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Branche kompakt | Tschechische Republik | Ernährungswirtschaft

Gute Stimmung in Tschechiens Lebensmittelindustrie

Nach einigen Krisenjahren mit sinkenden Einkommen kaufen tschechische Verbraucher wieder deutlich mehr Lebensmittel. Sie achten dabei zunehmend auf Qualität und Premiumprodukte.

Von Gerit Schulze | Prag

Ausblick der Nahrungsmittelindustrie in der Tschechischen Republik

Bewertung:

 

  • Nachfrage nach Lebensmitteln und Getränken steigt dank wachsender Einkommen.
  • Mehr Interesse an Premium- und Bioprodukten sowie an Kochboxen.
  • Bei Fleisch, Obst und Gemüse weiter stark von Importen abhängig.
  • Hersteller investieren vor allem in Energieeffizienz und Automatisierung.
  • Hohe Produktions- und Lohnkosten führen zu ersten Werksschließungen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Mai 2025

 

  • Markttrends

    In Tschechien sorgen die steigende Kaufkraft und Bevölkerungszahl für wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln. Dank wechselnder Essgewohnheiten finden auch neue Produkte Abnehmer.

    Die Stimmung in der tschechischen Ernährungswirtschaft klart auf. Erstmals seit drei Jahren waren die Ergebnisse der Geschäftsumfrage im Lebensmittelsektor im Frühjahr 2025 wieder positiv. Laut der von der EU-Kommission monatlich veröffentlichten Erhebung erwarten besonders die Hersteller von Fleisch, Milchprodukten und Backwaren bessere Geschäfte. 

    Damit schlägt sich die zunehmende Konsumfreude der Verbraucher auch am Lebensmittelmarkt nieder. Laut Wirtschaftsprognose der Regierung vom April 2025 werden die Ausgaben der Privathaushalte in diesem und im nächsten Jahr um über 3 Prozent wachsen. Die Reallöhne sollen 2025 um 4,1 Prozent und 2026 um 3,1 Prozent steigen. Tschechiens Verbraucher haben also wieder mehr Geld zur Verfügung.

    Höchste Ausgaben für Fleisch, Backwaren und Milchprodukte

    Das kommt der Ernährungswirtschaft zugute. Denn die tschechischen Haushalte verwenden laut Statistikamt rund ein Fünftel ihrer Ausgaben für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke. Im Jahr 2023 (letzte verfügbare Zahl) waren das pro Kopf 1.620 Euro. Davon entfielen fast 330 Euro auf Fleischwaren, 290 Euro auf Getreideerzeugnisse und 260 Euro auf Milchprodukte. Hinzu kommen Haushaltsausgaben von über 3 Prozent für Alkohol und Tabak, pro Kopf fast 280 Euro.

    In den Jahren 2022 und 2023 hatte die ungewöhnlich hohe Inflationsrate (kumuliert über 25 Prozent) die Verbraucherlaune gedämpft. Die Reallöhne waren so stark gesunken, dass ihre Kaufkraft erst 2026 wieder das Niveau von 2019 übertreffen wird.

    Biolebensmittel besonders in Großstädten beliebt

    Weiter im Aufwind befindet sich der Markt für Biolebensmittel. Laut dem tschechischen Landwirtschaftsministerium betrieb 2023 jeder achte Agrarbetrieb ökologischen Landbau. Diese rund 5.300 Unternehmen bewirtschafteten eine Gesamtfläche von knapp 600.000 Hektar. Die meisten Biobauern gibt es in den Regionen Südböhmen und Plzeň. 

    1.000 Hersteller

    von Biolebensmitteln gibt es derzeit in Tschechien.

    Die Zahl der Hersteller von Biolebensmitteln in Tschechien lag 2023 bei fast 1.000 und hat sich damit innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelt. Die Unternehmen müssen sich beim Landwirtschaftsministerium registrieren. Aus Drittländern außerhalb der EU sind in Tschechien 370 Importeure von Biolebensmitteln gemeldet.

