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Wirtschaftsumfeld | Spanien | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Löhne und Gehälter

Der Durchschnittslohn in Spanien ist im Jahr 2024 um 3,2 Prozent gestiegen. Die Unternehmen stellen sich auf weitere Lohnzuwächse ein.

Von Friedrich Henle | Madrid

In den letzten drei Jahren stiegen die durchschnittlichen Gehälter in Spanien jeweils um 3 bis 4 Prozent. Auch im laufenden Jahr 2025 zeigt die Tendenz weiter nach oben: Gut die Hälfte der von der Personalberatung Hays befragten Unternehmen wollen die Gehälter um maximal 5 Prozent anheben. Weitere 21 Prozent stellen sich auf Steigerungen oberhalb dieses Wertes ein. Immerhin 29 Prozent rechnen nicht mit Gehaltserhöhungen.

Hays hat auf der Grundlage von 6.500 Beispielen aus fünf spanischen Großstädten auch die zu erwartende Gehaltsentwicklung für unterschiedliche Bereiche ermittelt. Besonders hohe Zuwächse stehen demnach im Kundendienst mit plus 8 Prozent an. Mit 3 Prozent folgt das Ingenieurwesen. Beschäftigte in den Bereichen Life Sciences sowie Versicherungswesen müssen sich dagegen auf durchschnittliche Gehaltseinbußen von 2 Prozent beziehungsweise 1 Prozent einstellen.

Die Lohnsteigerungen der vergangenen Jahre konnten nicht mit der Inflation Schritt halten. Laut OECD-Berechnungen lagen die realen Löhne im 1. Quartal 2025 noch 4,2 Prozent unten dem Niveau des 1. Quartals 2021. Unter den größten OECD-Ländern verzeichneten nur Australien und Italien im gleichen Zeitraum einen stärkeren Rückgang der Reallöhne als Spanien.

Im Gastgewerbe und der Landwirtschaft ist der Mindestlohn verbreitet

Der Trend beim Mindestlohn zeigte in den vergangenen Jahren deutlich nach oben. Unter anderem als Ausgleich für Kaufkraftverluste aufgrund der Inflation erfolgten Anhebungen im oberen einstelligen Bereich. Kritikpunkte am landesweit einheitlichen Mindestlohn sind, dass er in Großstädten kaum zum Leben reicht und in ärmeren Provinzen nur einen geringen Abstand zu den regulären Gehältern hat. Der Mindestlohn wird vor allem in der Hotellerie, Gastronomie und Landwirtschaft gezahlt. Dort wird überproportional lange gearbeitet und bei der Bezahlung bilden diese Zweige das Schlusslicht. 

Trotz aller Gegenmaßnahmen der mächtigen Steuerbehörde spielt auch die Schattenwirtschaft weiterhin eine gewichtige Rolle in Spanien. Ihr Umfang soll etwa 23 bis 25 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes entsprechen.

Unterschiede der Gehälter nach Regionen nehmen zu

Dem Statistikamt INE zufolge verzeichneten die wirtschaftlich und technologisch führenden Autonomen Gemeinschaften Madrid, Baskenland und Katalonien 2023 die höchsten Bruttoeinkommen. Obwohl die Gehälter insgesamt steigen, nehmen die Unterschiede zwischen den Spitzenreitern und den Regionen mit den niedrigsten Gehältern zu.

Für diese Unterschiede sind zumeist strukturelle Gründe verantwortlich: Während etwa in Madrid und dem Baskenland viele Jobs in hochbezahlten Sektoren vorhanden sind, verzeichnen andere Standorte einen höheren Anteil von Landwirtschafts- und Tourismusjobs. Diese ziehen den lokalen Durchschnittswert nach unten.

Deutsche Unternehmen bevorzugen die wirtschaftlichen Hotspots

Deutsche Unternehmen in Spanien sind schwerpunktmäßig in den wirtschaftlich starken Regionen präsent. Die Lohnkosten sind dort zwar höher als in anderen Teilen Spaniens, jedoch spielen auch die Infrastruktur, Beschaffung, lokale Vernetzung, das örtliche Fachkräfteangebot und Exportwege eine Rolle. 

Die Option des Homeoffice verbessert die Möglichkeiten, auch weiter entfernt lebende Fachkräfte in die Belegschaft einzugliedern. Der Boom des mobilen Arbeitens aus der Coronazeit wurde bei vielen Unternehmen durch hybride Arbeitsformen abgelöst. Manche Arbeitgeber setzen auch wieder stärker auf Präsenz. Dies ist auch ablesbar an der besseren Auslastung vor allem hochwertiger Büroimmobilien und an steigenden Investitionen in diesem Segment.

