Wirtschaftsausblick | Usbekistan
Usbekistans Wirtschaft punktet mit robustem Aufwärtstrend
Die usbekische Wirtschaft wächst in den Jahren 2025 und 2026 um jeweils rund 6 Prozent. Dafür sorgen Ausbauinitiativen in zahlreichen Branchen und eine ambitionierte Reformagenda.
10.06.2025
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Top-Thema: Usbekistan forciert den Ausbau der Erneuerbaren
Usbekistan verfolgt ambitionierte Ziele im Bereich Erneuerbare Energien. Lag der Anteil von Wind, Sonne und Co. an der gesamten Stromerzeugung 2024 erst bei etwa 16 Prozent, soll dieser bis 2030 auf 54 Prozent steigen. Aktuell bekannt sind Ökostromprojekte für neue Anlagen aller Art in einem Umfang von 19 Gigawatt. Im Laufe des Jahres 2025 dürften 16 industrielle Photovoltaik- und Windkraftparks ans Netz gehen.
Die Stromerzeugung lag bis vor wenigen Jahren noch nahezu ausschließlich in staatlicher Verantwortung. Mittlerweile sind landesweit 25 unabhängige Erzeuger aktiv, darunter vor allem ausländische Investoren aus der Ökostromsparte.
Wirtschaftsentwicklung: Konjunkturhoch hält an, Regierung bleibt bei ihrem Reformkurs
Die Regierung Usbekistans und Geberbanken erwarten für 2025 und 2026 ein reales Wirtschaftswachstum von jeweils etwa 6 Prozent. Die Impulse für die Konjunkturbelebung sind vielfältig. Dazu zählen:
- die hohe Wachstumsdynamik der Bau- und Investitionsaktivitäten;
- der boomende Dienstleistungssektor, der 2025 und 2026 Zuwächse von jeweils etwa 12 Prozent erwartet;
- die anhaltende Expansion im verarbeitenden Gewerbe mit jährlichen Wachstumsraten von 7 bis 8 Prozent.
Die Regierung flankiert die Konjunktur mit wachstumsfördernden Reformen. Die aktuelle Agenda umfasst unter anderem den Abbau staatlicher Monopole, die weitere Marktöffnung im Energiesektor, die Privatisierung staatlicher Unternehmen sowie eine verstärkte Unternehmensförderung.
Usbekistan genießt den Ruf als eines der weltweit reformfreudigsten Länder. Es ist aber nicht zu verkennen, dass neue Regelungen häufig noch nicht konsequent angewendet werden. Zudem ist der Reformbedarf in der Wirtschaft weiterhin sehr groß.
Ausland bringt sich mit Investitionen auf Rekordniveau ein
Als einer der Hauptmotoren erweisen sich weiterhin die Bruttoanlageinvestitionen. Die seit 2023 anhaltende robuste Investitionsneigung dürfte auch 2025 und 2026 mit realen Zuwachsraten im deutlich zweistelligen Bereich anhalten.
Dazu tragen maßgeblich auch hohe Kapitalzuflüsse aus dem Ausland bei. Allein 2025 rechnet die Regierung mit Engagements in Höhe von bis zu 42 Milliarden US-Dollar (US$). Die Gelder sollen in rund 80 große und etwa 8.000 mittlere und kleine Projekte fließen. Der Anteil der ausländischen Investitionen und Kredite an dem insgesamt angelegten Kapital dürfte 2025 und 2026, wie auch schon 2024, mehr als 60 Prozent betragen.
Auf Maschinen und Ausrüstungen entfällt traditionell fast die Hälfte der jährlichen Anlageinvestitionen, die 2024 etwa 18 Milliarden US$ ausmachten. Das verarbeitende Gewerbe ist und bleibt das bedeutendste Ziel für Investitionen. Es folgen die Stromwirtschaft, der Wohnungsbau und der Abbau von Rohstoffen.
Einzelhandel profitiert gleichermaßen von Engagements in- wie ausländischer Akteure
Ansehnliche Lohnzuwächse von 7 bis 8 Prozent (2025 und 2026), steigende Einkünfte selbstständiger Gewerbetreibender und höhere Verkäufe von Agrargütern aus Nebenwirtschaften der Bevölkerung sorgen für steigende Realeinkommen. Diese fließen in Mehrausgaben im Einzelhandel und in anderen Dienstleistungssektoren. Hohe und 2025 sowie 2026 zunehmende private Geldtransfers usbekischer Arbeitsmigranten aus dem Ausland (vor allem aus Russland), eine rege Vergabe von Verbraucherdarlehen und eine Belebung des Incoming-Tourismus kurbeln den Konsum ebenfalls an.
Allerdings fielen die monatlichen Pro-Kopf-Ausgaben im Einzelhandel und in anderen Dienstleistungssparten mit 71 und 119 US$ im Jahr 2024 weiterhin recht niedrig aus. In der Hauptstadt Taschkent sind diese Beträge vier- beziehungsweise dreimal höher. Handelsbetriebe aus Usbekistan selbst, aber auch aus dem Ausland profitieren von der Liberalisierung des Marktes sowie der guten Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber vordrängenden Handelsformen wie Supermärkten, Einkaufszentren und Fachgeschäften.
Maschinen und Ausrüstungen bestimmen das Importgeschäft
Die Einfuhren von Waren dürften 2025 und 2026 um jeweils bis zu 10 Prozent zulegen. Der anhaltend hohe Kapitalzufluss aus dem Ausland kommt der Nachfrage nach Investitionsgütern zugute. Der robuste private Verbrauch hält die Nachfrage nach Konsumgütern hoch.
Annähernd 40 Prozent der Gesamtimporte entfallen auf Maschinen und Ausrüstungen sowie Fahrzeuge aller Art. Angesichts zahlreicher Projekte im verarbeitenden Gewerbe, im Energiesektor, in der Landwirtschaft und im Bauwesen dürfte sich an dieser hohen Quote auch künftig nichts ändern. Denn bei der Umsetzung von Projekten bleibt Usbekistan auf Investitionsgüterimporte angewiesen.
China und Russland sind die wichtigsten Handelspartner Usbekistans. Deutschland ist der Hauptbeschaffungsmarkt in der EU. Wichtigste Exportgüter Usbekistans sind Gold, Textilien und Bekleidung, Buntmetalle sowie Obst und Gemüse. Die Exporte (ohne Gold) steigen 2025 und 2026 voraussichtlich um bis zu 15 Prozent.
Deutsche Perspektive: Breites Spektrum an Geschäftschancen
Deutsche Lieferanten zählen auf dem usbekischen Markt zu den führenden Anbietern. Das betrifft Maschinen und Ausrüstungen genauso wie Chemiewaren oder Mess- und Regeltechnik. Größere Lieferanteile erzielt in diesen Sparten jedoch die Konkurrenz aus China und der Türkei. Usbekische Geschäftspartner schätzen an Deutschland vor allem die schlüsselfertigen Lösungen sowie die Zuverlässigkeit bei der Vertragserfüllung und beim Kundenservice.
Die besten Absatzchancen haben deutsche Anbieter bei Arzneimitteln sowie bei Ausrüstungen vor allem für die Textilbranche, die Stromwirtschaft, die Lebensmittelindustrie, die Bereiche Bauwesen und Baustoffe sowie zum Kühlen und Lagern von Obst, Gemüse und anderen Agrargütern. Auch ein Blick auf die IT-Branche Usbekistans ist zu empfehlen, die immer häufiger Aufträge im Rahmen des IT-Outsourcing an Land ziehen kann.