    Den Verkauf ihrer Produkte übernehmen nachhaltig wirtschaftende Agrarbetriebe häufig in Eigenregie, entweder über Hofverkäufe oder im Direktvertrieb an Restaurants oder Kantinen. Nach Auskunft von Marktteilnehmern ist für den Verkauf von Biolebensmitteln in Tschechien immer noch viel Überzeugungsarbeit nötig. "Besonders in ländlichen Regionen schauen die Verbraucher bei Fleisch oder Eiern vor allem auf den Preis", sagt die Mitinhaberin eines Agrarunternehmens bei Prag. Dennoch wachse der Markt und die Nachfrage, besonders in den Großstädten.

    Die Umsätze mit biologisch angebauten Lebensmitteln legen schneller zu als der Gesamtmarkt. Das Landwirtschaftsministerium ermittelte für 2022 einen Inlandsverbrauch von umgerechnet 280 Millionen Euro. Das war ein Anteil von 1,7 Prozent am gesamten Lebensmittel- und Getränkeverbrauch. Etwa zwei Drittel der verkauften Produkte kommen aus dem Import.

    Neben der positiven Entwicklung bei Biolebensmitteln verweisen Marktteilnehmer auf ein wachsendes Interesse an Premiumprodukten. Die Kunden greifen dank der höheren Einkommen häufiger zu Marken- und Qualitätserzeugnissen als in der Vergangenheit. Auch veränderte Konsumgewohnheiten spielen eine Rolle. Immer mehr Supermärkte bieten zum Beispiel Kochboxen mit frischen Lebensmitteln an, die zuhause schnell zubereitet werden können. Auch frische Fertiggerichte wie Salate oder Suppen sind zunehmend populär.

    Äpfel und Süßwaren mehr gefragt als früher

    Bei wichtigen Produktkategorien kam es in den letzten Jahren zu einigen Verschiebungen. Im Getränkesegment fällt auf, dass tschechische Verbraucher pro Kopf im Vergleich zum Jahr 2010 rund ein Viertel weniger Limonaden und Mineralwasser konsumieren. Bei Spirituosen und Bier ist der Verbrauch zwischen 2010 und 2023 um 5 beziehungsweise 8 Prozent gesunken. Dafür wird jetzt häufiger eine Flasche Wein geöffnet. Zugelegt hat ebenso der Kaffeekonsum – von 2 Kilogramm pro Kopf (2010) auf 2,5 Kilogramm (2023).

    Auch bei anderen Nahrungs- und Genussmitteln gab es zum Teil deutliche Veränderungen. Teigwaren, Äpfel und Tomaten sind heutzutage populärer als vor zehn Jahren. Bei Süßwaren liegt der jährliche Verbrauch inzwischen um ein Kilogramm höher (2023: 7,8 Kilogramm).

    Gesunde Ernährung ist aber ein immer wichtigeres Thema. Das zeigt der Konsum von Zucker und Salz, der in Tschechien tendenziell sinkt. Dagegen greifen die Verbraucher häufiger zu Frischgemüse (87 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2023). Relativ konstant ist der Absatz von Trinkmilch, Obst, Fisch und Butter. 

    Investitionslaune der Hersteller verbessert sich

    Die bessere Konsumstimmung im Land führt zu neuen Investitionen in die Lebensmittelindustrie. Nach dem Ausbruch der Coronapandemie stagnierten diese zunächst drei Jahre in Folge. Seit 2023 nehmen die tschechischen Lebensmittelhersteller aber wieder mehr Geld in die Hand, um ihre Produktionsanlagen zu modernisieren und neue Kapazitäten aufzubauen. 

    Nach Angaben des Industrieministeriums hat die Lebensmittelindustrie 2023 rund 840 Millionen Euro in Anlagegüter und Sachanlagen investiert. Mit über 220 Millionen Euro am ausgabefreudigsten waren dabei die Unternehmen der NACE-Kategorie 10.8, zu denen die Süßwarenindustrie zählt. Auch die Fleischverarbeiter (186 Millionen Euro) und die Backwarenhersteller (171 Millionen Euro) investierten überdurchschnittlich viel. 

    Für die Getränkeindustrie ermittelte das Industrieministerium 2023 Anlageinvestitionen von rund 230 Millionen Euro.

