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Branchen | Nordafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Zucker, Teigwaren und Fleisch im Fokus der Lebensmittelbranche

Unternehmen im Nahrungsmittelsektor Nordafrikas haben in den letzten Monaten verschiedene neue Vorhaben angekündigt. Germany Trade & Invest gibt einen Überblick.

Von Marcus Knupp, Ullrich Umann, Verena Matschoß | Kairo, Casablanca, Tunis

In Ägypten, Algerien, Marokko, Mauretanien und Tunesien planen lokale und internationale Unternehmen diverse Projekte im Lebensmittelsektor. 

Ägypten will Exporte der Nahrungsmittelindustrie verdreifachen

Als Teil der nationalen Strategie zur stärkeren Industrialisierung spielt die Produktion von Nahrungsmitteln in Ägypten eine wichtige Rolle. Die Regierung hat zusammen mit dem Food Export Council dem Nachrichtenportal Enterprise zufolge das Ziel formuliert, den Export der Branche von 2024 etwas über 6 Milliarden US$ bis 2030 auf 20 Milliarden US-Dollar (US$) zu steigern. Um einen größeren Teil der lokal produzierten landwirtschaftlichen Rohstoffe im Land weiterzuverarbeiten, setzt Ägypten auf zusätzliche Industrieparks. 

An deren Aufbau beteiligen sich sowohl inländische als auch internationale Akteure. So will das Immobilienunternehmen Polaris Parks zwei neue große Industrieparks aufbauen. Elsewedy Industrial Development entwickelt zusammen mit MAFI for Agricultural Industries ein Agri-Food-Industriegebiet in Sadat City für 180 Millionen US$.  Eine Gruppe chinesischer Unternehmen plant die Schaffung einer "integrierten Landwirtschaftszone", worin sich eine stärkere vertikale Verknüpfung der Produktionskette andeutet. Auch Firmen aus den Golfstaaten erweitern ihr Engagement in der ägyptischen Landwirtschaft. Al-Dahra aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) will in den kommenden fünf Jahren 230 Millionen US$ in den Erwerb von 32 bis 36 Hektar Land investieren. 

Mit der Industrialisierung der Branche einher geht der Trend zu mehr verarbeiteten Produkten. Anstelle von frischen Zitrusfrüchten werden beispielsweise immer häufiger Konzentrate für die Saftherstellung verkauft. Laut Pressemeldungen im April 2025 haben einige Verpackungsbetriebe für frisches Obst in der Folge den Betrieb eingestellt. Weiter zunehmen wird der Bedarf an Ergänzungsmitteln für die Nahrungsmittelindustrie. Die chinesischen Unternehmen Dahui Glucose und Tiba Starch investieren 8 Millionen US$ in der Suezkanal- Zone, um dort modifizierte Stärke und pflanzliche Proteine zu produzieren.

Al-Kbous Tea aus dem Jemen hat angekündigt, in den kommenden zwei Jahren 30 Millionen US$ in Produktionsstätten für Tee und Kaffee in Sixth of October City investieren zu wollen. Der Süßwarenhersteller Corona schließlich will seine Produktionskapazitäten um 5.000 auf 30.000 Tonnen im Jahr erweitern und hat dazu ein Budget von 3 Millionen US$ angesetzt.

Algerien baut Nahrungsmittelindustrie im Süden aus

Die algerische Regierung will den Süden des Landes stärker für die Ernährungswirtschaft nutzen. In den vier Wilayas El Menia, Ghardaïa, Adrar und El Oued werden Grundstücke für Industriezonen ausgewiesen, die sich auf die Agrar- und Ernährungswirtschaft spezialisieren sollen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Herstellung von Dattelkonserven, der Verarbeitung von Tierfutter und der Milchwirtschaft. Die meisten neuen Projekte in der algerischen Agrar- und Ernährungswirtschaft befinden sich bereits im Süden des Landes.

Pressemeldungen zufolge haben die Arbeiten für das algerisch-italienische Großprojekt in der Wilaya Timimoun begonnen. Der Vertrag zwischen dem Nationalen Investitionsfonds (FNI) und der italienischen Gruppe Bonifiche Ferraresi (BF) für das 420-Millionen-US-Dollar-Projekt wurde im Juli 2024 unterzeichnet. Auf einer Fläche von 36.000 Hektar sollen Getreide, Hülsenfrüchte und Teigwaren angebaut beziehungsweise hergestellt werden. Im April 2025 wurde bekannt, dass BF im Süden Algeriens auch Rindfleisch produzieren will.

Im März 2025 unterzeichneten Algerien und die katarische Baladna-Gruppe den endgültigen Vertrag für das große Milchprojekt in Südalgerien. Das Projekt mit einem Investitionsvolumen von 3,5 Milliarden US$ konzentriert sich vor allem auf die Produktion von Milchpulver in Adrar.

Das algerische Unternehmen Frigomedit baut in der Region Adrar mehrere Kühllager mit einer Gesamtkapazität von 20.000 Kubikmetern. Darunter befindet sich ein Kühlkomplex mit einer Lagerkapazität von 15.000 Kubikmetern und ein Projekt mit 4.000 Kubikmetern in Reggane.

