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Wirtschaftsumfeld | Spanien | F&E

Neuer Schwung für die Forschung in Spanien

In Spanien fließt zunehmend mehr Geld in Forschung und Entwicklung. Dazu tragen insbesondere europäische Hilfsgelder und innovative Branchen bei.

Von Oliver Idem | Madrid

In Spanien wurden 2021 knapp 17,3 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Das waren rund 9 Prozent mehr als im Vorjahr. In den kommenden Jahren ist mit weiteren kräftigen Zuwächsen zu rechnen. 

Eine solche Belebung ist wichtig für eine große Volkswirtschaft, in der sich viele Wirtschaftszweige im internationalen Wettbewerb befinden. Gemessen an seiner Wirtschaftsleistung rangierte Spanien 2021 laut dem Internationalen Währungsfonds auf Platz 15 weltweit. In der Europäischen Union (EU) ist das Land die viertgrößte Volkswirtschaft. 

Die Bedeutung des Landes geben internationale Vergleiche nur teilweise wieder. Der Global Innovation Index 2022 stuft das Land auf Platz 29 ein. Der Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission sieht Spanien auf Rang sieben in der EU.

Forschungsausgaben sollen bis 2027 deutlich ansteigen 

Trotz eines langsamen Aufwärtstrends entsprachen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Spanien im Jahr 2020 einem Anteil von nur 1,4 Prozent der Wirtschaftsleistung. Damit flossen im Krisenjahr 15,7 Milliarden Euro in Innovationen. Mittlerweile zeigt der Trend bei den Forschungsinvestitionen wieder deutlich nach oben. Das gilt sowohl für den privaten als auch für den öffentlichen Sektor. 

Die staatlichen Forschungsausgaben profitieren von den hohen Zuflüssen, die Spanien von der EU im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans erhält. Rund 28 Prozent der Zuschüsse sind für die digitale Transformation vorgesehen, worunter auch viele Innovationsfördermaßnahmen fallen. Spanien kann 77,2 Milliarden Euro Gesamtzuschüsse ausgeben und erhält damit den mit Abstand höchsten Betrag unter den EU-Staaten.

Die spanische Regierung hat das Ziel, die Forschungsausgaben 2027 auf 2,12 Prozent der Wirtschaftsleistung anzuheben. Dies schrieb das Wissenschaftsministerium in der Sechsjahresstrategie Estrategía de Ciencia, Tecnología e Innovación fest. Um dies zu erreichen, müsste 2027 etwa doppelt so viel Geld in private und staatliche Innovationen fließen wie im Jahr 2021. Zudem steht das Land vor der Herausforderung, eine dynamische Forschung auch nach dem Auslaufen der Sonderzuschüsse zu gewährleisten.  

Hohe Investitionen von Unternehmen in der Coronakrise

Spanische Unternehmen haben die Coronakrise genutzt, um Neuerungen voranzutreiben. Die Ausgaben von staatlichen und Privatunternehmen summierten sich 2021 auf knapp 9,8 Milliarden Euro. Normalerweise ist in Krisenzeiten keine besondere Dynamik bei der Forschung und Entwicklung festzustellen.

In Spanien fiel die Zunahme jedoch besonders hoch aus. Eurostat zufolge fuhren die Unternehmen zwischen 2019 und 2021 ihre Forschungsinvestitionen um 11 Prozent hoch. Damit war die Zuwachsrate fast dreimal so hoch wie im Durchschnitt der 27 EU-Staaten. Die Mittel aus dem Aufbau- und Resilienzplan dürften in den kommenden vier Jahren zusätzliche Impulse, auch für die Privatwirtschaft bringen.

Die Innovationsstiftung Fundación Cotec stellte im November 2022 eine breite Spreizung zwischen den Unternehmen hinsichtlich ihrer Forschungsinvestitionen fest. Von 30 analysierten Branchen hatten 13 im Jahr 2021 das Vorkrisenniveau überschritten.

Die stärkste Dynamik wies die Kfz-Industrie mit plus 176 Prozent auf. Jeweils 61 Prozent mehr investierten 2021 Unternehmen aus den Branchen Luft- und Raumfahrt sowie Wasser und Energie.

Am unteren Ende der Skala befanden sich drei Wirtschaftszweige, in denen die Forschungsbudgets weit unter der Marke von 2019 lagen. Den stärksten Einbruch verzeichnete die Leder- und Schuhindustrie mit minus 70 Prozent. Auch in der Bauwirtschaft (minus 59 Prozent) und der Bekleidungsindustrie (minus 58 Prozent) stand weniger als die Hälfte der Mittel aus der Vorkrisenzeit zur Verfügung.

Cotec hat zudem einen Langzeitvergleich zur Konzentration der Ausgaben zwischen 2008 und 2021 vorgenommen. Dabei beobachtete die Stiftung eine Zunahme der Forschungsausgaben um rund 20 Prozent. Zugleich schrumpfte die Zahl der Unternehmen um mehr als 3.200. Während erheblich weniger kleine und mittlere Unternehmen Forschung betrieben, stieg die Zahl der größeren Akteure. Der Trend ging im Betrachtungszeitraum also zu einer Konzentration von höheren Ausgaben in weniger Unternehmen.

Staat investiert 3,5 Milliarden Euro in Wissenschaft, Technologie und Innovation

Öffentliche Verwaltungen und Universitäten gaben 2021 knapp 7,5 Milliarden Euro für ihre Forschung aus. Ihre Aktivitäten stellten damit 43 Prozent der Gesamtinvestitionen für Innovationen im Betrachtungsjahr. Im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans stehen sowohl ein Ausbau der staatlichen Forschung auf dem Programm als auch öffentlich-private Gemeinschaftsprojekte und die Unterstützung von unternehmerischen Innovationen.

Von den knapp 3,5 Milliarden Euro Budget der Innovationskomponente 17 des Aufbau- und Resilienzplans dürfte ein erheblicher Teil in öffentliche Institutionen fließen. Unter anderem soll die Forschungskooperation zwischen dem Zentralstaat und den 17 Autonomen Gemeinschaften des Landes verbessert werden. Eine Weiterentwicklung wird auch bei der Zusammenarbeit mit forschenden Unternehmen und der Nutzbarmachung von Forschungsergebnissen für die Gesellschaft angestrebt. Ein Wissenstransfer in Richtung kleine und mittlere Unternehmen soll diese zu mehr Forschungsaktivitäten befähigen.

Inhaltlich nimmt die Innovationskomponente Bezug auf einige Branchenschwerpunkte. In der Gesundheitswirtschaft gehört dazu eine personalisierte Präzisionsmedizin. Der Komplex Umwelt, Klima und Energie bildet ebenfalls einen Kernbereich. Eine nachhaltige Automobilwirtschaft und klimafreundlichere Luftfahrt runden die Pläne ab.

Diese Schwerpunkte finden sich auch in den Strategieplänen (PERTE) für insgesamt elf Sektoren wieder. Diese werden aus EU-Zuschüssen gespeist und setzen auf eine intensive Kooperation zwischen Staat und Unternehmen.

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