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Syrien hofft auf Rückkehr ins internationale Zahlungssystem
Syrien testet erste Auslandsüberweisungen. Ohne Korrespondenzbanken bleibt der Zahlungsweg für deutsche Exporteure aber unsicher. Banken aus der Region zeigen Interesse am Markt.
05.08.2025
Von Ulrich Binkert | Bonn
Wer nach Syrien exportieren will, muss sich nicht nur wegen der Sicherheit den Kopf zerbrechen, sondern auch darüber, dass es keine etablierten Zahlungskanäle in das Land gibt. Damit fehlt die Möglichkeit, eine Bezahlung durch Kunden in Syrien formal und rechtlich abgesichert zu erhalten. Dies zeigte sich auch bei einem Syrien-Tag, den der Nah- und Mittelostverein (NUMOV) jüngst in Berlin veranstaltete.
Nach Beginn des Bürgerkriegs 2011 waren formale Transaktionen zwischen Banken in Syrien und im Ausland gekappt worden. Geld aus oder nach Syrien fließt seither nur über das islamische Hawala-System oder andere Wege, die international nicht anerkannt sind. Unternehmen würden sich bei Nutzung solcher informellen Kanäle strafbar machen. Sie sind zudem teuer. Für Transfers von syrischen Exilanten fielen im Land nach Angaben des syrischen Zentralbank-Präsidenten Abdul Qader Hasriya Kosten von 40 Prozent an. Ein syrischer Banker beziffert die Kosten aktuell zwar eher mit 25 Prozent, doch auch damit gelten sie als zu hoch für wirtschaftliche Transaktionen.
Nach Sanktionsende: SWIFT-Anbindung erhofft
Seit der Aufhebung beziehungsweise Aussetzung von Sanktionen gegenüber Syrien durch die EU und die USA mehren sich nun die Versuche, das Land wieder in das internationale Zahlungssystem zu integrieren. Der Anschluss an das SWIFT-Netzwerk zum standardisierten Austausch zwischen Finanzinstituten gilt als wichtige Voraussetzung, damit ausländische Unternehmen wieder in das Syrien-Geschäft einsteigen.
Im Juni 2025 zitierte die Financial Times Zentralbankchef Hasriya, die vollständige SWIFT-Anbindung von Syrien sei nur noch eine Frage von Wochen. Mitte Juni erfolgte nach Branchenangaben ein Testtransfer von 6.000 Euro der syrischen Ahli Trust Bank (ATB) an die italienische Banca Popolare di Sondrio. Die ATB plant den Informationen zufolge außerdem einen Transfer auf ein Personenkonto der französischen Banque BIA. Die ATB sei auch in Gesprächen mit US-Instituten. Die US-Banken JPMorgan, Citibank und Morgan Stanley gehörten zu jenen Instituten, die Mitte Juni zu einer virtuellen Konferenz mit syrischen Banken eingeladen waren.
Ausländische Korrespondenzbanken: Compliance als Hürde
Im tatsächlichen Liefergeschäft allerdings laufen noch keine Zahlungen über das SWIFT-System. Dafür bräuchte es ausländische Banken, die als Korrespondenzbanken mit syrischen Instituten zusammenarbeiten. Hierzu ist nichts bekannt, auch nicht zu konkreten Plänen. Aus syrischen Bankenkreisen verlautet vielmehr, von westlichen Banken gebe es hierzu nur sehr zurückhaltende Rückmeldungen, darunter auch aus Deutschland.
Für ausländische Banken sind die Herausforderungen zur Etablierung solcher Korrespondenzpartnerschaften groß. Sie stellen syrischen Partnerbanken strenge Maßstäbe zur Compliance. Inwieweit diese die Anforderungen erfüllen können, ist nach Jahren der Isolation Syriens fraglich. Auch im benachbarten Irak, wo die hohen Erdölexporte viel Kapital ins Land spülen, können einheimische Banken die von ausländischen Partnern geforderten Nachweise bislang nicht erbringen. Solche Prüfungen dauern zudem lange und sind teuer. Der Aufwand rechnet sich in einem wenig solventen Land wie Syrien nicht so schnell.
Syrien befindet sich aktuell immer noch auf der "Grauen Liste" der Financial Action Task Force, einer zwischenstaatlichen Monitoring-Organisation in Paris. Diese Einstufung verweist auf erhöhte Anforderungen an die Compliance von Banken. Damit schreckt sie auch ausländische Institute von Kooperationen ab. Auf der Liste stehen vorwiegend afrikanische Staaten, allerdings auch Vietnam, Bulgarien oder Monaco. Zögern lässt ausländische Banken außerdem, dass sich wichtige politische Vertreter und Institutionen Syriens immer noch auf internationalen Terrorismuslisten finden.
Bankensektor mit Kapital aus Nachbarländern
Die größte türkische Bank Ziraat äußerte bereits im Februar 2025 die Bereitschaft, eine Repräsentanz in Syrien zu eröffnen. Die Türkei ist mit Abstand Syriens größter Handelspartner. Ziraat wiederum wickelt nach eigenen Angaben die Zahlungen von einem Fünftel des gesamten türkischen Außenhandels ab.
SWIFT-Transaktionen mit Syrien sind aber auch seitens türkischer Banken nicht bekannt – und auch nicht von Instituten aus Saudi-Arabien. Immerhin war der syrische Finanzmarkt während des Saudi-Syrian Investment Forums am 24. Juli 2025 in Damaskus ein Thema. In dessen Rahmen gab es Investitionszusagen und Absichtserklärungen über 6 Milliarden US-Dollar. Saudi-Arabien will demnach unter anderem die Börse in Damaskus fördern sowie einen Investmentfonds gründen.
In Syrien sind keine Niederlassungen ausländischer Banken tätig. Die im Land aktiven syrischen Banken sind aber teils Mitgründungen ausländischer Banken, die Minderheitsbeteiligungen von bis zu 49 Prozent halten. Vor 2011 wurden westliche Banken von einheimischen Partnerbanken vertreten.
Als größter Anbieter von Bankdienstleistungen in Syrien gilt eine Gruppe aus den drei Banken Ahli Trust Bank (ATB), Banque Bemo Saudi Fransi und Shahba. Bemo, deren Mutterkonzern im Libanon sitzt, hält Branchenangaben zufolge 49 Prozent von ATB. Beide Banken zusammen halten 60 Prozent von Shahba.
In Syrien tätige Banken mit ausländischen Anteilseignern (nach Herkunftsland):
- Jordanien: Arab Bank – Syria, The International Bank for Trade and Finance, Bank of Jordan Syria
- Libanon: Bemo, Bank Syria and Overseas, Fransabank Syria, Bank Al Sharq
- Katar: Qatar National Bank, Syria International Islamic Bank
- Kuwait: Syria Gulf Bank, Cham Bank
- Bahrain: Al Baraka Bank Syria
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Juli 2025