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Uganda baut Energiesektor um

Die strukturelle Ausrichtung der Energiepolitik ist umstritten. Doch Projekte gibt es reichlich, und damit auch Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Mehr Zentralismus und größerer staatlicher Einfluss – Ugandas Energiepolitik steuert in eine falsche Richtung. So sehen es zumindest viele internationale Beobachter. Nachdem die staatliche Uganda Electricity Transmission Company (UECTL) im April 2025 das Verteilernetz vom privaten Stromversorger Umeme übernommen hat, wurden die Preise gesenkt. Zugleich berichten Beobachter aber auch von zunehmenden Stromausfällen.

Bereits 2021 wurde die halbautonome Rural Electrification Agency (REA) aufgelöst und in eine Abteilung im Energieministerium überführt. Die Pläne gehen noch weiter. Die Regierung erwägt eine Bündelung der bislang getrennten Bereiche Stromverteilung, -übertragung und -erzeugung in einer einzigen Organisation. Hiervon betroffen wären:

  • Uganda Electricity Distribution Company (UEDCL)
  • Uganda Electricity Transmission Company (UETCL) und
  • Uganda Electricity Generation Company (UEGCL)

Die Bündelung dieser verschiedenen Geschäftsfelder birgt die Gefahr einer höheren Intransparenz: Ineffizienzen einzelner Sparten lassen sich leichter mit Quersubventionen verschleiern. Langfristig könnte dies die gesamte Branche beeinträchtigen.

Hohe Überkapazität bei der Erzeugung lenkt den Blick auf den Leitungsausbau

Nachdem das Karuma-Wasserkraftwerk seit Dezember 2018 schrittweise ans Netz ging, stehen Uganda Mitte des Jahres 2025 etwa 2.048 Megawatt an installierter Erzeugungskapazität zur Verfügung. Die Spitzennachfrage lag laut Elektrizitätsregulierungsbehörde ERA Ende 2024 bei etwa 990 Megawatt. Uganda hat damit aktuell Überkapazitäten.

Doch die Regierung setzt auf eine weitere Expansion. Auf ehrgeizige 52.000 Megawatt soll die Leistung bis 2040 ausgebaut werden, darunter mit Atomkraft. Westliche Beobachter werten dies als weiteres Zeichen einer Energiepolitik mit fragwürdigen Prioritäten.

Zweifelsohne wird die Stromnachfrage weiter wachsen. Dafür sorgen das Bevölkerungswachstum von jährlich etwa 1,2 Millionen Menschen und der Nachholbedarf bei der Elektrifizierung. Auch die prognostizierte Aufhellung der Konjunktur in nächster Zeit und die geplante Industrialisierung dürften die Nachfrage ankurbeln. Das Netz wird daher aktuell stark ausgebaut, vor allem in den Bereichen Übertragung und Verteilung, oft mit Geberunterstützung.

Chancen für deutsche Firmen gibt es regelmäßig

Der ugandische Energiesektor bietet deutschen Unternehmen vielfältige Geschäftsmöglichkeiten – etwa als Anbieter technischer Komponenten oder Ingenieurdienstleistungen. Allerdings wird der preissensible, netzungebundene Strommarkt bislang stark von asiatischen Wettbewerbern dominiert. Bei staatlichen Ausschreibungen spielen die Geber eine wichtige Rolle. Sind die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die EU oder die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beteiligt, eröffnen sich auch für deutsche Firmen gute Chancen.

Die meisten Zulieferer bedienen Uganda über lokale Vertreter vom regionalen Hub in Nairobi, Kenia. Lieferungen aus Deutschland erfolgen über den Hafen Mombasa und werden per Lkw rund 1.150 Kilometer nach Kampala transportiert.

Gutes Umfeld für Solardachanlagen

Off-Grid-Solaranlagen sind in Uganda gefragt, da die Netzstromversorgung oft unzuverlässig ist. Die bisherigen Strompreissenkungen gefährden das Geschäft mit autarken Aufdachanlagen nicht. Zwar ist der Markt im Vergleich zu Kenia kleiner und wenig erschlossen, bietet aber weiterhin Potenzial. Sollte die Regierung den Industrietarif auf 5 US-Cent pro Kilowattstunde senken, könnten sich die Bedingungen deutlich verschlechtern. Aktuell zählen Industrie, Landwirtschaft, Handel, Gesundheitswesen und Haushalte zu den potenziellen Solarkunden.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) unterstützt deutsche Solaranbieter bei der Markterschließung im Ausland mit dem Projektentwicklungsprogramm (PEP) im Rahmen der Exportinitiative Energie. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) setzt das PEP im Auftrag des BMWE um. Uganda gehört dabei zu den Schwerpunktmärkten.

Übertragungsleitungen nach Südsudan und Tansania geplant

Zwei grenzüberschreitende Stromverbindungen nehmen zunehmend Gestalt an: Der South Sudan - Uganda Interconnector (SUPIP) soll rund 260 Millionen US-Dollar (US$) kosten und wird von der AfDB sowie der EU finanziert. Die EU führt das Vorhaben im Rahmen ihrer Infrastrukturinitiative Global Gateway. Auch der Uganda - Tanzania Interconnector ist in Planung – mit einem geschätzten Investitionsvolumen von 600 Millionen bis 700 Millionen US$. Als potenzielle Geldgeber gelten die Weltbank und die französische Entwicklungsagentur AFD. Eine Machbarkeitsstudie liegt bereits vor.

Ein weiteres Global-Gateway-Projekt ist die Modernisierung und der Ausbau der Wasserkraftwerke Nalubaale und Kiira, die beide zusammen auf 380 Megawatt kommen. Projektfinanzierer sind die EU sowie die französische AFD. Noch im Jahr 2025 werden die Ausschreibungen für den Ingenieurdienstleister erwartet, der Beginn der Bauarbeiten Ende 2026.

GTAI-Informationen zu Uganda

Programme in der Distribution dürften Zugang verbessern

Schließlich gibt es mehrere "Last Mile"-Projekte für die Stromverteilung. Das "Last Mile Electrification Project" mit einem Finanzierungsvolumen von über 60 Millionen Euro führt die EU zusammen mit der französischen AFD durch. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert über die KfW mit 15 Millionen Euro ebenfalls ein Vorhaben zur Netzverdichtung und Stromanschluss von Haushalten und Unternehmen. Ein weiteres Projekt mit dem Titel "Energy Access for Refugee Districts" wird im stark von Flüchtlingen besiedelten Norden umgesetzt. Die EU fördert dieses Projekt mit 10 Millionen Euro und das BMZ mit etwa 3 Millionen Euro.

Hinzu kommt das 35-Millionen-Euro-Programm "Get Access", das mit 15 Millionen Euro vom BMZ und 9,5 Millionen Euro von der EU über die KfW bezuschusst wird. Ziel ist der Aufbau von Mini-Grids in abgelegenen Regionen durch private Unternehmen.

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkungen
Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Uganda

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ostafrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum „Energie und Umwelt“   

Exportinitiative Energie

Portal der Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie

Ministry of Energy & Mineral Development (MEMD)

Für den Energiesektor zuständiges Ministerium. 

Electricity Regulatory Authority (ERA)

Regulierungsbehörde für den Energiesektor

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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