    Ausgewählte Investitionsprojekte der Ernährungswirtschaft in Tschechienin Millionen Euro
    Akteur / ProjektInvestitionssumme *)ProjektstandAnmerkungen
    Mondelez / Erweiterung der Produktion von Keksen in Opava

    52,2

    Projekt begonnen; Betrieb für 2026 geplant

     

    Neue Produktionslinie für Export; eventuelle Übertragung der Produktion von Mozartkugeln nach Tschechien
    Kofola / Investitionsplan für Getränkeproduktion 2025

    48,2

    Investitionsausgaben insgesamt für die Werke in 2025

     

    Erhöhung der Effizienz in Produktion und Logistik
    Budějovický Budvar / Modernisierung der Brauerei in České Budějovice

    40,1

    Projekt läuft seit 2024; Investitionsplan für mehrere JahreUmbau der Gebäude, des Brauhauses, des Besucherzentrums, Bau eines Parkhauses
    A.W. / Erweiterung der Produktion von Olmützer Quargel in Loštice

    28,1

    Baubeginn für 2026 und Fertigstellung für 2028 geplantAufbau eines neuen Werks mit automatisierten Produktionslinien; Erhöhung der Kapazität um 70 Prozent
    Pekárna Srnín / Bau einer Biogasanlage an der Bäckerei Srnín

    7,0

    Förderung aus EU-Fonds; Fertigstellung für Ende 2026 geplantBiogasanlage zur Nutzung der Getreide-, Gebäck- und Gemüseabfälle, Produktion von Strom und Wärme für eigenen Verbrauch und Lieferungen an Dritte
    Kofola ČeskoSlovensko / Verwaltungs- und Ausstellungszentrum in Ostrava

    6,3

    Förderung aus EU-Fonds; Fertigstellung für Ende 2027 geplantUmbau eines historischen Gebäudes (Denkmalsanierung) für Verwaltungs- und Ausstellungszwecke
    Foodset / Ausbau und Digitalisierung der Produktion von Verpflegungspaketen für das Militär in Veselá

    2,0

    Förderung aus EU-Fonds; Fertigstellung für Mitte 2026 geplantBeschaffung neuer Produktionsanlagen und Technologien zur Digitalisierung, Sicherstellung der Cybersicherheit
    Pivovar Mazák / Digitalisierung der Brauerei in Dolní Bojanovice

    1,4

    Förderung aus EU-Fonds; Fertigstellung für Mitte 2026 geplantBeschaffung neuer Technologien und Software zur Digitalisierung und Produktionsautomatisierung  
    United Bakeries / Modernisierung der Wärmeversorgung in den Bäckereien Pardubice und Liberec

    1,2

    Förderung aus EU-Fonds; Fertigstellung für Ende 2025 geplantNutzung der Abwärme aus den Backöfen für Heizung und Warmwassererzeugung
    * Umrechnung anhand des Wechselkurses 1 Euro = 24,93 Tschechische Kronen (Tschechische Nationalbank, 15.5.2025).Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2024 bis 2025; EU-Fonds 2025

    Die aktuellen Investitionsvorhaben zielen häufig auf mehr Energieeffizienz und eine Automatisierung der Produktion. Mit Hilfe von EU-Mitteln installieren viele Hersteller Fotovoltaikanlagen, um die Stromkosten zu senken.

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Branchenstruktur

    Starke einheimische Hersteller und internationale Konzerne dominieren die tschechische Lebensmittelproduktion. Bei vielen Produkten ist das Land jedoch von Importen abhängig.

    Hersteller von Lebensmitteln und Getränken sorgen für knapp 2 Prozent der Bruttowertschöpfung in Tschechien. Der Anteil an der Wirtschaftsleistung ist seit dem EU-Beitritt 2004 leicht gesunken, weil viele Unternehmen der starken Importkonkurrenz nicht standhalten konnten.

    Trotzdem hat Tschechien bis heute eine leistungsfähige Lebensmittelindustrie. Die wichtigsten Segmente der Branche sind die Getränkeproduktion, die Süßwarenherstellung und die Fleischverarbeitung. 

