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Branchen | Nordafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Unternehmen bauen ihre Aktivitäten im Lebensmittelsektor aus

Von Marokko bis Ägypten: Lebensmittelproduzenten kündigen diverse Projekte in Nordafrika an. Germany Trade & Invest fasst die Aktivitäten zusammen.

Von Sherif Rohayem, Ullrich Umann, Verena Matschoß, Friedrich Henle | Kairo, Casablanca, Tunis, Berlin

Getreide und Milch stehen im Fokus der nordafrikanischen Nahrungsmittelindustrie. Die Regierungen verfolgen eine Politik, welche die Eigenversorgung und die Lebensmittelsicherheit erhöhen soll. Internationale Geberinstitutionen unterstützen diese Entwicklung.

Nahrungsmittelsicherheit steht in Ägypten oben auf der Agenda

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen wird bis zum Jahr 2028 einen Zuschuss in Höhe von 431 Millionen US-Dollar (US$) an Ägypten auszahlen. Das Geld soll in Projekte fließen, die die Nahrungsmittelsicherheit in dem nordafrikanischen Land verbessern. Es geht um Maßnahmen für eine resiliente, nachhaltige und an den Klimawandel angepasste Nahrungsmittelversorgung - konkret um neue Bewässerungsmethoden, Lagerstätten zum Aufbau strategischer Reserven von Getreide sowie Maßnahmen zum Küstenschutz. 

In eine ähnliche Stoßrichtung gehen die mutmaßlichen Pläne des ägyptischen Ministeriums für Versorgung, von denen der arabischsprachige Ableger des US-amerikanischen Finanznachrichtendienstleisters Bloomberg, Bloomberg Asharq, im September 2023 berichtete. Bloomberg zitiert einen Regierungsbeamten, der anonym bleiben möchte. Ihm zufolge soll ab der kommenden Saison die Anbaufläche für Weizen um 25 Prozent auf insgesamt circa 16.806 Quadratkilometer vergrößert werden.

Edita Food Industries hat sich laut einer Börsenmitteilung von Mitte September 2023 einen Kredit bei der National Bank of Kuwait genommen. Mit dem Betrag in Höhe von umgerechnet 6,6 Millionen US$ finanziert der ägyptische Hersteller verpackter Süßwaren die Akquise von Fancy Food, einem Produzenten gefrorener Backwaren. Einen weiteren Kredit über 45 Millionen US$ erhält Edita von der International Finance Corporation, berichtet das Unternehmen auf seiner Webseite. Davon fließen 35 Millionen US$ in Ausbauinvestitionen, mit dem restlichen Betrag werden alte Schulden refinanziert werden. 

Algerien will die lokale Milchproduktion erhöhen

Das katarische Unternehmen Baladna führt seine Investitionsgespräche mit dem algerischen Landwirtschaftsministerium fort. Erst im Oktober 2023 besuchte eine Baladena-Delegation erneut Algerien. Die Parteien verhandeln über den Aufbau einer großen Rinderfarm im Regierungsbezirk Djelfa. Diese soll im Jahr 336 Millionen Liter Milch erzeugen und verarbeiten. Baladna ist nach eigenen Angaben Katars größter Milch- und Getränkeproduzent und deckt 85 Prozent des katarischen Marktes für Frischmilch ab.

Marokko investiert in Milchprodukte und Getränke 

Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko im September 2023 hat die Nahrungsmittelindustrie ihre Arbeit tagelang unterbrochen. Die Unternehmen setzten ihre Mitarbeiter und Sachleistungen ein, um beim Wiederaufbau der vom Erdbeben betroffenen Gebiete mitzuhelfen. Dabei ging es unter anderem um die Wiederherstellung der Versorgungsketten. Produktionsanlagen sind nach Unternehmensangaben nicht zu Schaden gekommen, doch sind umfangreiche Reparaturen des Straßennetzes, der Energieversorgung und von Wohnhäusern notwendig. Den Gesamtschaden beziffert die Regierung auf umgerechnet 11 Milliarden Euro.

