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Special Thailand Konnektivität

Neue Infrastruktur stärkt Thailands Wirtschaftsader

Chinesische Unternehmen sind beim Infrastrukturbau in Thailands Eastern Economic Corridor (EEC) wesentlich beteiligt. Doch bei der Finanzierung möchte das Land unabhängig bleiben.

Von Marcus Hernig | Bonn

Der Eastern Economic Corridor (EEC) in Thailand soll bis 2027 zu einem führenden Industriestandort Südostasiens werden. Er umfasst die drei Provinzen Chachoengsao, Chon Buri und Rayong, die schon den wichtigsten Wirtschaftskorridor des Landes bilden. Dazu ist der Ausbau von Transport- und digitaler Infrastruktur nötig. Chinesische Firmen werden die Digitalisierung des Korridors umsetzen und bauen zudem neue Hafenterminals. 

Deutsche Unternehmen wie Mercedes-Benz und BMW sowie zahlreiche Zulieferer der Automobilindustrie wie Bosch, Brose oder Schaeffler produzieren bereits innerhalb des Korridors. Für die Industrieproduktion im EEC erwartet das Direktorium des Korridors 2023 ein Wachstum von 3,8 Prozent. Das ist mehr als doppelt so hoch wie der Landesdurchschnitt von nur 1,6 Prozent.

Huawei ist maßgeblich an Digitalisierung beteiligt

Der EEC verbindet die Hauptstadt Bangkok im Norden Thailands mit einer neuen Smart-City-Region um den Flughafen U-Tapao und den Industriehafen Map Ta Phut im Süden. Die hohe Dichte an 26 Industrieparks und sieben Zonen für Forschung und Entwicklung sollen unter anderem den Bau von Elektrofahrzeugen, Innovationen in Medizin- und Biotechnologie sowie die Entwicklung von künstlicher Intelligenz, Big Data und die Flugzeugfertigung ermöglichen.

Dafür wird ein leistungsfähiges und flächendeckendes 5G-Netz ebenso benötigt wie gut ausgebildete IT-Spezialisten. Das amerikanische Telekommunikationsunternehmen CISCO und der chinesische Huawei-Konzern lieferten die Netztechnologie. Im Jahr 2021 hat das EEC-Direktorium Huawei den Zuschlag erteilt, Trainingszentren für den Betrieb der digitalen Wirtschaft aufzubauen. Bereits 2021 wurden 6.000 Menschen geschult. Im Jahr 2024 sollen weitere 30.000 in die neuesten Huawei-Technologien eingearbeitet werden.

Zugverbindung wird Bangkok mit neuer Airport-City vernetzen

Bis 2027 sollen Hochgeschwindigkeitszüge Bangkoks Flughäfen Don Mueang und Suvarnabhumi mit der neuen rund 200 Kilometer südlich gelegenen Airport-City U-Tapao verbinden. Die Reisegeschwindigkeit der Züge wird 250 Kilometer pro Stunde betragen. Die Gesamtkosten der Bahnverbindung betragen rund 8 Milliarden US-Dollar (US$). Hauptinvestor ist der thailändische Mischkonzern Charoen Pokphand (CP), der rund 4,5 Milliarden US$ bereitstellt. Den Rest übernimmt der Staat in Form einer Public-private-Partnership (PPP). CP wird voraussichtlich chinesische Hochgeschwindigkeitszüge auf der Strecke einsetzen, da der Konzern eng mit China verflochten ist. Zudem sind chinesische Züge vergleichsweise günstig.

Der neue Airport U-Tapao im Süden des EEC soll mit einer jährlichen Kapazität von 60 Millionen Passagieren der modernste und attraktivste Flughafen der Metropolregion Bangkok werden. Um den Flughafen herum entsteht eine neue Smart City. Sie wird von thailändischen Planern nach Vorbild der Aerotropolis von Zhengzhou in China entwickelt.

Unweit des Flughafens liegt der Industriehafen Map Ta Phut. Ab 2026 soll dieser Hafen pro Jahr bis zu 31 Millionen Tonnen Güter umschlagen. Besonders wichtig ist der Import von flüssigem Erdgas (LNG), denn Gaslieferungen sind Grundlage der Energieversorgung im EEC. Jährlich sollen 11 Millionen Tonnen LNG angelandet werden.

Thailands größter Hafen wird enger mit Schienennetz verknüpft

Häfen spielen eine zentrale Rolle für die globale Anbindung des Wirtschaftskorridors. Laem Chabang ist Thailands größter Hafen und ein wichtiger Teil des EEC-Entwicklungskonzepts. Ein Konsortium der thailändischen Konzerne Gulf Energy Development, der Öl- und Gasgesellschaft PPT und des Staatsunternehmens China Harbour Engineering Company wird die Ausbauphase III des Hafens bis 2027 umsetzen: Zwei neue Containerterminals kommen hinzu. Mit Inbetriebnahme bis 2029 soll sich der Warenumschlag des Hafens von rund 8 Millionen auf 18 Millionen 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) verdoppeln.

Der vergrößerte Hafen soll es unter anderem erleichtern, die Staaten des Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) mit Produkten aus dem EEC zu beliefern. Die Frachtkapazitäten Richtung Indien und Europa sollen außerdem stark erweitert werden. "Mit den neuen Terminals sind wir in der Lage, Containerschiffe mit einer Ladekapazität von bis zu 22.000 TEU abzufertigen", sagt Tienchai Makthiengtrong, Direktor der Serviceabteilung des Hafens.

Die Fracht wird verstärkt intermodal über Zug und Straße transportiert. "Züge befördern aktuell nur 7 Prozent aller Güter weiter. Das neue Güterzugterminal, was in der Entwicklungsphase III entstehen soll, wird den Anteil auf 30 Prozent erhöhen", erläutert Tienchai Makthiengtrong die Zukunftspläne. Laem Chabang soll an die langfristig geplante Kunming-Singapur-Eisenbahnverbindung von Chinas Belt and Road Initiative (BRI) angeschlossen werden.

Finanzierung läuft über Public-private-Partnerships

Für solche Pläne benötigt der EEC Kapital. In den ersten vier Jahren zwischen 2018 und 2022 wurden rund 19 Milliarden US$ in den Aufbau der Infrastruktur investiert. "Wir setzen dabei auf die Privatindustrie", sagt Phetcharatana Nongnuth, Thailands ehemalige Botschafterin in Deutschland und nun Sonderberaterin für auswärtige Angelegenheiten des EEC.

Private Investoren müssen 70 Prozent des Kapitals beisteuern. Daher werden Projekte des Korridors über das PPP-Modell finanziert. Die Privatwirtschaft investiert in Infrastruktur und Industrieparks, die öffentliche Hand stellt Flächen und gibt steuerliche Anreize. Phetcharatana Nongnuth betont: "Wir haben aus der Asienkrise 1997 gelernt. Thailand war von US-Banken abhängig und im Ausland extrem hoch verschuldet. Das darf sich mit China nicht wiederholen."

Damit das PPP-Modell funktioniert, sind bis 2027 jährlich Investitionen von 11,5 Milliarden bis 14,5 Milliarden US$ notwendig. Die Investoren wählen ihre Partner: Das können chinesische Unternehmen genauso wie Anbieter anderer Länder sein. Kredite an den Staat sind tabu. Die Verantwortung für die Finanzierung liegt bei der Privatwirtschaft, ebenso wie das Erfolgsrisiko.

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