Serbien weiter auszubauen. Geplant sind unter anderem Schulungszentren für den Einsatz von Technologien in der Landwirtschaft. Mit Carl Kühne, Mamminger und Meggle sind auch drei deutsche Unternehmen in Serbien aktiv.

Die Landwirtschaftsmesse in Novi Sad ist mit über 1.100 Ausstellern aus 26 Ländern die größte Fachmesse der Region. Sie eignet sich gut für einen Überblick und erste Kontakte. Die nächste Austragung findet von 18. bis 23.05.2024 statt. Zum ersten Mal wird die Europäische Union Partnerland der Messe sein. Weitere Informationen zur Messe finden Sie HIER.

Serbien entwickelt Biotech-Standort mit Geld aus Europa

Ob kleine Familienbetriebe oder industrielle Landwirtschaft: Serbien will in Zukunft verstärkt auf Digitalisierung und Smart Farming setzen. Das ist auch nötig, da immer weniger Menschen in der Landwirtschaft arbeiten wollen. Durch Investitionen in der verarbeitenden Industrie und die Perspektive auf solide Einkommen über das gesamte Jahr hinweg fehlen zunehmend Arbeitskräfte im Agrarbereich. 

Zwei Institute können diese Entwicklung maßgeblich vorantreiben: Das BioSense Institut in Novi Sad hat erst kürzlich, auch dank einer 14 Millionen Euro Förderung der EU, ein neues Gebäude erhalten. Dort wird Forschung im Bereich Biotechnologie und Landwirtschaft stattfinden. Ziel ist vor allem der stärkere Einsatz von Digitalisierung in der Landwirtschaft. 


Zudem hat der Bau des Bio4Campus in Belgrad begonnen. Die Fertigstellung ist bis 2026 geplant. Dort wird Serbien eine Biobank erhalten, also eine Datenbank für genetische Informationen, unter anderem von Mikroorganismen und Pflanzen. Die Entwicklungsbank des Europäischen Rats stellt dafür einen Kredit über 200 Millionen Euro zur Verfügung.

Serbiens Landwirtschaft setzt auf made in Germany

31 %

beträgt der deutsche Anteil an Serbiens Importen von Landmaschinen.

Die Entwicklung der serbischen Landwirtschaft dürften auch deutsche Unternehmen verfolgen. Schließlich ist Deutschland für Serbien der mit Abstand wichtigste Beschaffungsmarkt für Landtechnik. Im Jahr 2022 lag der Importwert nach Angaben der UN-Handelsorganisation bei knapp einem Drittel. Allein zwischen 2020 und 2022 stiegen die Importe aus Deutschland um 36 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Traktoren und Pflanzenschutzmitteln. Hier haben die Importe aus Deutschland einen Anteil von 20 bis 25 Prozent an den Gesamtimporten im jeweiligen Bereich und liegen auf Platz 1. Der Bedarf an Landmaschinen und Traktoren wird in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter steigen. Der Fuhrpark der serbischen Landwirte gilt als veraltet.

EU-Fördermittel für Serbiens Landwirtschaft

Für die Entwicklung seiner Landwirtschaft erhält Belgrad Gelder aus Brüssel. Serbien ist kein Mitglied, kriegt als EU-Beitrittskandidat aber sogenannte Vorbeitrittshilfen. Die EU stellt im Rahmen des IPARD-Programms zwischen 2021 und 2027 rund 290 Millionen Euro für Serbiens Landwirte zur Verfügung. Hinzu kommen 90 Millionen Euro aus nationalen Mitteln, sodass insgesamt rund 380 Millionen Euro im Topf sind. Im Februar 2024 soll die Ausschreibungsrunde für drei Maßnahmen starten. Dazu gehören die Anschaffung von Maschinen, Anlagen für die Weiterverarbeitung und Mittel für die ländliche Tourismusentwicklung. Bis zu 75 Prozent der Kosten werden gefördert. Zuständig für die Vergabe der Mittel sind das Landwirtschaftsministerium sowie die Agentur für landwirtschaftliche Zahlungen. Zudem unterstützt das Weltbank-Projekt Competitive Agriculture einzelne Landwirte sowie kleine und mittlere Unternehmen mit Zuschüssen und Krediten.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Serbien

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Serbian Competitive Agriculture Project (SCAP)Weltbank-Projekt für einzelne Landwirte und kleine und mittlere Unternehmen
Ministarstvo poljoprivrede, šumarstva i vodoprivredeMinisterium für Land-, Forstwirtschaft und Fischerei (zuständig für Fördermittel)
Uprava za agrarna plaćanjaBüro zur Verwaltung landwirtschaftlicher Zahlungen (zuständig für Fördermittel)
Poljoprivredna Savetodavna i Stručna Služba SrbijeAgentur für landwirtschaftliche Beratung
Sistem tržišnih informacija poljoprivrede SrbijeMarktinformationssystem für die Landwirtschaft
Institut za primenu nauke u poljoprivrediInstitut für angewandte Wissenschaften in der Landwirtschaft
Privredna komora SrbijeAbteilung für Landwirtschaft bei der serbischen Wirtschaftskammer
Privredna komora VojvodineAbteilung für Landwirtschaft bei der Wirtschaftskammer der Region Vojvodina
Poslovno udruženje IPM Branchenverband für Hersteller von Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen
Serbia OrganicaVerband für die Förderung der Bio-Produktion
BioSenseKompetenzzentrum für die Verknüpfung von Landwirtschaft und IT
AGRO BelgradeLandwirtschaftsmesse Belgrad

Agromedia

Nachrichtenportal für die Landwirtschaft
AgronewsNachrichtenportal für die Landwirtschaft

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