Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | USA | Bau-, Baustoffmaschinen

Baumaschinenimporte der USA steuern auf Rekord zu

Vor allem der Infrastrukturausbau treibt die Nachfrage nach ausländischer Technologie. Zwar gibt es nicht-tarifäre Handelshemmnisse. Die kommen aber nicht immer zum Tragen.

Von Roland Rohde | Bonn

Der Bausektor in den USA ist praktisch zweigeteilt. Auf der einen Seite schwächelt der private Wohnungsbau. Er leidet unter den stark gestiegenen Hypothekenzinsen und Baukosten. Auf der anderen Seite boomt die Infrastruktursparte. Sie bekommt die stärksten Impulse von dem im November 2021 verabschiedeten Infrastructure Investment und Jobs Act. Er sieht bis 2026 Zuschüsse in Höhe von 1.200 Milliarden US-Dollar (US$) vor. Mit diesen Geldern soll die an vielen Stellen veraltete Verkehrsinfrastruktur auf Vordermann gebracht werden. Ebenfalls sind die Modernisierung der Wasserwirtschaft und der Breitbandnetzausbau in ländlichen Gebieten vorgesehen.

Bedarf an Hightech-Anlagen steigt kräftig

Die hohen Investitionen in die Infrastruktur sorgen für eine kräftige Nachfrage nach technisch anspruchsvollen Maschinen für den Infrastruktur- und Tiefbau. Das bietet Chancen für ausländische Anbieter, denn hier dominieren vielfach Tochtergesellschaften internationaler Konzerne beziehungsweise Joint Ventures mit US-amerikanischen Unternehmen das Geschehen. Sie haben ihr Personal in den letzten Jahren teils deutlich aufgestockt.

Die wachsende Nachfrage zeigt sich auch an den steigenden Einfuhren an Baumaschinen. Nach Angaben der U.S. International Trade Commission importierten die Vereinigten Staaten im Jahr 2022 Bau- und Bergbaumaschinen im Wert von 19 Milliarden US$  –  ein sattes Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den ersten fünf Monaten 2023 setzte sich der Aufwärtstrend ungebremst fort, so dass die Importe bis zum Dezember 24 Milliarden US$ erreichen dürften. Das wäre eine weitere Zunahme um 26 Prozent.

Bild vergrößern

Gleichzeitig verfestigt sich ein weiterer Trend: Die US-amerikanischen Ausfuhren sind in den letzten Jahren weniger stark gestiegen als die Einfuhren von Bau- und Bergbaumaschinen. Lagen die Nettoimporte, also die Einfuhren abzüglich der Ausfuhren, 2017 noch bei gut 1 Milliarde US$, könnten es 2023 rund 9 Milliarden US$ werden. Demnach scheinen die USA international an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.

Nachfrage nach einfachen Baumaschinen stark rückläufig

Allerdings machte der Infrastrukturbereich nach Angaben des nationalen Statistikamtes im 1. Halbjahr 2023 nur ein Fünftel der gesamten Bauleistung aus. Der Rest entfiel auf den Hochbau, wobei der private Wohnungsbau mit 45 Prozent eine entscheidende Rolle spielte. Er durchläuft eine ausgeprägte Schwächephase. Die Zahl der Neubauprojekte ist in den ersten sechs Monaten 2023 um 15 Prozent zum Vorjahr zurückgegangen.

Die Schwäche im Wohnungsbau spüren besonders lokale Hersteller einfacher Maschinen, die häufig in diesem Segment zum Einsatz kommen. Bereits 2022 beklagten sie Umsatzeinbußen. Der gesamte Markt für Baumaschinen war nach Angaben von IBISWorld um 14,5 Prozent auf 36,4 Milliarden US$ geschrumpft. Nur im Coronajahr 2020 waren die Werte noch niedriger.

Für 2023 rechnet das Marktforschungsunternehmen insgesamt mit einer Seitwärtsbewegung. Dabei dürften sich Absatzzuwächse bei technisch anspruchsvollen Maschinen und weitere Rückgänge beim Verkauf einfacher Anlagen die Waage halten.

Bild vergrößern

Baumaschinenbranche durchläuft Konzentrationsprozess

Laut IBISWorld gibt es 2023 in den USA rund 630 Branchenunternehmen. Die meisten davon sitzen in Texas (56), Wisconsin (48) und Illinois (40). Zusammen beschäftigen sie etwa 52.000 Mitarbeitende, wobei die Zahl ihrer Angestellten in den letzten Jahren kontinuierlich gefallen ist. Das hat auch mit dem Konzentrationsprozess innerhalb der Branche zu tun. Große Konzerne haben kleinere Konkurrenten übernommen und Personal reduziert.

