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Branchen I Südliches Afrika I Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Projekte im südlichen Afrika zielen auf Diversifizierung

Neue Märkte, neue Produkte oder alternative Energieversorgung: Die Probleme sind unterschiedlich. Die Lösungen versuchen sich jeweils in einer breiteren Basis.

Von Marcus Knupp | Berlin

Angola erweitert Verarbeitung

Der Ausbau von Agribusiness und Nahrungsmittelherstellung steht weit oben auf der Agenda der angolanischen Wirtschaftspolitik. Dabei geht es neben dem Aufbau neuer Produktionszweige zur Weiterverarbeitung lokaler Erzeugnisse um die sichere Versorgung mit Vorprodukten und die Dynamisierung traditioneller Exportlinien. Dazu gehört zum Beispiel Kaffee, früher eines der wichtigsten Produkte des Landes.

Mit einer Investition von 2 Millionen US-Dollar (US$) erweitert das Unternehmen Piedade Baptistas die Kapazitäten für die Weiterverarbeitung von Kaffee in Angola. Die Fabrikation, für die das Unternehmen Standorte in den Provinzen Cuanza Norte und Cuanza Sul ins Auge gefasst hat, wird Anlagen zur Röstung, zum Mahlen, Mischen und Verpacken von Kaffee umfassen. Zunächst soll vor allem Arabica-Kaffee verarbeitet werden, zu einem späteren Zeitpunkt ist aber auch die Vermarktung von im Land angebauten Robusta-Sorten geplant.

Auf den steigenden Bedarf von Eiern im Land reagiert das Programm zur Produktionsförderung, Exportdiversifizierung und Importsubstitution (PRODESI) mit der Förderung privater Hühnerfarmen. Für ein Mitte 2023 fertiggestelltes Projekt, das pro Tag 21.000 Eier produzieren soll, stellte PRODESI über die Angolanische Investitionsbank (BAI) rund 850.000 US$ zur Verfügung. Zum Umfang gehören vier Brutanlagen für jeweils 15.000 Küken sowie Kühleinrichtungen für geschlachtete Tiere.

Zuwachs bekommt die Nahrungsmittelbranche in Angola aktuell durch eine Weizenmühle der Firma FoodTec im Industriepark Viana (Luanda), in die 60 Millionen US$ investiert wurden, eine Verarbeitungsanlage für Tintenfisch der Firma Pescaria Mormolo in Baía da Caota, in die 13 Millionen Euro investiert wurden und eine Ölmühle für Sojabohnen und Sonnenblumenkerne, die das angolanische Unternehmen Carinho für 57 Millionen Euro in der Hafenstadt Lobito errichtet.

Botsuana öffnet Rindfleischabsatz

Mit einer neu gefassten Gesetzgebung zur Verarbeitung von Rindfleisch hebt Botsuana das bisher existierende Monopol der Botsuana Meat Commission (BMC) auf. Diese war bisher für den Aufkauf, das Schlachten und den Export von Rindfleisch zuständig, litt aber unter Ineffizienzen. Die Gesetzesvorlage würde eine Regulierungsstelle schaffen und privaten Akteuren mehr Handlungsspielraum geben.

Eine neue Produktionsanlage für Softdrinks hat Coca-Cola Beverages Botswana (CCBB) eröffnet. Die 24,4 Millionen US$ teure Anlage kann pro Stunde 13.500 PET-Flaschen abfüllen. Zusätzlich zur Abfüllanlage umfasst die Investition auch eine Wasseraufbereitungsanlage.

Soft-Drinks made in Eswatini

Auch in Eswatini sollen in Zukunft Softdrinks produziert werden. Unter dem Namen Pola Cola will das lokale Unternehmen Ekwindla ein vergleichbares Getränk anbieten. Für die Investition von rund 20 Millionen Euro sucht die Firma allerdings noch nach solventen Partnern. Standort des Unternehmens ist die Matsapha Industrial Site. Erste Kredite zum Kauf von Maschinen und Anlagen wurden Presseberichten zufolge bereits ausgehandelt.

Kokos, Cashew und Kaffee aus Mosambik

Von der weltweiten Nachfrage nach Kokosprodukten will Mosambik in Zukunft stärker profitieren. Rund 84.000 Hektar sind hier Angaben der FAO zufolge mit Kokospalmen bestanden, 2021 wurden 246.300 Tonnen Kokosnüsse geerntet. Rund 20.000 Kokosnüsse pro Tag soll eine neue Verarbeitungsanlage in der Provinz Zambézia aufnehmen können, die dort für 4,8 Millionen US$ errichtet wird. Dort sollen dann Kokosöl, Kokoswasser, Kokosmilch, Kokosfasern und Kopra (getrocknetes Nährgewebe) produziert werden. Der lokalen Presse zufolge steht hinter dem Projekt der Firma East Agro das russische Bergbauunternehmen Tazetta Resources, das in der Region Schwersande abbaut.

Wie Angola besinnt sich auch Mosambik auf den Kaffee, der in verschiedenen Regionen des Landes angebaut wird. Im Juni 2023 hat Mosambik seinen Beitritt zur International Coffee Organization (ICO) erklärt. Bereits im Mittelalter haben arabische Händler die Genusspflanze an die Küste Ostafrikas gebracht. Daraus leiten sich traditionelle Sorten wie Café de Ibo ab. In den Export gehen derzeit sechs Sorten aus Mosambik. Dazu zählt zum Beispiel die Variante Gorongosa aus der gleichnamigen Bergregion. Die Kaffeeproduktion dort soll in den kommenden Jahren etwa verdoppelt werden.

