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Schnellcheck: Diese Geschäftschancen bietet Simbabwe

Simbabwe kann vom weltweiten Rohstoffboom profitieren. Voraussetzung ist eine funktionierende Infrastruktur und Energieversorgung. Die Landwirtschaft bietet ungenutztes Potenzial.

Von Marcus Knupp | Berlin

Bergbau: Simbabwe hat, was die Welt braucht

Die Platin- und Chromvorkommen in Simbabwe zählen zu den größten der Welt. Weitere wichtige mineralische Ressourcen sind Diamanten, Gold, Kupfer, Nickel, Zinn und Kohle. Das Land will aber nicht nur Roherze exportieren.

Mit einem Exportverbot für unbearbeitetes Lithiumerz setzte die Regierung im Dezember 2022 ein Signal zur Industrialisierung der Branche: Die lokale Wertschöpfung soll gestärkt werden. Im Juli 2023 hat mit Zhejiang Huayou Cobalt ein erstes chinesisches Unternehmen eine Aufbereitungsanlage für 300 Millionen US-Dollar (US$) zur Produktion von jährlich 450.000 Tonnen Lithiumkonzentrat in Betrieb genommen. Neben Firmen aus China engagieren sich auch die in London gelisteten Unternehmen Red Rock Resources und Premier African Minerals im Abbau von Lithium vor Ort.

Das australische Unternehmen Invictus Energy hat im Nordosten des Landes Vorkommen von Erdöl, assoziiertem Gas und Helium entdeckt. Die weitere Erschließung des Cahora-Bassa-Projekts nahe der Grenze zu Mosambik würde einen neuen Produktionszweig eröffnen.

Infrastruktur: Wasser und Eisenbahn im Fokus

Simbabwe und das Nachbarland Mosambik verständigten sich im Mai 2023 über die Nutzung der Wasserressourcen der Flüsse Buzi, Pungwee und Save, deren Verlauf beide Länder berührt. Zu den Vereinbarungen gehört der Bau von zwei Staudämmen am Save bei Chipanda Pool mit einem Volumen von 510 Millionen und Chitowe mit 50 Millionen Kubikmetern. 

Dinson Iron and Steel Company, eine Tochter des chinesischen Stahlkonzerns Tsingshan Holdings, baut in Manhize (Midlands) ein integriertes Eisen- und Stahlwerk mit einer Kapazität von jährlich 1,2 Millionen Tonnen und einem Investitionsvolumen von 1,5 Milliarden US$. Laut Presseberichten waren die Arbeiten Mitte 2023 zu circa 70 Prozent abgeschlossen. In der Nachbarschaft der Anlagen soll eine neue Stadt für rund 30.000 Einwohner entstehen.

Zur Stromversorgung will die staatliche Elektrizitätsgesellschaft ZESA eine 100 Kilometer lange Leitung vom Umspannwerk Sherwood in Kwekwe bauen. Über eine 50 Kilometer lange Neubaustrecke nach Mvuma wird das Stahlwerk an das Eisenbahnnetz angebunden. Dinson unterzeichnete ein Memorandum of Understanding (MoU), das die Modernisierung von weiteren 1.000 Kilometern Bahnstrecke vorsieht.

Beratungsgutscheine Afrika

Mit den "Beratungsgutscheinen Afrika" fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Wirtschaftsnetzwerks Afrika externe Beratungsdienstleistungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, den Markteintritt in Afrika zu erleichtern.


Unternehmen können eine individuelle und bedarfsorientierte Beratung zu ihren wirtschaftlichen Vorhaben erhalten. Das Angebot gilt branchenunabhängig für jedes Zielland auf dem afrikanischen Kontinent.