    Bei Grundnahrungsmitteln erreicht Tschechien einen Selbstversorgungsgrad von knapp 80 Prozent. Allerdings ist das Land bei bestimmten Kategorien wie Schweine- und Geflügelfleisch, Butter oder Eiern stark von Importen abhängig. Selbst bei einheimischen Obst- und Gemüsearten wie Äpfel und Kartoffeln gibt es einen großen Einfuhrüberschuss. 

    Unterm Strich erzielt Tschechien deshalb ein Außenhandelsdefizit bei Lebensmitteln. Importen im Wert von 10,4 Milliarden Euro standen 2024 Exporten von 8,6 Milliarden Euro gegenüber (ohne Getränke). Fast die Hälfte der Einfuhren entfällt auf die beiden Nachbarländer Deutschland und Polen. Außerdem sind die Niederlande, die Slowakei und Italien wichtige Lieferländer. Besonders groß ist das Importvolumen bei Fleisch, Milchprodukten, Obst und Gemüse sowie bei Süßwaren. 

    Ein einheimischer Akteur dominiert die Branche

    In der tschechischen Lebensmittel- und Getränkeproduktion sind starke einheimische Unternehmen und zahlreiche ausländische Investoren aktiv. 

    Der wichtigste Akteur ist der Konzern Agrofert, der über verschiedene Treuhandfonds dem ehemaligen Premierminister Andrej Babiš gehört. Das Unternehmen deckt von der Düngemittelproduktion über die Landwirtschaft bis zu der Verarbeitung und dem Vertrieb die gesamte Wertschöpfungskette im Lebensmittelbereich ab. 

    Die Tochterunternehmen von Agrofert produzieren in Tschechien unter anderem Fleisch (Kostelecké uzeniny, Krahulík), Milchprodukte (Olma, Mlékárna Hlinsko), Backwaren (United Bakeries, Penam, Odkolek), Tiefkühlkost (Profrost), Konserven und Fertiggerichte. Das Unternehmen ist auch stark in Deutschland aktiv und hat dort unter anderem die Lieken AG gekauft.

    Produktion ausgewählter Nahrungsmittel und Getränke in TschechienVeränderung in Prozent
    Sparte

    Einheit

    2023

    Veränderung 2023 / 2022

    Rind- und Kalbsfleisch

    Tonnen

    66.000

    -12,3

    Schweinefleisch

    Tonnen

    241.000

    3,8

    Geflügel

    Tonnen

    51.000

    -3,5

    Kartoffeln

    Tonnen

    49.000

    3,0

    Milch und Sahne

    Tonnen

    857.000

    5,5

    Butter und Milchanstriche

    Tonnen

    39.000

    -5,4

    Käse und Quark

    Tonnen

    200.000

    -2,3

    Weizenmehl

    Tonnen

    699.000

    -4,9

    Brot

    Tonnen

    220.000

    -8,3

    Teigwaren

    Tonnen

    80.000 

    -11,5

    Raffinierter Zucker

    Tonnen

    606.000

    -2,6

    Destillate, Liköre

    Mio. l alc 100%

    22 

    -4,9

    Alkoholisches Bier aus Malz

    Mio. hl

    18,3 

    -3,5

    Mineral- und Sodawasser

    Mio. hl

    7,3 

    -10,1

    Quelle: Tschechisches Statistikamt 2025

    Nestlé und Mondelez mit mehreren Werken vertreten

    Ausländische Konzerne sind unter anderem in der Süßwarenproduktion aktiv. US-Gigant Mondelez hat drei Fabriken in Lovosice, Mariánské Lázně und Opava. Dort werden sowohl lokale Marken wie Fidorka-Waffeln als auch internationale Marken wie Milka-Schokolade produziert. Mondelez investiert in Tschechien weiter in neue Kapazitäten. Bis Mitte 2026 sollen am Standort Opava neue Linien für die Keksproduktion entstehen.

    Nestlé ist ebenfalls mit mehreren Werken in Tschechien vertreten. Die Schweizer produzieren Säuglingsnahrung und Milchprodukte, Instantprodukte (Maggi), Tiernahrung und Süßwaren in Olomouc, Krupka und Holešov.

