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Deutscher Export von Technologie nach Thailand schrumpft
Im Jahr 2024 exportierte Deutschland deutlich weniger Waren nach Thailand. Flugzeugausfuhren aus der Bundesrepublik trotzen aber wohl auch in den kommenden Jahren dem Abwärtstrend.
01.08.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
Deutschland hat laut Statistischem Bundesamt 2024 Waren im Wert von 5,5 Milliarden US-Dollar (US$) nach Thailand exportiert. Das entspricht einem Rückgang von -5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Thailand ist nach Singapur und Malaysia der drittwichtigste deutsche Absatzmarkt im Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN).
Die negative Entwicklung der deutschen Exporte steht im starken Kontrast zu der kontinuierlichen Steigerung der thailändischen Importe. Die thailändischen Einfuhren aus der ganzen Welt haben 2024 mit 306,8 Milliarden US$ einen neuen Rekord erreicht. Der deutsche Anteil ist nach Angaben der thailändischen Importstatistik 2024 hingegen auf ein neues Rekordtief von 1,8 Prozent gefallen.
Die deutsche Exportschwäche hat allerdings Unschärfen: Viele von deutschen Unternehmen in China produzierte Produkte erreichen von dort den thailändischen Markt und sind so Teil der chinesischen Exportstatistik. Es ist unklar, wie hoch der entsprechende Wert ist. Dennoch ist der kontinuierliche Aufstieg der chinesischen Industrie evident: Der Anteil Chinas an den thailändischen Importen ist 2024 auf einen neuen Rekordwert von 26,3 Prozent gestiegen.
Traditionelle deutsche Exportbranchen vom Rückgang betroffen
Die deutschen Exporte nach Thailand haben in fast allen bedeutenden Industriesektoren nachgegeben. Die Lieferung von Kfz und -Teilen brach um fast 40 Prozent ein, allerdings ausgehend von einem Rekordniveau im Vorjahr. Grund hierfür war eine außerordentlich schwache Nachfrage: Der thailändische Kfz-Verkaufsmarkt brach 2024 um ein Viertel ein, aufgrund einer zurückhaltenden Vergabe von Autokrediten durch Banken angesichts der exorbitant hohen Haushaltsverschuldung. Auch Luxusautomobile wie Mercedes und BMW, die ihre Modelle überwiegend vor Ort montieren, mussten empfindliche Einbußen hinnehmen. Für das Jahr 2025 erwartet die Kfz-Branche allenfalls ein leichte Markterholung.
Nachfrage der Elektronikbranche steigt
Auch bei Elektronik und Elektrotechnik gingen die deutschen Lieferungen deutlich zurück, obwohl hier in den vergangenen Jahren die Nachfrage erheblich gestiegen ist. Die thailändische Elektronikindustrie boomt und benötigt Vorprodukte, insbesondere elektronische Bauelemente. WIESO DANN DEUSTCHE PRODUKTE RÜCKGANG? BILLIGIMPORTE AUS CHINA?
Die Branche hofft auf weiteren Schub durch US-Zölle auf chinesischen Elektronikprodukte, die Produzenten zur Verlagerung ihrer Fabriken nach Thailand bewegen. --> Hier ist thailändische Perspektive, bringen die US-Zölle auch den deutschen Exporteuren etwas? Im Segment der Leiterplatten zeigt sich ein solcher Trend bereits.
Produktgruppe | Wert in Mio. US$ | Veränderung 2024/23 *) | Anteil am Export |
---|---|---|---|
Maschinen | 1.120,7 | -5,5 | 20,5 |
Elektronik | 561,5 | -13,6 | 10,3 |
Kfz und -Teile | 478,1 | -39,1 | 8,7 |
Elektrotechnik | 447,6 | -13,6 | 8,2 |
Mess-/Prüftechnik | 361,0 | -3,8 | 6,6 |
Luftfahrzeuge | 289,6 | +2.930,3 | 5,3 |
Thailand baut landesweit neue Flughäfen
Einziger Lichtblick ist der deutsche Export von Luftfahrzeugen, der 2024 um fast 3.000 Prozent gegenüber dem Vorjahr anstieg. Ohne dieses Segment wären die deutschen Gesamtexporte nach Thailand 2024 sogar im zweistelligen Prozentbereich rückläufig gewesen. Die thailändische Nachfrage wird auch in den kommenden Jahren weiter zulegen, denn überall im Land werden neue Flughäfen gebaut. Die internationale Luftfahrtorganisation IATA erwartet für das Königreich in den nächsten 20 Jahren eine mehr als Verdreifachung der Anzahl der Flugpassagiere.
Immer mehr Maschinen kommen aus China
Die deutschen Maschinenexporte nach Thailand sind 2024 auf den niedrigsten Wert seit 2010 gefallen. Handelsunternehmen berichten, dass die Konkurrenz zu den deutlich günstigeren chinesischen Anbietern immer stärker wird. Diese haben mittlerweile einen Importanteil von 37 Prozent erreicht. Thailand bezieht wertmäßig etwa achtmal so viele Maschinen aus China wie aus Deutschland.
Für Unternehmen aus der Bundesrepublik bleiben vor allem Hightech- und Spezialanwendungen. Deutsche Maschinen haben in der wichtigen thailändischen Nahrungsmittelverarbeitung und Getränkeindustrie weiterhin ein starke Position. Als Kernbereich der thailändischen Industrie werden diese Sektoren auch in den kommenden Jahren weiter ausgebaut und bieten Chancen für deutsche Exporteure.
Bilaterales deutsches Handelsdefizit auf Rekordhoch
Deutschland hat im Jahr 2024 ein bilaterales Handelsdefizit mit Thailand in Höhe von 3,9 Milliarden US$ erwirtschaftet. Das ist ein neuer Rekordwert und das elfhöchste deutsche Handelsdefizit. Grund dafür sind vor allem die großen Elektroniklieferungen aus dem Königreich in die Bundesrepublik. Sie machen 50 Prozent der Gesamtimporte aus Thailand in Höhe von 9 Milliarden US$ aus. Weitere wichtige deutsche Importgüter aus dem Land des Lächelns sind einfache Maschinen, Kfz und -Teile, Schmuck sowie Nahrungsmittel. --> Einschätzung 2025
Auf der Liste der 25 größten deutschen Handelsdefiziten im Jahr 2024 stehen sieben ASEAN-Länder. Mit ihnen erwirtschaftete Deutschland ein Minus von etwa 30 Milliarden US$. Das mit Abstand größte deutsche Defizit der Region gibt es mit Vietnam (-12,3 Milliarden US$).