Mehr zu:
UgandaBau / Wege aus der Coronakrise
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchen | Uganda | Bau
Das geplante Milliardenvorhaben würde für einen Bauboom sorgen. Derzeit sind insbesondere staatliche Infrastrukturprojekte von Interesse.
06.10.2021
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Obwohl die Pandemie die Wirtschaftsaussichten für die Jahre 2021 und 2022 weiterhin beeinträchtigt, sind die Erwartungen des Bausektors vorsichtig optimistisch. Ein geplantes Ölprojekt könnte für einen Bauboom sorgen. Politisch dürfte die Lage weiterhin stabil bleiben, nachdem der seit 1986 regierende Präsident Yoweri Museveni Anfang 2021 für weitere fünf Jahre gewählt wurde.
Die Chancen für deutsche Unternehmen im ugandischen Bausektor sind vielfältig. So erhielt das Bauunternehmen Strabag im Jahr 2020 von der Regierung den Zuschlag für den von der EU finanzierten Bau eines 66 Kilometer langen Abschnitts der Atiak-Laropi Road. Ingenieurdienstleister wie Fichtner und Gauff partizipieren darüber hinaus regelmäßig an staatlichen Projekten, unter anderem mit dem Anfertigen von Studien und der Bauaufsicht. Hinzukommen Zuliefermöglichkeiten für Baumaschinen, Werkzeuge, Baustoffe und -chemikalien, Armaturen, Beschläge, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen und Elektronik.
Geschäftlich von Interesse ist auch die Lieferung und Herstellung von Baustoffen und Baukonstruktionen wie Dächern. Diese Bereiche sind seit Jahren von hohem Wachstum geprägt. Zahlreiche hochwertige Produkte müssen noch importiert werden. Jedoch werden unter anderem Zement, Stahl, Glas, Dachkonstruktionen, bestimmte Kunststoffteile sowie Farben und Lacke auch lokal gefertigt. Für deutsche Unternehmen könnte sich unter Umständen eine lokale Investition lohnen, zum Beispiel im Rahmen einer Partnerschaft.
Auch für Baufirmen und Zulieferer wird das Thema Local-Content zunehmend wichtiger. Bislang hält sich die Regierung noch nicht an die strikte Einhaltung der Regeln. Und insbesondere Subkontraktoren sind verunsichert, weil das Regelwerk zahlreiche Lücken aufweist. Scheinbar genießen ausländische Unternehmen, die in Uganda mit einem Büro vertreten sind, in gewisser Hinsicht einen „lokalen“ Status. Doch sind diese Vorgaben unklar und können sich schnell ändern.
Die meisten deutschen Zulieferer operieren über lokale Handelsvertreter in Uganda, häufig auch vom regionalen Hub in Nairobi (Kenia) aus. Von Uganda lassen sich auch die Märkte in Ruanda (zahlreiche Infrastrukturprojekte), im Osten der Demokratischen Republik Kongo (Bergbau) und im Südsudan erschließen. Für Ingenieurberater, die an Infrastrukturausschreibungen partizipieren, ist eine lokale Präsenz in Uganda wichtig. Hier spielt der enge Kontakt zu den auftraggebenden Behörden, Geberorganisationen und Baufirmen eine zentrale Rolle. Mehr Informationen zu den Vor- und Nachteilen einer Ansiedlung bietet der Bericht zum Investitionsklima.