    Einer der größten Milcherzeuger Tschechiens, der Prager Molkereibetrieb Mlékárna Pragolakto, gehört zur deutschen Sachsenmilch Leppersdorf.

    Ein anderer deutscher Akteur, Dr. Oetker, schließt dagegen bis Ende 2025 sein tschechisches Werk in Kladno. Wie das Unternehmen mitteilte, soll die Produktion von Backmischungen, Puddings und Desserts aus Kostengründen in ein anderes Land verlegt werden.

    In der Getränkeproduktion haben inländische Unternehmen wie Kofola (Softdrinks) oder Mattoni (Mineralwasser) eine starke Position. Unter den großen Brauereien befinden sich Budweiser Budvar aus České Budějovice und Bernard aus Humpolec in tschechischem Eigentum. Andere Marken wie Pilsner Urquell (Asahi Group), Staropramen (Molson Coors) oder Lobkowicz (Lighthouse Group, China) sind in ausländischer Hand.

    Wichtige Hersteller von Lebensmitteln in TschechienUmsatz mit eigenen Waren und Dienstleistungen in Millionen Euro, Veränderung in Prozent
    UnternehmenSparte

    Umsatz 2023 1)

    Veränderung 2023 / 2022 2)

    Nestlé ČeskoSüßwaren2899,1
    Vodňanská drůbežFleisch281-1,9
    MadetaMilchprodukte273-5,5
    Kostelecké uzeninyFleisch2633,9
    Bidfood Czech Republic 3)Eis, Fleisch24710,8
    Mlékárna PragolaktosMilchprodukte239-3,0
    OlmaMilchprodukte1810,3
    PenamGebäck1660,0
    Maso uzeniny Písek a PoličkaFleisch146-2,3
    Mlékárna HlinskoMilchprodukte138-8,0
    1 Umrechnung anhand des durchschnittlichen Wechselkurses der Tschechischen Nationalbank für 2023: 1 Euro = 24,007 Kč; 2 Veränderung aufgrund der Werte in Kč; 3 Geschäftsjahr vom Juli 2023 bis Juni 2024, Wechselkurs: 1 Euro = 24,672 Kč. Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Handelsregister 2025

    Wichtige Hersteller von Getränken in TschechienUmsatz mit eigenen Waren und Dienstleistungen in Millionen Euro, Veränderung in Prozent
    UnternehmenSparte

    Umsatz 2023 1)

    Veränderung 2023 / 2022 2)

    Plzeňský PrazdrojBier8909,9
    Mattoni 1873Mineralwasser, Wasser23121,5
    Pivovary StaropramenBier1806,0
    KofolaAlkoholfreie Getränke15411,5
    Budějovický BudvarBier14111,4
    Heineken Česká republikaBier1151,0
    Stock Plzeň - Božkov 3)Spirituosen, Liköre11215,2
    Bohemia SektSekt, Schaumwein61-4,7
    1 Umrechnung anhand des durchschnittlichen Wechselkurses der Tschechischen Nationalbank für 2023: 1 Euro = 24,007 Kč; 2 Veränderung aufgrund der Werte in Kč; 3 Geschäftsjahr vom Oktober 2022 bis September 2023, Wechselkurs: 1 Euro = 23,972 Kč. Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Handelsregister 2025

     

    Hilfe für kleine Lebensmittelbetriebe

    Angesichts der starken globalen Konkurrenz berät die tschechische Lebensmittelkammer (Potravinářská komora České republiky) einheimische Hersteller bei der Entwicklung neuer Verpackungen, Geschmacksrichtungen und bei Marketingmaßnahmen, um so die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Einmal jährlich prämiert der Verband die innovativsten Lebensmittelprodukte des Landes. Dabei werden mehrere Kategorien bewertet, unter anderem Lebensmittelsicherheit und -qualität, Produktneuausrichtung, Babynahrung, alternative Nahrungsmittel und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Auch tschechische Produktionsstätten ausländischer Konzerne wie Nestlé oder Danone gehören zu den Preisträgern. Sie können anschließend das Logo des Wettbewerbs für Marketingzwecke nutzen.