Eine Zunahme verzeichnet Mosambik auch bei der Produktion von Cashewnüssen, die landesweit von circa 1,4 Millionen Kleinbauern kultiviert werden. Allerdings hält die Weiterverarbeitung nicht mit der Steigerung Schritt. Die Regierung hofft hier auf eine stärkere Beteiligung des Privatsektors und einen Ausbau der Kapazitäten zur Reinigung und Verpackung der Nüsse. Ein neues Gesetz ("Cashew Law") soll hierfür attraktivere Bedingungen schaffen. Ein zusätzlicher Fokus liegt auf Mandeln und Esskastanien.

Mit Unterstützung der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) plant Mosambik bis 2028 eine agro-industrielle Verarbeitungszone zu schaffen, in der rund 50 Unternehmen angesiedelt sind. Dem strategischen Plan zur ihrer Entwicklung zufolge hofft das Land auf Investitionen von insgesamt 100 Millionen US$.

Importbeschränkungen sollen lokale Produktion in Namibia anregen

Die Produktion von Rohmilch in Namibia hat sich in den letzten fünf Jahren von knapp 24 Millionen Litern auf nur noch etwa 15 Millionen Liter verringert. Aussagen aus der Branche zufolge ist die Milchproduktion in Namibia um etwa die Hälfte teurer als in verschiedenen Provinzen des Nachbarlandes Südafrika. Die Regierung in Windhuk hat im Juni 2023 eine Regulierung der Einfuhr von Milchprodukten, Geflügel und Schweinefleisch vorgeschlagen. Das Ziel ist Presseberichten zufolge die Erhöhung der lokalen Produktion.

Die Schlachthöfe der Namibian Meat Corporation (MeatCo) haben in der ersten Jahreshälfte 2023 einen starken Anstieg der geschlachteten Tiere verzeichnet. Ursache ist die Erlaubnis der Regierung des Nachbarlandes Botsuana zum Export von Lebendrindern nach Namibia. Rund 62 Prozent der Schlachtmenge gingen 2022 in den Export. Wichtige Märkte sind die USA und China.

Investitionen in Teigwaren in Sambia

Das Unternehmen Java Foods plant in der Lusaka South Multi-Facility Economic Zone den Bau einer modernen Fabrik zur Produktion von Getreideprodukten wie Nudeln unter dem Handelsnamen Ezzie Noodles oder Corn Flakes. Etwa 6,5 Millionen US$ sollen in die Anlagen investiert werden, die rund 200 Personen beschäftigen wird.

Unternehmen in Südafrika sorgen selbst für Strom und Wasser

Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie in Südafrika stehen derzeit mehreren Herausforderungen gegenüber, die sie zu Anpassungen im Produktionsablauf oder in der Anlage ihrer Produktionsstätten zwingen. Das betrifft weltweit wirkende Faktoren wie hohe Preise für Getreide und Soja, die als Rohstoffe oder Futtermittel gebraucht werden. Das sind darüber hinaus aber auch spezifisch südafrikanische Faktoren wie mehrstündige Stromabschaltungen ("load shedding"), die neben der Energie- auch die Wasserversorgung beeinträchtigen.

Betriebe der Milchwirtschaft oder der Geflügelhaltung, die für die Haltung ihrer Tiere, den Schlachtbetrieb und die Lagerung der Produkte auf stabile Bedingungen angewiesen sind, setzen daher vermehrt auf dezentrale Versorgungslösungen. Ein Beispiel ist das Milchwirtschaftsunternehmen Clover in Queensburgh, das für umgerechnet 18,5 Millionen Euro eine eigenständige Heiz- und Kühltechnik der Firma Energy Partners eingebaut hat. Das Nahrungsmittelunternehmen Tiger Brands hat gerade 6,4 Millionen US$ in Notstromaggregate, Brennstofftanks, Solarkollektoren und zusätzliche Wassertanks investiert. Die Kosten für solche Lösungen verringern allerdings die Wettbewerbsfähigkeit südafrikanischer Unternehmen und schränken den Spielraum für Investitionen in anderen Bereichen der Fertigung ein.

Der Brauereikonzern Heineken hat nach der Übernahme der südafrikanischen Distell Group Holdings Limited und der Namibian Breweries Limited seine Aktivitäten in der Region unter der neuen Firma Heineken Beverages vereint. In den nächsten fünf Jahren will das Unternehmen einem im Frühjahr 2023 vorgestellten Investitionsplan zufolge über 500 Millionen Euro in seine Produktionsanlagen in Südafrika stecken. Rund die Hälfte davon sind für den Bau einer neuen Brauerei mit Mälzerei vorgesehen. 

Auch in Südafrika steht Kaffee auf der Agenda. Der Lebensmittelkonzern Nestlé hat im Juli 2023 ein neues Werk in Hammanskraal (Provinz Gauteng) eröffnet, das die lokale Produktion der Sorte Nescafé Gold und weiterer Kaffeemischungen ermöglicht. Investiert wurden umgerechnet 4,4 Millionen US$. Am selben Standort werden auch Instant-Nudeln und Kaffeeweißer gefertigt. Bei der Gelegenheit hat Nestlé mitgeteilt, in Zukunft den Anteil in Afrika beschaffter Rohmaterialien und Vorprodukte erhöhen zu wollen.

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