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Branche kompakt | Tschechische Republik | Bauwirtschaft

Rahmenbedingungen

Für deutsche Baufirmen bietet das Nachbarland in Nischen gute Geschäftsmöglichkeiten. Doch ohne Landeskenntnisse und lokale Partner ist der Markteintritt schwierig.

Von Gerit Schulze | Prag

Trotz geografischer Nähe ist der Markteintritt für kleine Baufirmen im Nachbarland Tschechien schwierig. Neben der Sprachbarriere sind kulturelle Unterschiede im Geschäftsleben zu berücksichtigen und lokale Partner deshalb wichtig. Als Vorteil erweisen sich oft Referenzen, Empfehlungen und eine gewisse Größe, um Vertrauen bei Kunden zu erwerben. Bei öffentlichen Ausschreibungen ergeben sich Geschäftschancen eher als Unterauftragnehmer. Für Zulieferer und Baudienstleister zahlt sich im Vorfeld die Zusammenarbeit mit einheimischen Bau-, Architektur- und Ingenieurfirmen aus.

Auch ein Blick in die Ausschreibungsdatenbanken empfiehlt sich. Tschechien kann in den kommenden Jahren zweistellige Euro-Milliardenbeträge aus EU-Fonds ausgeben. Für die Abwicklung dieser Projekte ist das Land auf ausländische Zulieferer angewiesen.

Zentrales Portal für öffentliche Ausschreibungen

Die Veröffentlichung von staatlichen Ausschreibungen organisiert das Ministerium für regionale Entwicklung über das Portal NIPEZ. Die Plattform Rozza soll helfen, die Struktur der öffentlichen Beschaffungen zu verstehen und so für mehr Transparenz sorgen. Auf den Webseiten werden auch die Gewinner von ausgeschriebenen Bautätigkeiten veröffentlicht, sodass diese für mögliche Zulieferungen leicht kontaktiert werden können. Statistische Angaben und Jahresberichte zu öffentlichen Ausschreibungen in Tschechien bietet das Informationssystem ISVZ

Vor engeren Kooperationen mit tschechischen Geschäftspartnern empfiehlt sich ein Blick in das frei zugängliche Insolvenzregister. Dort finden sich Angaben zu Schuldnern und laufenden Insolvenzverfahren.

Bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge kommt es vereinzelt zu Unregelmäßigkeiten. Im Index zur Korruptionswahrnehmung von Transparency International lag Tschechien 2024 auf Rang 46. Es befindet sich damit auf einem Niveau mit Ruanda und Botswana, schneidet aber besser ab als die Nachbarländer Polen und Slowakei. Die Organisation bemängelt die Macht der Kartellbehörde und die unzureichende Transparenz öffentlicher Ausschreibungen, bei denen privilegierte Bieter teilweise Zugang zum Beschaffungssystem bekommen, um Angebote miteinander zu vergleichen, schreibt Transparency International in seinem Regionalreport für die EU-Länder.

Baugesetz ständig in Bearbeitung

Das tschechische Baugesetz (283/2021 Sb.) wird fortwährend überarbeitet. Die jüngste Novelle trat am 1. August 2025 in Kraft. Sie soll Bauverfahren beschleunigen und vereinfachen. Unter anderem wurde der Kreis der Gebäude erweitert, für die keine Baugenehmigung erforderlich ist. Auch die Kapazität erneuerbarer Energiequellen, die ohne Genehmigung installiert werden können, erhöhte sich.

Wichtige Änderungen im Überblick:

  • Liste einfacher Bauten wie Brunnen, Hauskläranlagen, einige Anschlüsse, für die es keine Genehmigungs- und Dokumentationspflicht gibt, wird erweitert
  • Grenzwert für kleine Photovoltaik-Kraftwerke (PV) an "kleinen Gebäuden" wird von 50 Kilowatt auf 100 Kilowatt erhöht, für "einfache Gebäude" erhöht sich der Grenzwert auf 250 Kilowatt
  • Die 100-Kilowatt-Grenze gilt auch für PV-Dachanlagen. Sind die übrigen Sicherheitsanforderungen erfüllt, ist auch hier keine bauamtliche Genehmigung erforderlich
  • Niedrigere Gebühren und kürzere Fristen für die Genehmigung von Brunnen oder Hauskläranlagen
  • Ab 2027 müssen Nichtwohngebäude mit mehr als zehn Stellplätzen mindestens einen Ladepunkt für Elektroautos bieten
  • Ab 2030 wird für ausgewählte Großgebäude die Pflicht zur Installation intelligenter Heizungs-, Kälte- und Lichtsteuerungssysteme eingeführt (betrifft vor allem Neubauten und Gebäude, die einer umfassenden Renovierung unterliegen)

Die voraussichtlich künftige Regierungspartei ANO hat angekündigt, das Baugesetz wiederum zu ändern und nach dem Chaos der Digitalisierung zum alten Verfahren zurückzukehren. Außerdem soll eine zentrale Baubehörde geschaffen werden, die effizienter und schneller arbeitet als die bisherigen verschiedenen Behörden in den Regionen. 

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

Tipps für den Markteinstieg

  • Markt genau analysieren und mögliche Nischenprodukte identifizieren
  • Lokalen Partner suchen oder Tochtergesellschaft gründen
  • Konzentration auf hochwertige und nachhaltige Projekte im grenznahen Raum oder in den Metropolen Prag und Brno
  • Wechselkursrisiko und angespannten Arbeitsmarkt im Blick behalten
  • Frei zugängliche Recherchetools wie Handelsregister, Schuldenregister und Ausschreibungsportale nutzen

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