    Tschechiens Regierung ist daran interessiert, die Internationalisierung der Branche zu fördern. Sie unterstützt Geschäftsanbahnungsreisen in potenzielle Exportmärkte, zuletzt nach Israel, Japan und Skandinavien.

    Außerdem ist Tschechien Partnerland des D4Pack-Projekts (Facilitating the introduction of advanced packaging materials). Dieses Programm unterstützt kleine und mittlere Unternehmen der Agrar- und Lebensmittelbranche bei der Entwicklung nachhaltiger und innovativer Verpackungslösungen. Die innovativen Verpackungen sollen die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern und einen geringen ökologischen Fußabdruck haben. Tschechien ist neben Italien, Ungarn und Slowenien eines der vier Länder, in denen die entwickelten Lösungen getestet und implementiert werden.

    Gutes Umfeld für innovative Lebensmittel

    Aufgrund geringer Regulierung und wenig Vorbehalten bei Verbrauchern entwickeln sich in Tschechien Biotechunternehmen gut. Die Prager Firma Bene Meat Technologies (BMT) ist innerhalb weniger Jahre zu einem Global Player für die Produktion von Kulturfleisch geworden. Das in einem Bioreaktor gezüchtete Fleisch wird als Hunde- und Katzenfutter verwendet. Das Produkt zielt aber vor allem auf westeuropäische Märkte. Nach Angaben des Unternehmens sei der tschechische Markt für solche Produkte noch nicht reif.

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Rahmenbedingungen

    Bei der Produktion und beim Handel mit Lebensmitteln gelten in Tschechien überwiegend die EU-Regeln. Für Getränke ist die Einführung eines Pfandsystems geplant.

    Für Lebensmittelsicherheit und das Inverkehrbringen neuartiger Lebensmittel ist das tschechische Landwirtschaftsministerium zuständig. Bei der Behörde müssen sich auch Lebensmittelhersteller, Händler und Importeure registrieren, die Biolebensmittel anbieten. 

    Neue Mehrwertsteuersätze für Lebensmittel

    Zum 1. Januar 2024 wurden die Umsatzsteuersätze für Lebensmittel in Tschechien geändert. Statt der bisher zwei ermäßigten Sätze von 15 oder 10Prozent gilt nun ein einheitlicher Satz von 12 Prozent für Nahrungsmittel wie Brot, Fleisch, Obst, Gemüse und Milchprodukte. 

    Erfrischungsgetränke wie Limonaden, Cola und Eistee fallen seit dem 1. Januar 2024 nur noch unter den Standardsteuersatz von 21 Prozent. Das gilt auch für alkoholische Getränke, zum Beispiel Bier, Wein und Spirituosen. Fassbier, das während der Covid-Pandemie zu einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz verkauft werden durfte, fällt jetzt ebenfalls wieder unter den Standardsteuersatz. Ermäßigungen (12 Prozent) gelten für Milchgetränke, pflanzliche Milchalternativen (Soja-, Hafer- oder Mandelmilch) sowie aromatisierte Varianten dieser Getränke, sofern sie den Charakter von Milch behalten. 

    Schrittweise sollen in Tschechien die Verbrauchsteuern für alkoholhaltige Getränke und Tabak angehoben werden. Das Gesetz 353/2003 Sb. sieht zum Beispiel bei Bier ab 1. Januar 2025 einen Satz von 32 Kronen (rund 1,30 Euro) pro Hektoliter für jedes volle Masseprozent der Stammwürze vor.

    Bald keine Energy-Drinks mehr für Minderjährige 

    Der Verkauf von Energy-Drinks an Personen unter 15 Jahren könnte in Tschechien bald verboten werden. Das Parlament hat im März 2025 einen entsprechenden Gesetzesvorschlag unterstützt. Die Getränke sollen nicht mehr in Schulen, Gesundheitseinrichtungen, sozialen Einrichtungen oder bei Veranstaltungen für Kinder verkauft werden dürfen. An Automaten und bei Online-Shops soll ein Altersnachweis nötig sein. Ebenso wird die Werbung für Energy-Drinks eingeschränkt. Das Gesetz befindet sich aktuell noch im Gesetzgebungsverfahren, bekommt aber breite politische Unterstützung.

