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Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

Die tunesische Bauindustrie verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Für deutsche Bauunternehmen ist das Land tendenziell ein Nischenmarkt.

Von Peter Schmitz | Tunis

Vor allem die Tendenz, staatliche Ausschreibungen nach dem Design-Build-Modell zu verfassen benachteiligt tunesische Unternehmen, die immer öfter nur noch als Subunternehmer ins Spiel kommen würden. In den letzten Jahren zeigte sich vor allem die Türkei als starker Wettbewerber. 

Kleiner Markt mit starker Konkurrenz

Für ausländische Unternehmen, die sich für die Durchführung solcher Projekte interessieren, und die mit den Marktgegebenheiten umgehen können, bieten sich also Chancen. Nach Angaben der FNEBTP lag der Marktanteil ausländischer Bauunternehmen 2018 bei etwa einem Drittel, vor der Revolution waren es weniger als 10 Prozent.

Für deutsche Unternehmen dürften vornehmlich die geberfinanzierten Projekte im Tiefbau (Verkehr, Wasser und Energie) interessant sein. Der Hochbau leidet noch stärker unter der wirtschaftlich angespannten Lage. Chancen sind also durchaus vorhanden. Aus deutscher Sicht ist Tunesien aber dennoch ein Nischenmarkt. Zulieferungen erscheinen durchaus möglich, werden aber wohl eher in den Heimatmärkten der wichtigsten Akteure angebahnt. Sollten sich die Mega-Stadtentwicklungsprojekte Tunis Financial Harbour und La Perle du Lac 2 konkretisieren, könnten Aufträge auch im hochpreisigen Segment für Innenarchitekten oder Ausstatter in Aussicht sein. Das Geld für diese Projekte kommt aus den Golfstaaten. Allerdings sind diese Projekte bereits seit über zehn Jahren im Gespräch.

Baustoffindustrie steht unter Druck

Die tunesische Baustoffindustrie gilt zwar grundsätzlich als leistungsfähig. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei etwa 80 Prozent. Die Schwäche des einheimischen Absatzmärktes und das schwierige Investitionsumfeld setzt der Branche jedoch zu. Kredite für Investitionen sind mit zweistelligen Zinssätzen versehen, die Produktionskosten steigen. Die Investitionsankündigungen der Industrie für Baustoffe, Keramik und Glas brachen 2021 um 72 Prozent ein, im ersten Quartal 2022 gab es nochmal einen Rückgang um etwa 25 Prozent. Es gibt etwa 700 Unternehmen im Bereich Baustoffe, die 30.000 Arbeitsplätze bieten. Das wichtigste Segment ist Zement und Gips. Es gibt neun Fabriken, hier wird auch wesentlich für den Export produziert. Auch die Metall- und die Kunststoffindustrie kann den lokalen Markt versorgen. Die Nachfrage nach importierten höherpreisigen Produkten ist relativ gering.


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