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US-Markt für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge auf Zickzackkurs

Die Erholung der Branche wurde im Frühjahr unterbrochen. Im August nahm sie wieder Fahrt auf. Risiken sind die Engpässe bei Maschinensteuerungen und die kritische Wirtschaftslage.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Die Werkzeugmaschinenhersteller in den USA konnten im Sommer 2022 eine viermonatige Talfahrt bei den Auftragseingängen stoppen. Auch der Umsatz zeigte in einigen Segmenten wieder nach oben, etwa bei CNC-Bearbeitungszentren. Dank dieser Erholung und dem starken Jahresbeginn erwirtschaftete die Branche insgesamt einen Umsatz von rund 3,7 Milliarden US$ in den ersten acht Monaten 2022. Das entsprach einem Plus von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie der Fachverband Association for Manufacturing Technology (AMT) auf der Automatisierung- und Maschinenbaumesse IMTS im September in Chicago mitteilte.

Zum Jahresende 2022 dürfte sich das Wachstum verfestigen - allerdings nur, wenn sich die Verfügbarkeit von Maschinensteuerungen verbessert. Zudem warnt Pat McGibbon, Chief Knowledge Officer beim Branchenverband AMT (Association for Manufacturing Technology), vor der sich eintrübenden Konjunkturlage, die sich negativ auf die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen vor allem 2023 auswirken könnte.

Lieferengpässe bei Halbleitern bremsen Maschinenabsatz

Lieferengpässe, insbesondere bei Halbleitern für die Maschinensteuerungen, bremsen derzeit die Hersteller. Die Auftragsbücher sind zwar voll. Trotzdem erfolgen die Auslieferungen von Werkzeugmaschinen nur mit Verzögerung.

Doch besteht Hoffnung auf Abhilfe: Mehrere Aussteller auf der IMTS teilten GTAI mit, dass Siemens am serienmäßigen Einbau eines am Markt schneller verfügbaren Rechenchips arbeite. Der Konzern ist einer der zentralen Anbieter von Maschinensteuerungen. Sobald die neuen Steuerungen verfügbar seinen, könne der Auftragsstau abgebaut werden. Das mache den Weg für mehr Wachstum frei.

Maschinenwerkzeuge zeigen 2022 mehrheitlich positive Absatzergebnisse

Der Absatz verschiedener Maschinenwerkzeuge fiel im 1. Halbjahr 2022 mit einem Auftragswert von 162,7 Millionen US$, davon 21 Millionen US$ aus dem Ausland, überwiegend positiv aus. Das bedeutete eine Steigerung um 13,1 Prozent im Vergleich zum 2. Halbjahr 2021 und um 3,3 Prozent zum 1. Halbjahr 2021, wie dem AMT-Bericht "Advanced Workholding Technology" zu entnehmen ist.

US-Einfuhren ausgewählter Maschinenwerkzeuge aus Deutschland (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

Kategorie *

2020

2021

Jan.-Aug. 2022

Veränderung Jan.-Aug. 2022/21

Bohrwerkzeuge

135,6

143,4

97,8

0,1

Presswerkzeuge

64,8

74,9

96,5

115,6

Fräswerkzeuge

42,7

51,8

37,2

3,3

Werkzeuge, auswechselbar, zur Verwendung in Werkzeugmaschinen

47,9

55,4

36,8

-4,5

Gewindeschneidzeuge

29,7

39,3

24,7

-8,6

Reibahlen, Ausbohrwerkzeuge und Räumwerkzeuge

15,9

17,8

11,7

-8,7

Erdbohrwerkzeuge

9,3

9,5

7,3

17,4

Drehwerkzeuge

4,5

5,4

2,4

-33,3

Ziehwerkzeuge

3,4

3,0

1,9

-21,3

*) nach HSQuelle: U.S. International Trade Commission 2022

Für Spanntechnik bisher ein gutes Jahr

"Das Spanntechnik-Segment innerhalb der Werkzeugmaschinenindustrie hat sich 2022 stark entwickelt", hob Jamie Schwarz hervor, Präsident der BISON USA Corp. und Vorsitzender des AMT-Ausschusses für Advanced Workholding Technology. "Das Inlandsgeschäft hat in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen, und auch das Exportgeschäft zeigt einen Aufwärtstrend."

"In den letzten zwei Jahren haben gleich mehrere Branchen Teile der Produktion in die Vereinigten Staaten zurück verlagert, um die Lieferketten zu verkürzen", führte Douglas K. Woods, Präsident von AMT aus. Dies habe zu einem zusätzlichen Bedarf an Maschinen und Maschinenwerkzeugen geführt. Die Werkzeuge würden in zunehmendem Maße im Inland produziert.

Absatz von Schneidwerkzeugen im Plus

Der monatliche Absatz von Schneidwerkzeugen belief sich im August 2022 auf 178,1 Millionen US$, so das U.S. Cutting Tool Institute (USCTI) gemeinsam mit AMT. Dieser Wert lag um 2,6 Prozent über dem Vormonat und um 8,9 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahresmonat. Der Absatz von Schneidwerkzeugen hatte sich für die Hersteller in den ersten acht Monaten im Jahr 2022 insgesamt erfreulich entwickelt: Mit 1,4 Milliarden US$ lag er um 7,9 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert.

Schwache Konjunktur ist Absatzrisiko

Auf dem Weg ins 4. Quartal 2022 und darüber hinaus zeichnen sich auch für den Absatz von Schneidwerkzeugen Marktunsicherheiten ab. Gründe sind die niedrige Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von voraussichtlich unter 2 Prozent im Gesamtjahr und die anhaltend hohe Inflation von über 8 Prozent. Wichtigster Kunde für Schneidwerkzeuge dürfte 2023 (genau wie 2022) die Automobilindustrie sein.

Tom Haag, Präsident von Kyocera SGS Precision Tools, gab zu Protokoll, dass "der August ein überraschend stabiles Absatzergebnis gebracht hatte, wenn man bedenkt, dass er normalerweise durch die Saisonalität der Automobilmodellwechsel und durch die Sommerferien beeinflusst wird. Der Markt für Zerspanungswerkzeuge ist zwar noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie, aber er kehrt kontinuierlich dahin zurück. Während sich die Automobilproduktion erholt, hinkt jedoch die Luft- und Raumfahrtproduktion als weitere wichtige Abnehmerbranchen hinterher."

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