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
Rockplant | Hitachi, Terex, FRD Furukama | seit 2009 in Kenia und seit 2013 mit Niederlassungen in Tansania und Uganda |
Ganatra Plant & Equipment (GPE) | JCB | Filialen in Kampala sowie in Nairobi (Kenia) und Mombasa (Kenia) |
Achelis | Bomag, Case | Achelis betreibt in Ostafrika Filialen in Kampala, Nairobi und Daressalam (Tansania). Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bremen |
Panafrican Equipment | Komatsu, Wirtgen | Präsenz in Kampala; im anglofonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist in Dubai |
Mantrac | Caterpillar | aktiv in einigen anglofonen Ländern Afrikas; Hauptsitz ist London; in Ostafrika in Kenia, Tansania und Uganda präsent |
NECST Motors | Volvo | Niederlassungen in Nairobi und Daressalam; betreut den ugandischen Markt von Nairobi aus |
Kanu Equipment (ESS Equipment) | Bell, Liebherr | neben Kenia noch in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas aktiv; Hauptsitz ist Johannesburg; betreut Uganda vom Büro in Daressalam aus |
Große Hoffnungen hegt der Bausektor, dass die Ölförderung am Albertsee von den Konzessionären TotalEnergies und CNOOC (China National Offshore Oil Corporation) in Kürze beschlossen wird. Sie planen Investitionen in Höhe von über 10 Milliarden US-Dollar. Geplant sind neben der Entwicklung der Ölfelder im Albertsee auch der Bau einer Central Processing Facility (CPF) für die Ölaufbereitung sowie der Bau der 1.445 km langen East African Crude Oil Pipeline (EACOP) an den tansanischen Küstenort Tanga. Ebenfalls im Gespräch ist der Bau einer Ölraffinerie.
Vor allem aus Umweltgesichtspunkten zögern einige Kapitalgeber mit der Bereitstellung von Krediten für das Öl-Projekt. Eine Investitionsentscheidung würde für den Bausektor zahlreiche Aufträge bedeuten. Bereits jetzt berichten lokale Unternehmen von Aufträgen für Vorbereitungsarbeiten. Das Öl-Projekt würde derart viel Kapital nach Uganda spülen, dass die ganze Wirtschaft des Landes davon profitieren könnte. Dann würde auch die Bautätigkeit in anderen Bereichen zunehmen, wie zum Beispiel im Wohnungssektor.
Staatliche Infrastrukturprojekte werden vor allem in den Bereichen Transport, Wassersorgung/Abwasserentsorgung und Stromversorgung durchgeführt. Vielfach übernehmen internationale Geberorganisationen wie Weltbank, African Development Bank (AfDB), EU, Agence française de développement (AFD) oder Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Finanzierung. Bei Regierungsprojekten ohne Geberbeteiligung müssen Kontraktoren mitunter lange auf die Zahlung warten, insbesondere aufgrund der zuletzt gestiegenen Staatsverschuldung. Ein Akkreditiv als Zahlungsbedingung ist anzustreben, wird aber seitens der Behörden nicht immer akzeptiert. In den vergangenen Jahren wurde zunehmend der chinesische Staat aktiv. Bei Projekten, die von der China Eximbank finanziert werden, gehen die Aufträge in der Regel auch an chinesische Firmen.
Kapital fließt auch in den privaten Hochbau, der zu großen Teilen in Kampala stattfindet. Neben neuen Wohngebieten werden auch Hotels, Büros und Einkaufzentren fertiggestellt. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sowie die zum Teil hohen Leerstandraten sprechen eigentlich gegen weitere Aktivitäten. Jedoch sorgt die Aussicht auf das Ölprojekt, im Zuge dessen tausende Expats ins Land kämen, schon jetzt dafür, dass zahlreiche exklusive Wohn- und Bürotürme in Kampala entstehen.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Albertine Graben Oil Refinery | 4.270 | in Planung; Realisierung hängt von der Investitionsentscheidung für den Bau der Pipeline ab | Kapazität: 60.000 barrels per day (bpd); Investoren: Ugandische Regierung plus Albertine Graben Refinery Consortium (AGRC) mit Saipem und GE |
