Special | Südkorea | Start-ups
Start-ups erhalten umfangreiche Förderung von staatlicher Seite
Die Finanzierung von Start-ups hat in Südkorea seit 2022 abgenommen. Der Staat ist ein wichtiger Geldgeber, identifiziert werden interessante Start-ups oft von privaten Akteuren.
18.06.2025
Von Frank Robaschik, Katharina Viklenko | Seoul
Start-ups in Südkorea erhielten 2024 rund 4,2 Milliarden US-Dollar (US$) an Venture-Capital-Finanzierung. In den Rekordjahren 2021 und 2022 lag der Wert fast doppelt so hoch. Während der Anteil des Staates als Geldgeber in den vergangenen Jahren gesunken war, stieg er 2024 auf den bisher höchsten Wert von fast 38 Prozent. Infolge des hohen staatlichen Anteils lag der Fokus auf südkoreanischen Start-ups.
Indikator | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|
Gesamt | 5,8 | 8,0 | 8,5 | 5,2 | 4,2 |
Anteil öffentlicher Fonds | 33,5 | 29,8 | 25,1 | 27,2 | 37,8 |
Künftig dürfte der Staat wieder höhere Summen zur Verfügung stellen: Der seit Juni 2025 neu amtierende Präsident Lee Jae-myung warb im Wahlkampf mit der Ausweitung des F&E-Budgets und des Risikokapitals für Start-ups. Sein Vorgänger hatte das Budget in den vergangenen Jahren gekürzt, was sich insbesondere auf die Förderung von Technologie-Start-ups negativ auswirkte.
Ein wichtiges Förderprogramm ist das 2013 eingeführte Tech Incubator Program for Startup Korea (TIPS). Nach israelischem Vorbild kofinanziert dabei der Staat Investitionen privater Partner. Der Fokus liegt auf Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung. Die Regierung baut das Programm kontinuierlich aus und ergänzt es um Schwerpunkte wie Deep-Tech und die globale Expansion von einheimischen Start-ups.
Auch ausländische Firmen erhalten Förderungen
Seit 2016 lädt Südkorea über das Accelerator-Programm K-Startup Grand Challenge ausländische Start-ups für dreieinhalb Monate ein, im Pangyo Techno Valley kostenlos Büros und Mentoring-Angebote zu nutzen. Junge Unternehmen, die sich erfolgreich bewerben, erhalten während dieser Zeit rund 10.000 US$ zur Deckung der Lebenshaltungskosten. Ein Teil der Start-ups bekommt nochmal eine Förderung für weitere dreieinhalb Monate. Zielgruppe sind Start-ups, die von Südkorea aus nach Asien expandieren wollen. Wenn sie sich für eine Niederlassung in Südkorea entscheiden, können sie finanzielle Unterstützung von der südkoreanischen Regierung erhalten.
Das Korea Institute of Startup and Entrepreneurial Development (KISED) startete 2022 ein Förderprogramm für ausländische Technologie-Start-ups, die in Südkorea eine Firma gründen wollen. Zielgruppe sind Start-ups mit weniger als sieben Jahren Erfahrung. Das KISED bietet Mentoring für sechs Monate, ein Büro und Networking mit südkoreanischen Firmen.
Viele Kapitalgeber vor Ort
Zahlreiche Firmen und Institutionen unterstützen Start-ups finanziell. Inländische Risikokapitalgeber investieren bisher vor allem in frühen Stadien und seltener in den späteren. Daher sind bei südkoreanischen Start-ups mit einer Unicorn-Bewertung viele ausländische Kapitalgeber engagiert.
Art | Beispiele |
---|---|
Traditionelle Finanzinstitute und deren Tochterfirmen | Korea Investment Partners (Korea Investment Holdings), KB Investment, Shinhan Asset Management, Korea Development Bank (KDB Capital), Hana Financial Investment, Hanwha Investment & Securities |
Start-up-Finanzierer, Private-Equity-Firmen | IMM Investment, Capstone Partners, Falcon J Partners, Stonebridge Capital, TS Investment, Breeze Investment, MBK Partners, Hahn & Co., BNK Venture Capital, Seoul Investment Partners |
Wagnisfinanzierer großer Unternehmensgruppen | Samsung Venture Investment Corporation, LG Technology Ventures, SK Ventures, Posco Capital, KT Investment, Kolon Investment, Kakao Ventures, Samsung Venture Investment |
Wagnisfinanzierer großer Unternehmensgruppen mit Fokus auf Investitionen im Ausland | Samsung Next Ventures, Hyundai Cradle |
Ausländische Kapitalgeber | Softbank Ventures Asia, Qualcomm Ventures, Sequoia Capital, Altos Ventures, Goldman Sachs, Bain Capital, GIC*, HP Tech Ventures, Vertex Growth, Capstone |
Südkoreanische Wagniskapitalgeber investieren auch im Ausland. Interessant sind zudem Wagnisfinanzierer und Technologie-Scouting-Firmen großer Konglomerate mit Fokus auf dem Ausland wie Samsung Next Ventures und Hyundai Cradle. Beide haben Büros in Berlin. Hyundai Mobis arbeitet beim autonomen Fahren mit ausländischen Start-ups zusammen. Andere Gruppen investieren in junge Unternehmen, so etwa SK Telecom, KT, LG UPlus oder CJ. Der Fokus liegt aber oft in Südkorea.
