Branche kompakt | Thailand | Chemische Industrie
Rahmenbedingungen
Thailands Vorschriften für den Umgang mit und die Kennzeichnung von Chemikalien sind Teil internationaler Regelungen. Mehrere Behörden sind für Gefahrstoffe zuständig.
14.05.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
In Thailand zählt das Gesetz über den Umgang mit gefährlichen Stoffen (Hazardous Substances Act 1992) zu den maßgeblichen Vorschriften für die Chemieindustrie. Es regelt die Einfuhr, Herstellung, Vermarktung und den Besitz von gefährlichen Chemikalien wie Industriechemikalien, Pestiziden und Bioziden. Das Gesetz enthält sechs Anhänge, die verschiedene Gefahrstoffe und die zuständigen Behörden benennen.
Zuständige Behörden für den Chemiesektor
- Gefahrstoffe in der Industrie: Department of Industrial Works
- Gefahrstoffe in der Landwirtschaft (Pestizide etc.): Department of Agriculture
- Gefahrstoffe in der Fischerei und Aquakulturen: Department of Fisheries
- Gefahrstoffe in der Tierproduktion: Department of Livestock Development
- Gefahrstoffe im Haushalt und Gesundheitswesen: Food and Drug Administration
- Gefahrstoffe in Mineralölprodukten: Department of Energy Business
Umgang mit gefährlichen Stoffen genau geregelt
Die Listen und die Umgangsregelungen mit gefährlichen Substanzen werden regelmäßig aktualisiert. Das Department of Industrial Works (DIW) passt die Liste und Verfahren auf Anforderung an, zum Beispiel um Vorgaben des Internationalen Stockholmer Übereinkommens über persistente organische Schadstoffe zu erfüllen.
Je nach Produkt bestehen Kennzeichnungspflichten, die dem Internationalen System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (Globally Harmonized System of Classification and Labelling of Chemicals; GHS) entsprechen. Thailand hat 2012 das GHS für chemische Substanzen und im Jahr 2017 das GHS für Gemische umgesetzt.
Das Thai Industrial Standards Institute informiert über die erforderlichen Standards für chemische Erzeugnisse. Dienstleister wie TÜV Rheinland, TÜV Nord und des TÜV Süd unterstützen Unternehmen vor Ort bei der Einhaltung und Umsetzung der Normen.
Tipps für den Markteinstieg
- Unternehmen, die Maschinen und Ingenieurdienstleistungen an die Chemieindustrie verkaufen möchten, benötigen Nähe zum Kunden und frühe Marktinformationen.
- Auftraggeber vertrauen in der Regel etablierten Anbietern von Ausrüstungen und im Anlagenbau.
- Die Deutsch-Thailändische Handelskammer kann beim Markteintritt unterstützen.
Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU
Die Einfuhr von hochgiftigen Chemikalien ist genehmigungspflichtig. Genehmigungen erteilt das DIW, auch online. Über die aktuellen Einfuhrabgaben informiert die thailändische Zollbehörde. Zudem stellt GTAI ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.
Thailand hat insgesamt 14 Freihandelsabkommen bei der Welthandelsorganisation WTO notifiziert. Das Königreich gehört zudem zu den Gründungsmitgliedern des asiatisch-pazifischen Freihandelsabkommens (Regional Comprehensive Economic Partnership Agreement; RCEP) von 2020.
Europäische Lieferanten von chemischen Erzeugnissen hoffen auf den baldigen Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Thailand. Beide Seiten haben im September 2023 die Verhandlungen wieder aufgenommen, die aus politischen Gründen 2014 abgebrochen worden waren. Im März 2025 findet in Brüssel die fünfte Runde statt. Ob die Verhandlungen bis Jahresende 2025 abgeschlossen werden, bleibt abzuwarten.