East African Crude Oil Pipeline (EACOP) | 3.500 | in Planung seit 2016 | von Buseruka am Lake Albert nach Tanga (Tansania); Kapazität: 216.000 bpd; Gemeinschaftsprojekt von TotalEnergies und CNOOC; finale Investitionsentscheidung der Konzessionäre steht noch aus |
Karuma Hydroelectric Power Station | 1.700 | Bau fast abgeschlossen | Kapazität: 600 Megawatt (MW); Finanzierung: China Exim Bank (85%); Baudurchführung: Sinohydro |
Ayago Hydroelectric Power Station | 2.000 | in Planung | Kapazität: 840 MW; im Februar 2020 stellte die chinesische PowerChina International Group einen Lizenzantrag für Entwurf, Bau, Finanzierung, Betrieb und Instandhaltung beim ugandischen Staat |
Kampala-Jinja Expressway | 1.500 | in Planung seit 2010 | Auftraggeber: Uganda National Roads Authority (UNRA); Länge: 95 km; Finanzierung: Strecke soll als Public-private-Partnership (PPP) betrieben werden. AFD und AfDB haben Teilfinanzierungen zugesagt; Ende 2018 haben sich mehrere Konsortien für Bau und Betrieb beworben, u.a. Strabag |
Atiak-Laropi Road | 66 | im Bau seit 2020; geplante Fertigstellung 2023 | Auftraggeber: UNRA; Baudurchführung: Strabag; Finanzierung: EU; Beschreibung: circa 66 km langer Abschnitt der überregionalen Straße im Norden Ugandas, die bis nach Juba (Südsudan) führt |
Busega-Mpigi Expressway | 147 | im Bau seit 2020 | Auftraggeber: Uganda National Roads Authority (UNRA); Länge: 24 km; Baudurchführer: China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) und China Railway 19th Bureau Group Company |
Hoima International Airport | 307 | im Bau seit 2018; geplante Fertigstellung 2021 | Baudurchführer: Colas (UK) und SBI (Israel); Finanzierung: Standard Chartered Bank mit Garantie durch UK Export Finance; der Flughafen ist zunächst nur für den Gütertransport ausgelegt; in der Nähe befinden sich die Ölkonzessionen, deren Ausbeutung bald beginnen könnte |
Malaba-Kampala Standard-Gauge-Railway (SGR) | 2.180 | in Planung | Auftraggeber: Ministry of Works; Länge: 273 km; Finanzierung steht noch nicht; derzeit wird erwogen, die alte Schmalspurbahn wieder zu reaktivieren |
Bukasa Port | 350 | in Planung | Bau eines Hafens am Viktoriasee mit Anbindung ans Bahnnetz; beteiligt ist u.a. das deutsche Beratungsunternehmen Gauff Engineering |
Tororo-Gulu-Railway Line Rehabilitation | 41,8 | im Bau; geplante Fertigstellung 2023 | Länge: 375 km; Baudurchführung: Vinci, Sogea-Satom, ETF (französisches Konsortium); Teilfinanzierung durch EU in Höhe von 21,5 Mio. Euro |
Insbesondere für umfangreiche oder technisch anspruchsvolle Tiefbauprojekte werden ausländische Bauunternehmen unter Vertrag genommen. Dank hoher chinesischer Kredite für Infrastrukturbauten kamen in den letzten Jahren mehrere chinesische Baufirmen ins Land und dominieren den Tiefbau. Gleiches gilt inzwischen für den lokalen Hochbau. Firmen wie Strabag (Österreich), Arab Contractors (Ägypten), Mota-Engil (Portugal), Sogea-Satom (Frankreich) oder Seyani (Kenia) sind Beispiele für weitere internationale Akteure in Uganda. Daneben gibt es diverse lokale Baufirmen wie Roko Construction, Cementers, Dott Services und Abubaker. Die Pandemie hat die wirtschaftliche Situation einiger lokaler Bauunternehmen drastisch verschlechtert.
Bauunternehmen | Spezialisierung |
Tiefbau | |
Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Tiefbau | |
Tiefbau | |
Hochbau | |
Tiefbau | |
Tiefbau |
Bezeichnung | Anmerkungen |
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Institution der GIZ mit Büro in Kampala; Beratung deutscher Unternehmen u.a. bei Geberprojekten | |
Über UNRA laufen die meisten Ausschreibungen im Straßenbau | |
Normenamt | |
Finanz- und Zollbehörde | |
Vom Verband UNABCEC unregelmäßig herausgegebene Publikation über aktuelle Entwicklungen im Bausektor; Kann als PDF über die UNABCEC-Webseite heruntergeladen werden | |
Uganda National Association of Building and Civil Engineering Contractors (UNABCEC) | Verband der Bauwirtschaft in Uganda |