Venture-Capital-Geber | Investitionen im Ausland |
---|---|
Korea Investment Partners | 45,4 |
Mirae Asset Ventures | 32,6 |
WOORI Venture Partners | 28,9 |
Intervest | 23,7 |
Smilegate Investment | 21,1 |
Hashed Ventures | 18,7 |
KB Investment | 18,1 |
SV Investment | 13,4 |
DSC Investment | 12,6 |
Atinum Investment | 12,4 |
Die Korea Business Angel Association betreibt seit 2012 im Auftrag des Ministry of SMEs and Startups ein Angel-Investment-Support-Center. Es dient etwa dem Aufbau von Netzwerken und der Bereitstellung von Matching-Fonds für Angel-Investitionen. Im Juni 2025 gab es nach Angaben des Verbands in Südkorea 267 Angel-Investitionsnetzwerke.
Auch deutsche Start-ups nutzen südkoreanische Unterstützung
Korea Investment Partners hält Anteile am Berliner Gaming-Start-up Armanda Interactive und an der Berliner Plattform für den Handel von Luxusarmbanduhren Watchmaster ICP. Mirae Asset Venture Investment hat über MPN Marketplace Networks in die Karlsruher Plattform für den Handel mit Luxusuhren Chrono24 investiert. Die Samsung Venture Investment Corporation beteiligte sich 2011 am Dresdner Spezialisten für OLED-Chemikalien Novaled. Seit 2013 ist Novaled eine 100-prozentige Tochter der Samsung-Gruppe. Beim K-Startup Grand Challenge kamen von 2017 bis 2024 mindestens sieben deutsche Firmen zum Zuge.
Firma | Fokus | Jahr |
---|---|---|
Altagram | Computerspielanpassung | 2017 |
Briefy | Fotografie, virtuelle Realität | 2017 |
Is it Fresh * | Smarte Sensoren zur Digitalisierung von Verpackungen etwa bei Nahrungsmitteln und Pharmazeutika | 2017 |
Cynteract | Intelligenter Rehabilitationshandschuh | 2022 |
MotionsCloud | Künstliche Intelligenz | 2022 |
Koralo | Vegane Alternative zu Fisch | 2022 |
Anymate Me | Videosyntheseplattform für Videos mit KI-Avataren und -Stimmen | 2023 |
Deutsche Förderinstitutionen helfen
Das Programm German Accelerator unterstützt seit 2020 deutsche Start-ups auf dem südkoreanischen Markt. Die erste German Startup Night fand 2022 in Präsenz in Seoul statt. Das Programm hat nach eigenen Angaben zurzeit circa 40 Mentoren im Land.
Deutlich länger unterstützt die AHK Korea deutsche Firmen beim Markteinstieg in Südkorea. Sie hilft bei Partnersuche, Einstellung von Personal, Zugang zu Bonitätsbewertungen, vermietet Räume an deutsche Firmen und erstellt individuelle Marktstudien. Die Deutsche Botschaft in Seoul vertritt Interessen deutscher Unternehmen gegenüber südkoreanischen Regierungsstellen und setzt sich für besseren Marktzugang ein. Germany Trade & Invest informiert deutsche Firmen über Auslandsmärkte, betreut das Markterschließungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und unterstützt die internationale Vernetzung der Digital Hubs in Deutschland.
BMW kooperiert über sein Technology Office und die Startup Garage mit Start-ups in Südkorea und will diese zu Lieferanten und langfristigen Partnern entwickeln. Ähnlich angelegt ist die Startup Autobahn von Mercedes, die der Partner N15 für den Stuttgarter Konzern in Südkorea umsetzt.
SAP lässt Jungunternehmen Produkte auf seinen Plattformen entwickeln und vernetzt sie mit potenziellen Kunden. Auch andere Firmen wie Boehringer Ingelheim, Volkswagen, Continental und Beiersdorf (Nivea Accelerator) arbeiten mit lokalen Start-ups.
Zeitweise Freistellung von Regulierungen möglich
Zum Testen neuer Technologien und Geschäftsmodelle gibt es seit 2019 "Regulatory Sandboxes". So können Firmen etwa in Grenzbereichen zwischen Industriezweigen, im Finanzwesen, bei IKT und Mobilität vorübergehende Ausnahmen von bestehenden Regulierungen beantragen. Voraussetzung ist, dass diese sie in ihren Aktivitäten behindern. Ausnahmen können für zwei Jahre erteilt und danach verlängert werden. Die Antragsstellung kann seit 2020 auch bei der Korea Chamber of Commerce and Industry erfolgen.