Mit Danone und der COPAG-Gruppe investieren zwei Großunternehmen in die Modernisierung und Erweiterung ihrer Produktion. Danone kündigte im Sommer 2023 die Erweiterung der Produktionsanlagen für Getränke und Milchdesserts am Standort Meknes an. Dafür fließen 14,8 Millionen Euro. Da Danone dort auch die Energieversorgung modernisiert, erhielt der Standort den Namen "grüne Fabrik“ - 51 Prozent des elektrischen Stroms stammen bereits aus erneuerbaren Quellen.

Bei der COPAG-Gruppe handelt es sich um eine der größten integrierten landwirtschaftlichen Genossenschaften sowie um einen wichtigen Produzenten von Milchprodukten und Fruchtsäften. Nun unterzeichnete COPAG ein Abkommen mit dem Ministerium für Handel und Industrie zur Errichtung einer Verarbeitungslinie für Geflügelfleisch in der Region Souss-Massa. Das Ministerium fördert das Projekt über den Fonds de Développement Industriel. Weitere Details wurden nicht genannt. 

Der französische Investor LabelVie erweitert das Netz der Franchise-Supermarktkette Carrefour Express. Damit einher geht der Ausbau des landesweiten Lager- und Verteilernetz für Nahrungsmittel und Getränke. 

Unter den marokkanischen Mineralwasserherstellern ordnen sich die Besitzverhältnisse neu. Die Societé des Boissons du Maroc (SBM) veräußerte im Juli 2023 ihre Anteile am Mineralwasserhersteller Euro Africaine des Eaux (EAE) an die zur Mutandis-Gruppe gehörende DISTRA. Der Verkaufserlös belief sich auf umgerechnet 35 Millionen Euro.

Darüber hinaus gab SBM bekannt, seine Braulizenz für die holländische Biermarke Heineken zum Jahresende auslaufen zu lassen. Ab 2024 wird SBM nach umfangreichen Investitionen in der Brauerei Casablanca ausschließlich eigene Biermarken abfüllen und nach eigenen Aussagen damit "Made in Morocco“ stärken.

Tunesien baut Lagerkapazitäten aus

Magasin Général, eines der größten Einzelhandelsunternehmen in Tunesien, hat im Mai 2023 seinen Investitionsplan für den Zeitraum von 2023 bis 2026 präsentiert. Laut dem Internetportal Leaders sollen rund 24 Millionen Euro in den Umbau und die Erweiterung von Geschäften fließen. Die Einzelhandelskette will in den nächsten Jahren Geschäfte mit einer Gesamtfläche von 10.000 Quadratmetern eröffnen. 

Einen weiteren Schwerpunkt will das Unternehmen auf die Weiterentwicklung seiner Eigenmarken und des Obst- und Gemüseangebots legen. Der Geschäftsführer der Magasin Général-Gruppe, Fahd Chaouch, möchte durch die Maßnahmen den Umsatz von etwa 300 Millionen Euro im Jahr 2022 bis 2024 auf etwa 340 Millionen Euro steigern. Im Jahr 2026 sollen 415 Millionen Euro erreicht werden.

Im Juli 2023 hat die tunesische Regierung mit der Afrikanischen Entwicklungsbank ein Kreditabkommen über 87,1 Millionen US$ unterzeichnet, das dem Getreidesektor zugute kommen soll. Das Geld wird verwendet, um die Getreidesilos in den Häfen von Radès und Bizerte zu sanieren und modernisieren. In Jbel Djelloud im Süden von Tunis soll ein neues Silo gebaut werden. 

Ziel ist, die Lagerkapazitäten von zwei auf drei Monate zu erhöhen. Der Kredit fließt außerdem in die Wiederaufnahme des Getreidetransports über die Schiene. Mit Unterstützung weiterer Geber, wie der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, soll eine ununterbrochene Versorgung des lokalen Marktes mit Weichweizen und Gerste gewährleistet werden.

Im September 2023 kündigte die tunesische Regierung ein Förderprogramm für die Ernte und Lagerung von Datteln an. Über die tunesische Solidaritätsbank sollen Erzeuger und Lagerhalter günstige Saisonkredite über vereinfachte Verfahren erhalten können. Die Finanzierungslinie soll rund 2 Millionen Euro betragen.

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