    Starker Widerstand gegen Pfandsystem für Getränke 

    Nur wenig Aussichten auf Erfolg hat derzeit eine Gesetzesinitiative zur Einführung eines Pfandsystems für Getränkeverpackungen. Nach dem Vorschlag des tschechischen Umweltministeriums soll für alkoholfreie Getränke in Plastikflaschen mit einem Volumen von 0,1 bis 3 Litern und für alkoholische Getränke bis zu 15 Prozent Alkoholgehalt ein Einwegpfand gezahlt werden. Außerdem würde die Neuregelung für Getränkedosen bis zu 1 Liter Fassungsvermögen gelten. Im Gespräch ist ein Pfand von 4 Kronen (rund 16 Eurocent). Ausgenommen wären Milch und Milchprodukte. 

    Gegen das Gesetz gibt es aber starken Widerstand der Kommunen, der Wirtschaftsverbände und im Parlament. Es ist daher fraglich, ob das Vorhaben noch in der laufenden Legislaturperiode bis Herbst 2025 umgesetzt werden kann.

    In Tschechien kommen jährlich 1,8 Milliarden Stück PET-Flaschen und 800 Millionen Getränkedosen auf den Markt. Etwa 20 Prozent der PET-Flaschen und 25 Prozent der Dosen landen unsortiert auf dem Müll. Laut EU-Verordnung muss bei PET-Flaschen und Dosen bis 2026 eine Sammel- und Recyclingquote von 80 Prozent und bis 2029 von 90 Prozent erreicht werden.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Tschechien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerstvo zemědělstvíMinisterium für Landwirtschaft - zuständig für Lebensmittel
    Potravinářská komora České republikyLebensmittelkammer – Verband der Produzenten
    Českomoravská drůbežářská unieTschechisch-mährischer Geflügelverband
    Český svaz zpracovatelů masaTschechischer Verband der Fleischbearbeitung
    Svaz pekařů a cukrářů v České republiceVerband der tschechischen Bäcker und Konditoren
    Českomoravský svaz mlékárenskýTschechisch-mährischer Verband der Molkereien
    Českomoravský cukrovarnický spolekTschechisch-mährischer Zuckerverband
    Svaz výrobců nealkololických nápojůVerband der Produzenten der alkoholfreien Getränke
    Svaz minerálních vodMineralwasserverband
    Svaz pivovarů a sladovenVerband der Brauereien und Mälzereien
    Českomoravský svaz minipivovarůTschechisch-mährischer Verband der Minibrauereien
    Svaz vinařů České republikyVerband der tschechischen Winzer
    Státní zemědělský intervenční fondLandwirtschaftlicher Staatsfonds, vermittelt Förderung aus EU-Fonds und aus dem Staatshaushalt
    Státní zemědělská a potravinářská inspekceInspektion für Landwirtschaft und Lebensmittel - Informationen und Regelungen der Unternehmenstätigkeit, Lebensmittelüberprüfung, Lebensmittellabor
    SalimaInternationale Fachmesse für Lebensmittelindustrie und Gastronomie in Brno, nächster Termin in 2026
    Země živitelkaInternationale Fachmesse für die Landwirtschaft und Nahrungsmittel in České Budějovice, 21. bis 26. August 2025
    Zahrada ČechMesse für Gärtner in Litoměřice, 12. bis 17. September 2025
    Czech Food ExpoNationale Lebensmittelfachmesse in České Budějovice, fand zuletzt im Mai 2025 statt
    Gluten Free Prague ExpoMesse für glutenfreie Lebensmittel in Prag, zuletzt im Mai 2025
    Fér potravinaLebensmittelportal mit Datenbank der Nahrungsmittel
    Společnost pro výživuGesellschaft für Ernährung - Zeitschrift für Ernährung, Lebensmittel und Gesundheit

     

    Von Gerit Schulze | Prag

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