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Indien will massiv in seine Häfen investieren

Indien möchte seine Hafeninfrastruktur erweitern und modernisieren. Die geplanten Investitionen haben beachtliche Volumen und deutsche Firmen sind bereits involviert.  

Von Florian Wenke | Mumbai

Indien investiert in seine Verkehrsinfrastruktur. Der Bahnsektor erhält bereits einen Modernisierungsschub und nun soll auch die maritime Infrastruktur ausgebaut werden. Die maritime Wirtschaft wächst, aber die Kapazitäten der Häfen sind im Vergleich zu Konkurrenten in Asien wie Shanghai oder Singapur immer noch ausbaufähig. 

Während der Port in Shanghai 2024 über 51 Millionen und der in Singapur 41 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer (TEU) umschlug, erreichte der größte staatliche Hafen in Indien, der Jawaharlal Nehru Port Authority (JNPA) nahe Mumbai, nur einen Umschlag von knapp über 7 Millionen TEU. Der größte private Hafen, der zur Adani Gruppe gehörende Hafen in Mundra, schlägt 7 Millionen bis 8 Millionen Container pro Jahr um. 

Reformen beim Management der Häfen

Damit die Häfen größer, moderner und wettbewerbsfähiger werden, hat die Regierung im August 2025 ein neues Gesetz, die "Indian Ports Bill 2025", verabschiedet. Es ersetzt den aus dem Jahr 1908 stammenden "Indian Ports Act". Das Gesetz enthält Änderungen bei der Hafenverwaltung und die Schaffung eines maritimen Rates (Maritime State Development Council), der zwischen Zentralregierung und Bundesstaaten besser koordinieren wird. Außerdem sollen die Häfen effektiver miteinander vernetzt sowie mit Straßen und Schienen besser verbunden werden. Auch die Küstenschiffart und inländische Wasserstraßen sollen gestärkt werden.

Weitere maritime Ziele hält die Roadmap "Maritime Amrit Kaal Vision 2047" fest. Gemäß dem Strategiepapier sollen die Häfen bis 2047 rund 10 Milliarden Tonnen Güter jährlich umschlagen können. Ihre derzeitige Kapazität beträgt geschätzte 2,8 Milliarden Tonnen pro Jahr. Zudem möchte Indien unter die Top-5 Schiffbaunationen der Welt vordringen. Ein ambitioniertes Ziel, werden derzeit weniger als 1 Prozent der Schiffe weltweit in Indien gebaut.  

Update für ein Investitionsprogramm 

Seit 2015 gibt es ein Investitionsprogramm für den maritimen Sektor, genannt "Sagarmala Programme". Es wurden 839 Projekte identifiziert, die einen Investitionsbedarf von umgerechnet rund 66 Milliarden US-Dollar (US$) aufweisen. Laut Regierung wurden bis Frühjahr 2025 schon 272 Projekte umgesetzt und über 16 Milliarden US$ wurden investiert. Weitere Projekte, etwa im Bereich Haufenausbau und Modernisierung oder Schaffung von Fährverbindungen, sind in Planung oder Umsetzung. 

Das eröffnet auch deutschen Firmen Chancen. So lieferte Siemens den Antriebstrang und Automatisierungstechnik für elektrische Fährboote der Kochi Wassermetro und Liebherr stattete die Häfen in Mundra und Paradip mit mobilen Hafenkränen aus.

Ein Investitions-Update, genannt Sagarmala 2.0, stärkt nun die Modernisierung der Häfen und fördert auch den Schiffbau sowie die Reparatur von Schiffen. Die Regierung stellt dafür 4,5 Milliarden US$ an Mitteln bereit und möchte damit in den kommenden zehn Jahren sogar Investitionen von über 136 Milliarden US$ anstoßen. 

Auch Start-ups sollen gezielt für den maritimen Bereich gewonnen werden. Dafür hat die Regierung das Teilprogramm "Sagarmala Startup Innovation Initiative" geschaffen und nennt Green Shipping und Smart Ports als Tätigkeitsfelder für maritime Start-ups.

Chancen bei Investitionen in Digitales und Umweltschutz 

Neben konkreten Bauvorhaben werden mit dem neuen Gesetz Investitionen in digitale Systeme und Logistik einhergehen. Die digitale Ausstattung der Häfen wird aufgewertet. Zukünftig soll es möglich sein, dass die Häfen das komplette Schiffmanagement über eine Schnittstelle digital abwickeln sowie Daten in Echtzeit erheben und verarbeiten. 

Die neuen Vorschriften eröffnen auch Chancen für Unternehmen aus dem Bereich maritime Umwelttechnik. Das neue Gesetz verlangt, dass Häfen umweltfreundlicher werden. Die Ports sollen die Vorgaben des Internationalen Übereinkommens zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe sowie das Ballastwasser-Übereinkommen einhalten. Außerdem sollen die Häfen moderne Anlagen zur Entsorgung von auf den Schiffen anfallendem Abfall einrichten. 

Wichtiger Bundesstaat ebenfalls sehr aktiv

Auch die Bundesstaaten schenken maritimen Themen mehr Aufmerksamkeit. Der Bundesstaat Maharashtra im Westen des Subkontinents verfügt über eine rund 720 Kilometer lange Küstenline und hat 2023 eine Strategie zum Ausbau seiner maritimen Ressourcen verabschiedet. Demnach werden Häfen, Binnenwasserstraßen und Küstenrouten für den Transport von Personen und Waren ausgebaut. Zudem strebt die Landesregierung die Modernisierung bestehender Hafenanlagen an.

Seit Mitte 2024 befindet sich in Maharashtra der Tiefseehafen Vadhavan im Bau. Er soll 2029 den Betrieb aufnehmen und bis 2034 eine Kapazität von über 23 Millionen TEU erreichen. Seine neun Containerterminals werden der Startpunkt des "India-Middle East-Europe Economic Corridor (IMEEC)" und werden damit eine wichtige Rolle im Warentransport zwischen Indien, dem Nahen Osten und der Europäischen Union übernehmen. Das Investitionsvolumen beträgt rund 9 Milliarden US$.

Maharashtras maritime Ambitionen zeigen sich aber auch in kleineren Projekten. So entstehen entlang der Küste und nahe Mumbai neue Anleger für Fährverbindungen und entsprechende Fährschiffe werden angeschafft. In Mumbai werden auch Anlegestellen für Fischerboote wie die Sassoon Docks mit digitalen Verwaltungssystemen und verbesserten Möglichkeiten für Verarbeitung, Verpackung und Verkauf von Fisch und Meeresfrüchten ausgestattet. Auch der Bau eines neuen Piers für Touristenboote und private Yachten in Mumbai nahm im September 2025 rechtliche Hürden und wird wahrscheinlich noch 2025 starten. Dafür werden rund 25 Millionen US$ investiert.

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