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Sri Lanka plant Hafenausbau
Die bestehenden Hafenanlagen arbeiten an der Kapazitätsgrenze. Internationale Geberorganisationen könnten helfen, Investitionen in dringend benötigte Erweiterungen zu stemmen.
26.09.2025
Von Florian Wenke | Mumbai
Sri Lanka ist ein wichtiger Warenumschlagplatz. Insbesondere für den Seehandel ist der Inselstaat von großer Bedeutung, denn er liegt entlang der Schifffahrtsroute, die Asien über die Straße von Malakka und den Suezkanal mit Europa verbindet.
Der Hafen von Colombo ist ein wichtiges Verteilzentrum. Bei rund 85 Prozent der umgeschlagenen Waren handelt es sich um "Transshipments", also Waren, die von größeren auf kleinere Schiffe (und umgekehrt) umgeladen werden, um ihr finales Ziel zu erreichen.
Indisches Wirtschaftswachstum kurbelt Hafen in Colombo an
Insbesondere für den indischen Handel ist Colombo von zentraler Bedeutung, denn Indiens maritime Infrastruktur hat bisher noch eine große Lücke bei Tiefseehäfen. Branchenschätzungen gehen davon aus, dass Indien rund 75 Prozent seines Seehandels über ausländische Häfen abwickelt.
Die wachsende indische Wirtschaft sorgt für geschäftiges Treiben in Colombo. Der Hafen wickelt rund 45 Prozent der indischen Transshipments ab. Doch die Kapazitäten der Häfen in Sri Lanka reichen nicht aus, um die Menge an gehandelten Gütern zu bewältigen. Daher sind Kapazitätserweiterungen nötig.
Terminals am Hafen Colombo werden erweitert
Der Hafen in Colombo verfügte 2024 über Kapazitäten von rund 7,9 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer (Twenty-foot Equivalent Unit; TEU). Für 2025 gehen Prognosen davon aus, dass rund 7,8 Millionen TEU umgeschlagen werden, darunter 6,2 Millionen TEU im Bereich Transshipment.
Experten zufolge arbeitet der Hafen bereits an der Kapazitätsgrenze oder sogar darüber. Eine laufende Erweiterung ist der "Colombo West International Terminal" (CWIT), der 2025 den Betrieb aufnahm. CWIT ist mehrheitlich im Besitz des indischen Mischkonzerns Adani Group. Für 2025 strebt CWIT eine Kapazität von 1,3 Millionen TEU an. Bis 2027 sollen es 3,2 Millionen TEU werden. Dafür wird entsprechendes Gerät benötigt. So sollen bis Ende 2026 weitere zwölf schienengebundene Stapelkrane und sechs Containerbrücken angeschafft werden.
Für den gesamten Hafen mit aktuell fünf Terminals prognostizieren Branchenvertreter bis 2027 eine Kapazität von 13,9 Millionen TEU. Um das Ziel zu erreichen, soll neben CWIT auch der "Eastern Container Terminal" ausgebaut werden. Betreiber dieses Terminals ist die staatliche Sri Lanka Port Authority.
Pläne für Neubauten existieren bereits
Bis 2040 könnte der Hafen von Colombo eine Gesamtkapazität von 35 Millionen TEU erreichen, schätzen Experten. Weitere Ausbaupläne liegen bereits vor, darunter für den "Colombo West International Terminal II" (CWIT II).
Die Vorbereitungen für das Projekt haben bereits begonnen. So laufen mit der Weltbank Gespräche über Investitionen in Höhe von geschätzt 400 Millionen US-Dollar (US$) für den Hafendamm. Die weiteren Investitionen sollen nach Vorstellung lokaler Branchenexperten im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Modells (PPP) erfolgen.
Doch es gibt noch weitere Pläne, darunter die Erweiterung des Hafens Colombo um einen "North Port". Allerdings werden hierfür Investoren benötigt, die mindestens einen hohen dreistelligen Millionen US-Dollar-Betrag aufbringen müssten, wahrscheinlich eher mehr. Zum Vergleich: Die Investitionen für CWIT betrugen rund 800 Millionen US$.
Global Gateway könnte Finanzierung aktivieren
Lokale Experten melden zudem, dass der Hafenausbau in Colombo ein Projekt der EU-Initiative Global Gateway werden könnte. Im Rahmen dieser Initiative unterstützt Brüssel Schwellen- und Entwicklungsländer dabei, ihre Infrastruktur nachhaltig auszubauen. Global Gateway könnte helfen, die notwendigen Gelder für die Investitionen zu mobilisieren.
Martin Klose, der Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Colombo, ist vom Potenzial des Hafens und der Bedeutung von Sri Lanka als Logistikhub überzeugt:
"Sri Lanka ist aufgrund seiner strategischen Lage von großer Bedeutung für den Warenhandel zur See. Der Hafen in Colombo hat vor allem durch den Bereich Transshipment weiterhin großes Wachstumspotenzial. Dem möchten wir mit einer Konferenz zum Logistikstandort Sri Lanka im 1. Quartal 2026 Rechnung tragen."
Investoren für weitere Großprojekte gesucht
Neben dem Hafen in Colombo weisen Experten auf das Potenzial des Hafens in Trincomalee im Nordosten Sri Lankas hin. Dabei handelt es sich um einen der weltweit größten natürlichen Häfen, der aktuell aber kaum eine Rolle im Warenhandel spielt. Vertreter der öffentlichen Hand betonen die vorteilhafte Lage in der Nähe zu Indien. Für die Entwicklung des Hafens bedarf es aber eines privaten Investors, der die notwendige Infrastruktur baut und die Anlagen betreibt.
Laut lokalen Branchenvertretern gibt es seitens der Logistikbranche zudem Interesse am Bau eines größeren Trockenhafens. Weil eine Finanzierung aus öffentlichen Mitteln unwahrscheinlich ist, wird auch hier ein externer Investor gesucht. Der Standort des Trockenhafens könnte in der Nähe von Colombo liegen. Hier ist die Wirtschaftskraft des Landes konzentriert.
Potenziale auch im Bereich Luftfracht
Neben dem Seehandel vergrößert Sri Lanka seine Kapazitäten auch im Bereich Luftfracht. So baut die nationale Fluglinie Sri Lankan Air ihre Frachtkapazitäten am Bandaranaike International Airport aus. Bis Ende 2025 soll ein neuer Logistikterminal entstehen. Durch diesen können anstatt aktuell 250.000 Tonnen zukünftig 500.000 Tonnen Luftfracht gehandhabt werden. Hier bestehen Chancen für den Einsatz entsprechender Automatisierungslösungen.