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Wirtschaftsausblick | USA

KI treibt US-Konjunktur an

Dank milliardenschwerer Investitionen von Techgiganten wie Google und Amazon dürfte die US-Wirtschaft 2025 und 2026 jeweils um knapp 2 Prozent wachsen. Doch wehe, wenn die KI-Blase platzt.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Topthema: US-Wirtschaft zeigt sich resilient

Die US-Wirtschaft hat die Folgen des Handelskonflikts und der Einführung von Zöllen relativ gut verkraftet. Laut Prognose der Federal Reserve Bank of Philadelphia wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2025 um real 1,9 Prozent zulegen und 2026 um 1,8 Prozent. Das ist jeweils rund 1 Prozentpunkt weniger im Vergleich zu 2024. Die Prognose der Philadelphia Fed von November 2025 basiert auf dem Durchschnitt von 33 Herbstprognosen.

Doch die Prognosen sind mit viel Unsicherheit behaftet, denn sie basieren auf veralteten Zahlen. Aufgrund der Haushaltssperre haben die US-Statistikämter im Herbst 2025 rund sechs Wochen lang keine Daten erhoben und verarbeitetet. Und kaum hatten sie Mitte November ihre Arbeit wieder aufgenommen, begannen die Thanksgiving-Ferien.

Die Konjunktur wird aktuell und in den kommenden Jahren von einem dominierenden Faktor befeuert: den Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) und Datencenter. Techkonzerne pumpen jährlich rund 300 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau ihrer KI-Infrastruktur. Diese Kapitalaufwendungen tragen nach Berechnung von Ökonomen rund zur Hälfte zum Wirtschaftswachstum bei. Sie warnen daher: Sollte die Blase platzen, dürfte das die Gesamtkonjunktur arg in Mitleidenschaft ziehen.

In anderen Bereichen der Wirtschaft sieht die Lage mau aus. Der Bausektor etwa befindet sich bereits in einer Rezession. So sanken die landesweiten Bauleistungen in den ersten acht Monaten um nominal knapp 2 Prozent, berichtet das nationale Statistikamt. Unter Berücksichtigung der Inflation ergibt sich damit ein realer Rückgang von rund 5 Prozent. Auch der Kraftfahrzeugsektor schwächelt. In den ersten elf Monaten 2025 schrumpften laut Cox Automotive die Pkw-Neuzulassungszahlen um 8 Prozent zum Vorjahr.

Arbeitsmarkt schwächelt

Auch vom Stellenmarkt kommen negative Signale. Zwar lag die Erwerbslosenquote im September 2025 nach Angaben des Bureau of Labor Statistics bei relativ niedrigen 4,4 Prozent. Doch erstmals seit dem Coronajahr 2020 übertraf die Anzahl der Arbeitslosen diejenige der offenen Stellen. Vor zwei Jahren kamen auf einen Jobsuchenden noch zwei Angebote. Diese Entwicklung ist nicht nur konjunkturell bedingt. Auch die KI fordert ihren Preis. So entlassen alle großen IKT-Konzerne Personal – trotz der gigantischen Investitionen.

Zur Überraschung der Ökonomen ist die Inflation 2025 kaum gestiegen. Sie lag zwischen September 2024 und September 2025 bei exakt 3 Prozent, berichtet das zuständige Bureau of Labor Statistics. Viele Unternehmen haben die Zollkosten noch nicht an die Kunden weitergegeben, sondern wollten ihren Marktanteil halten. Doch diese Strategie lässt sich nicht unendlich fortsetzen.

Im Lauf des Jahres 2026 ist daher mit spürbaren Preissteigerungen zu rechnen, was – zusammen mit der zunehmenden Angst um den Arbeitsplatz – den Privatverbrauch negativ beeinflussen dürfte. Der Consumer Confidence Index des Analysehauses The Conference Board, der die Konsumneigung misst, erreichte im November 2025 den niedrigsten Stand seit April. Damals hatte US-Präsident Trump gerade Zölle eingeführt beziehungsweise angedroht.

Deutsche Perspektive: Die fetten Jahre sind vorbei

Die Exporte der Bundesrepublik in die USA erreichten 2024 einen Rekordwert. Doch in den ersten zehn Monaten des Jahres 2025 gingen sie um 7,5 Prozent zurück, berichtet Destatis. Deutsche Firmen liefern vor allem Kapitalgüter für klassische Industriebranchen, denen es mehrheitlich nicht gutgeht. Die Lieferungen von Bau- und Landmaschinen etwa sind regelrecht eingebrochen.

Für 2026 erwartet Germany Trade & Invest nur noch leichte Rückgänge im Exportgeschäft. Der 2025 erfolgte zollbedingte Exportrückgang wird sich nicht wiederholen. Das gilt aber nur, wenn es keine neuen Zölle gibt.

Die deutschen Industriebranchen sind teils unterschiedlich von Zöllen betroffen. Seit der Einigung zwischen den USA und der EU fällt auf die meisten Produkte der EU ein 15-prozentiger Einfuhrzoll an. Hinzu kommt ein (anteiliger) Satz von 50 Prozent auf Aluminium und Stahl sowie auf bestimmte Derivate. Doch während die europäische Kfz-Industrie davon ausgenommen ist, müssen ihn die Maschinenbauer zahlen.

Laut Einschätzung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sind davon rund 40 Prozent der deutschen Maschinenlieferungen in die USA betroffen. Anfang 2026 sollen neue Derivate auf die Liste kommen, was die Quote weiter in die Höhe treiben wird. Hinzu kommt ein hoher bürokratischer Aufwand. Maschinen können aus Tausenden von Einzelteilen bestehen. Für jede Schraube müssen Herkunft, Metallgehalt und Wert ermittelt werden.

Eine andere Frage ist, inwieweit deutsche Lieferanten diese Zusatzkosten an ihre Endkunden weiterreichen können. Im Prinzip gilt: Je höher das Alleinstellungsmerkmal eines Produkts, desto eher werden die US-Verbraucher die Zeche zahlen. Gerade im Maschinenbau gibt es in den Vereinigten Staaten in etlichen Sparten nicht ausreichend einheimische Anbieter. Das Land ist im hohen Maß auf Importe angewiesen.

Bei Autos sieht die Lage anders aus. BMW, Mercedes und Volkswagen produzieren zwar in den USA, vor allem große SUVs. Doch auch sie müssen die US-Zölle auf Stahl, Aluminium und Kfz-Teile zahlen. Bislang haben die US-Händler den Zoll so gut wie gar nicht auf die Preise aufgeschlagen. Dazu ist der Wettbewerb auf dem schwächelnden Automarkt zu stark. Laut dem Bureau of Labor Statistics betrug die Preissteigerung bei Kraftfahrzeugen zwischen September 2024 und September 2025 weniger als 1 Prozent.

Weitere Informationen finden Sie auf der GTAI-Länderseite USA.

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