Energie: Wasserkraft allein reicht nicht

Ein besserer Zugang zu elektrischem Strom ist ein zentrales Ziel in Simbabwes National Development Strategy (NDS). Von derzeit lediglich rund 52 Prozent soll der Anteil der Haushalte mit Zugang zu Elektrizität bis 2030 auf 72 Prozent steigen. Wasserkraft nimmt mit rund 70 Prozent aktuell den größten Anteil an den Erzeugungskapazitäten (vor allem am Kariba-Damm) ein, gefolgt von Kohle mit 29 Prozent (vier Kraftwerke). Auf erneuerbare Energien wie Solarenergie entfällt nur circa 1 Prozent. Diese bietet angesichts hoher Einstrahlungswerte ein großes Potenzial sowohl zur Dekarbonisierung der Energieversorgung als auch zur besseren Versorgung insbesondere ländlicher Bevölkerungsteile. 

Zeitweise niedrige Wasserstände im Kariba-Stausee führen immer wieder zu Stromabschaltungen. Eine Gruppe industrieller Stromkunden, darunter Minengesellschaften, hat deshalb ein schwimmendes Solarkraftwerk auf dem See projektiert. In einer ersten Phase soll die Anlage eine Kapazität von 250 Megawatt bieten. Auch einzelne Bergwerke setzen auf selbst produzierten Strom. Für die Karo-Platinmine rund 80 Kilometer südwestlich von Harare installieren Total Eren und das britische Unternehmen Chariot eine Solaranlage mit zunächst 30 Megawatt. Möglich ist eine Expansion auf 300 Megawatt.

Allerdings investieren vor allem chinesische Unternehmen weiterhin in Kohle. Unter Federführung von Sinohydro wird das thermische Kraftwerk Hwange derzeit um 600 Megawatt auf 920 Megawatt erweitert. Die NDS listet die umfangreichen Steinkohlereserven als wichtiges Exportpotenzial, sei es in Form von Kohle oder weiter aufbereiteten Produkten wie Koks.  

Landwirtschaft: Ertragssteigerung ist Ziel

Nach Mangelsituationen in zurückliegenden Jahren dehnte Simbabwe die Anbauflächen von Getreide in der vergangenen, vergleichsweise feuchten Saison 2022/23 deutlich aus. In der Folge haben sich die Ernten von Mais, Hirse und Weizen um etwa 40 bis 60 Prozent erhöht, was Importe in diesem Jahr erübrigt. Durch Mangel an Düngemitteln bleiben die Flächenerträge in Simbabwe dennoch oft unter ihren Möglichkeiten. In Zukunft will Simbabwe auf Basis lokaler Phosphatvorkommen mehr Dünger selbst produzieren.

Tabak war mit Ausfuhren von 926 Millionen US$ im Jahr 2022 das wichtigste landwirtschaftliche Exportprodukt Simbabwes. Produziert wird die Genusspflanze heute zu etwa 85 Prozent von Kleinbauern. Im Rahmen einer Vertragslandwirtschaft erhalten sie von Tabakunternehmen Produktionsmittel wie Saatgut oder Dünger auf Kredit. Im Gegenzug sind sie zum Verkauf ihrer Ernte an diese Firmen verpflichtet – eine Schuldenfalle für zahlreiche Bauern. Viele Tabakfirmen arbeiten unter der Regie der China National Tobacco Corporation.

Nahrungsmittel: Steigerung bei Milch und Fleisch

Auf der Agenda steht vor allem die Steigerung der Fleisch- und Milchproduktion. Nach Informationen des Landwirtschaftsministeriums erhöhte sich die Produktion von Rohmilch in Simbabwe 2022 gegenüber dem Vorjahr um 14,3 Prozent auf 91,6 Millionen Liter. Ziel ist es, bis 2025 den auf 120 Millionen Liter geschätzten Bedarf aus inländischer Produktion decken zu können. Mit besserer Futterversorgung soll die tägliche Milchleistung der Kühe in Simbabwe von 12 auf 18 Liter gesteigert werden. Die Zahl der Tiere stieg 2022 um 11,3 Prozent auf 53.250.

Die Firma CSC Boustead Beef Zimbabwe, ehemals Cold Storage Company, war in der Vergangenheit auf den Export von Rindfleisch nach Europa ausgerichtet. Nach mehrjähriger Schließung hat sie 2022 den Betrieb wieder aufgenommen. Ihre Zielmärkte liegen heute in Afrika und Asien. 

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