Der algerische Konzern General Packaging will im April 2025 mit dem Bau einer großen Papierfabrik beginnen. Die Produktionskapazität soll 350.000 Tonnen pro Jahr betragen und die algerischen Zellstoffimporte reduzieren. Gebaut wird im Industriegebiet von Harchaia in der Wilaya Naama. Die Anlage könnte 2028 in Betrieb gehen.

Marokkos Nahrungsmittel- und Getränkebranche zieht weniger Auslandsinvestitionen an

Die marokkanische Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie investiert 2025 im Vorjahresvergleich weniger. Vor allem die ausländischen Direktinvestitionen haben in diesem Sektor nach mehrjährigen Ausbaurunden abgenommen und fließen derzeit in andere Wirtschaftsbereiche, die von der marokkanischen Regierung zur Vorbereitung der Fußball-WM 2030 stärker gefördert werden. Davon ungeachtet ist die Regierung bereit, auch mit jedem neuen Investor in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie auf individueller Basis Steuer- und Zollerleichterungen zu verhandeln.

Die in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie 2025 angeschobenen Projekte realisieren vorwiegend inländische Investoren beziehungsweise Franchisingnehmer. Dazu gehört der Getränkehersteller Agro Juice Processing (AJP) mit Sitz in Meknes. AJP erweitert aktuell sein Produktportfolio um Milchsahne. Ursprünglich bekannt geworden war AJP mit dem Abfüllen von Fruchtsäften der Marke Valencia. Weiterhin wird Eistee sowie Tomatenketchup der Marke OLLA produziert. 

Für die 2025 geplante Sahneproduktion investiert das Unternehmen "mehrere Millionen Dirhams", wie der Zeitung "Challenge" zu entnehmen war. Die Sahne soll in Tetrapack-Verpackungen zu verschiedenen Größen, von 0,05 bis zu 1 Liter, ausgeliefert und über den Großhandel sowie über die 800 landesweiten Verkaufsstellen der Einzelhandelskette BIM vertrieben werden. AJP möchte vor allem importierter Milchsahne der Marken Elle & Vire, President und Candia Marktanteile abnehmen.

Der marokkanische PepsiCo-Abfüller Varun Beverages wird seinerseits mit der Herstellung von Snacks der Marke Cheetos beginnen. Gemäß einer Vereinbarung mit der Premier Nutrition Trading, einer Tochtergesellschaft von PepsiCo, wird Varun Beverages für die Erzeugung und das Verpacken der Snacks eine 12 Millionen US$ teure Fabrik bauen.

Der Hersteller von Milchprodukten Jaouda erweitert seine Produktion um vegetarische Milch. Unter der Marke Nabatle werden Mandel-, Hafer- und Sojamilch in Tetrapacks abgefüllt und vertrieben. Eine entsprechende Produktionslinie wird im Laufe des Jahres 2025 fertiggestellt. Das Marktvolumen für vegetarische Milch gibt der Hersteller für 2025 mit 7,1 Millionen US$ an, mit einer für 2026 prognostizierten Wachstumsrate von knapp 18 Prozent. Im Vergleich dazu beträgt das gesamte Marktvolumen für Nahrungsmittel und Getränke in Marokko laut Informationsportal Statista 32,4 Milliarden US$, mit einer Steigerungsrate von 7 Prozent im laufenden Jahr.

Der Anbieter von Dunkin' Doughnuts, Krispy Kreme, Inc. hat in Rabat zusammen mit dem Franchisenehmer Americana einen Shop mit eingebauter Backstube eröffnet. Dieser Shop wird das berühmte Hot Light Shop-Konzept nutzen, das auch als "Theatre Shop" bekannt ist: Verbraucher können dabei verfolgen, wie die Doughnuts glasiert und direkt aus dem Ofen verkauft werden. Sämtliche Ausgangsstoffe bezieht der Shop von lokalen Produzenten.

Tunesien: Großprojekt in Sidi Bouzid geplant

Wie die tunesische Nachrichtenagentur TAP berichtet, soll nun ein seit langem geplantes Projekt in der Agrarwirtschaft umgesetzt werden. Es handelt sich um die Gründung der Société des Marchés de Production du Centre (SOMAPROC) im Gouvernorat Sidi Bouzid. Diese Plattform ist Teil der staatlichen Politik zur Modernisierung der Vertriebskanäle für Agrar- und Fischereiprodukte und gehört zu den blockierten öffentlichen Großprojekten, die nun wieder aufgenommen werden. Die Bauzeit für die Plattform wird auf vier Jahre geschätzt. Der Betrieb könnte 2025 aufgenommen werden.

Die Plattform soll aus einem Markt für landwirtschaftliche Produkte, einem Viehmarkt, einem integrierten Schlachthof für rotes Fleisch und einem Logistikzentrum bestehen. Als Standort ist Om Laadham vorgesehen, die Gesamtfläche wird 70 Hektar betragen. Die Investitionssumme wird auf umgerechnet 34 Millionen Euro geschätzt.

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