Versorgungsunternehmen und Finanzbranche zahlen die höchsten Gehälter

Strom- und Gasversorger zahlen im Durchschnitt die höchsten Gehälter in Spanien und liegen damit noch vor Banken und Versicherungen. Das Gastgewerbe bildet das Schlusslicht. Für Verwaltungstätigkeiten werden ebenfalls verhältnismäßig niedrige Gehälter gezahlt.

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Branchen In Euro, Veränderung in Prozent
Branche

2024

Veränderung 2024/23

Durchschnittslohn

3.038,9

3,2

Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei 

1.863,1

3,9

Verarbeitendes Gewerbe

3.511,2

5,3

Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung

k.A.

k.A.

Wasserversorgung, Abfallwirtschaft

k.A.

k.A.

Baugewerbe

2.748,5

2,1

Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz

2.509,3

3,0

Transport und Lagerhaltung

2.888,2

2,6

Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie

1.952,6

6,7

Informations- und Kommunikationsleistungen

3.922,8

-2,5

Finanz- und Versicherungswesen

4.959,1

6,3

Quelle: ILO 2025

Gemessen am Durchschnittseinkommen beziehen Führungskräfte genau das doppelte Gehalt. Hilfskräfte kommen auf rund die Hälfte des mittleren Gehalts in Spanien.

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Positionen In Euro, Veränderung in Prozent
Position

2024

Veränderung 2024/2023

Durchschnittslohn

3.038,9

3,2

Führungskraft

6.288,5

3,1

Personal mit akademischer Ausbildung

4.314,1

3,0

Techniker:in

3.288,5

2,7

Unterstützende Bürokraft

2.882,7

3,4

Dienstleistungs- und Verkaufskraft

2.155,7

7,0

Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft

1.962,4

4,4

Handwerker:in

2.655,9

5,1

Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft

2.710,7

6,8

Hilfskraft

1.879,6

6,0

Quelle: ILO 2025

Weitere Lohnbestandteile

Bei Führungskräften bestimmen variable Bestandteile immer mehr das Monats- beziehungsweise Jahresendeinkommen. Der Firmenwagen ist im Vertrieb oder im Servicebereich selbstverständlich. Er ist zum Teil auch bei den mittleren Unternehmenshierarchien üblich, ebenso wie Geschäftshandy oder Laptop. Sehr geschätzt wird eine Krankenzusatzversicherung, die die Behandlung als Privatpatient erlaubt.

Zusatzleistungen wie Fahrkarten für den Nahverkehr, Betriebsrenten, kostenlose Betriebsaktien, Essenszuschüsse, Sozialleistungen sind üblich, unterliegen aber durch das Königliche Gesetzesdekret RDL 16/2013 der Sozialversicherungspflicht.

Debatten um kürzere Arbeitszeiten gehen weiter

Das spanische Arbeitsministerium plant, die Regelarbeitszeit pro Woche von 40 auf 37,5 Stunden zu reduzieren. Das Gesetzesvorhaben scheiterte jedoch Anfang September 2025 im spanischen Kongress, weil es keine parlamentarische Mehrheit fand.

In einigen Tarifverträgen ist dieses Thema aber bereits verankert. So hat das Großunternehmen Telefónica mit den Gewerkschaften 2024 vereinbart, bis 2026 die wöchentliche Arbeitszeit schrittweise von 37,5 Stunden auf 36 Stunden zu senken.

Sozialversicherung

In Spanien existiert für alle Beitragsarten eine einzige staatliche Versicherung, die Seguridad Social. Die monatliche Beitragsbemessungsgrenze beträgt 4.909,50 Euro. Die Abgaben summieren sich auf rund 39 Prozent des Bruttolohns. Davon entfallen 6,35 Prozent auf den Arbeitnehmer und der Rest auf den Arbeitgeber.

Sozialbeiträge 2025In Prozent der Bemessungsgrundlage
Versicherungskomponente

Arbeitgeberanteil

Arbeitnehmeranteil

Summe

Insgesamt in Prozent des Bruttogehalts, davon:

circa 33,00

6,35

circa 39,35

Renten- und Krankenversicherung 

23,60

4,70

28,30

Arbeitslosenversicherung

5,50

1,55

7,05

Berufsbildungsabgabe

0,60

0,10

0,70

Lohngarantiefonds

0,20

0,00

0,20

Arbeitsunfallversicherung*

circa 3,10

0,00

circa 3,10

* Grobstruktur im Standardfall (Arbeitsunfallversicherung ist abhängig von der gewerblichen Tätigkeit/leichte Abweichung bei befristeten Arbeitsverträgen)Quelle: AHK Spanien 2025

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