Die größten Baumaschinenhersteller in den USA (2022)

Firmenname

Mitarbeiterzahl

Vermeer Manufacturing

2.500

Caterpillar

2.200

Liebherr North America

2.064

Deere-Hitachi Construction Machinery

2.000

JLG Industries

2.000

Komatsu America *)

2.000

John Deere Davenport

1.200

Toyota Industrial Equipment Manufacturing

1.050

Volvo Construction Equipment North America

1.000

Manitowoc Cranes

950

* Angaben für Komatsu: Schätzung.Quelle: Industry Select, Januar 2023; Liebherr, August 2023


Öffentliche Beschaffung bevorzugt inländische Kapitalgüter

Bei öffentlich finanzierten Projekten gilt in den USA bei Kapitalgütern zumeist ein Mindestanteil an lokaler Wertschöpfung. Es kommt jeweils eines der beiden Gesetze "Buy America" oder "Buy American" zum Tragen. Für Importtechnik erwächst daraus allerdings kein pauschales Ausschlusskriterium. Vielfach gibt es nämlich keine einheimischen Anbieter. Der US-Maschinenbau ist vor allem bei Universalanlagen gut aufgestellt. Bei Spezialmaschinen gibt es teils erhebliche weiße Flecken. In manchen Nischen existieren überhaupt keine inländischen Hersteller.

Vorschriften für lokale Wertschöpfungsanteile erweisen sich als stumpfe Waffen, wenn es keine lokalen Anbieter gibt.

Traditionell führen japanische Lieferanten die Importstatistik an. Sie bieten zuverlässige Technik zu einem annehmbaren Preis. Zudem sind sie für ihren guten Service bekannt, der in den USA eine große Rolle spielt. China landet mit weitem Abstand auf dem 2. Rang. Das Reich der Mitte spürt durch den immer wieder hochkochenden Technologie- und Handelskonflikt deutlichen Gegenwind in den Vereinigten Staaten. Dieser Effekt dürfte sich vor allem bei öffentlich geförderten Projekten bemerkbar machen.

Bild vergrößern

Deutsche Anbieter dominieren in Nischen

Deutsche Anbieter spielen in bestimmten Nischen eine dominierende Rolle. Dies gilt beispielsweise für Straßenwalzen und Bodenverdichter, Maschinen für den Straßenbau sowie Tiefbohrmaschinen. Im Jahr 2022 stiegen die deutschen Lieferungen in die USA um 41 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden US$. In den ersten fünf Monaten 2023 verstärkte sich der Zuwachs sogar leicht auf 43 Prozent. Damit dürften die deutschen Maschinenbauer ihre Lieferungen bis Dezember auf bis zu 2,4 Milliarden US$ steigern. 

Private Projektträger, die mehrheitlich im Hochbau tätig sind, unterliegen keinen Anforderungen an die lokale Wertschöpfung. Sie verfügen über weitgehende unternehmerische Entscheidungsfreiheit. Die Hersteller müssen bei ihren Verkaufsbemühungen auch die Umweltgesetze bezüglich Verwendung, Transport und Entsorgung der in den Baumaschinen verwendeten Materialien beachten. Zusätzlich hat die US-Umweltschutzbehörde EPA Verwaltungsbestimmungen zu Abgasobergrenzen erlassen, die auch für Baumaschinen mit Verbrennungsmotoren gelten.

US-Einfuhren von Bau- und Bergbaumaschinen nach Lieferpositionen (in Millionen US-Dollar) *)

SITC Pos.

Warenbezeichnung

2021

2022

2022 aus Deutschland

723.1

Planiermaschinen, Erd- und Straßenhobel

658,9

814,8

15,3

723.2, davon

Bagger, Schürf- und Schaufellader

6.271,1

8.678,5

202,9

  723.21

Frontschaufellader

2.250,9

2.957,3

119,0

  723.22  

Bagger sowie Schürf- und Schaufellader mit drehbarem Oberwagen

3.696,3

5.321,0

74,5

723.3, davon

Maschinen zur Erdbewegung, zum Planieren, Verdichten oder Bohren des Bodens oder zum Abbau von Mineralien 

939,8

1.291,0

583,0

  723.33

Straßenwalzen und andere Bodenverdichter

480,0

728,7

458,8

723.4, davon

Andere Bau- und Bergbaumaschinen

1.100,8

1.518,6

536,6

  723.48

Maschinen für den Straßen-, Hoch- und Tiefbau

355,8

485,1

384,3

723.9, davon

Teile für Bau- und Bergbaumaschinen

5.259,4

6.907,6

335,9

  723.93

Teile für Bohrmaschinen und Tiefbohrgeräte

792,3

1.087,7

62,0

* Auswahl der wichtigsten Positionen.Quelle: U.S. International Trade Commission, August 2023


nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.