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Special | Vereinigte Arabische Emirate | Klimaschutzatlas

Energie: VAE wollen auf Solar- und Atomstrom setzen

Die Stromerzeugung soll auf emissionsärmere Quellen umgestellt werden. Neben der Solarenergie dürfte dabei auch Kernkraft eine wichtige Rolle einnehmen.

Von Heena Nazir | Dubai

Energieversorgung

Der Energiemarkt in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist nahezu vollständig in staatlicher Hand und stark subventioniert. Über 90 Prozent des Stroms werden durch Gaskraftwerke produziert. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Energieverbrauch in den VAE ist mit 13.045 Kilowattstunden einer der höchsten weltweit. Dementsprechend gehören die Pro-Kopf-CO2-Emissionen global ebenso zu den höchsten.

Gewerbe und private Haushalte machen mit rund 75 Prozent den Hauptanteil des Energieverbrauchs in Abu Dhabi und Dubai aus. Der Stromverbrauch eines Haushaltes verteilt sich laut einer Einschätzung der Abu Dhabi City Municipality im Durchschnitt auf Kühlung (57,5 Prozent), Warmwasserspeicher (8,4 Prozent), Gebläsevektoren (8,1 Prozent), Beleuchtung (7,4 Prozent) und andere Elektrohaushaltsgeräte (11,8 Prozent). Die Industrie hatte 2019 in Abu Dhabi einen Anteil von 12,8 Prozent, in Dubai einen Anteil von 5,6 Prozent am Energieverbrauch.

Strom, Wasser und Benzin sind stark subventioniert. Seit 2015 müssen auch im Emirat Abu Dhabi Emiratis für Strom und Wasser bezahlen, jedoch einen geringeren Preis als Nicht-VAE-Staatsbürger. Die Preise wurden zuletzt im Januar 2017 erhöht. Seit 2018 fällt eine Umsatzsteuer für Strom und Wasser an.

Wasserstoff liegt im Trend

Die Regierungen in Abu Dhabi und Dubai haben Initiativen gestartet, um blauem und grünem Wasserstoff zum Durchbruch zu verhelfen und so Millionen Tonnen CO₂ einzusparen. Die Herausforderung: Das Element liegt auf der Erde kaum als Gas vor und ist meist an Sauerstoff gebunden. Für eine Abspaltung wird Energie benötigt - aus Erdgas oder aus erneuerbaren Quellen wie Solar- oder Windenergie.

In dem Wüstenstaat gibt es zahlreiche Initiativen, um die Entwicklung voranzutreiben. Beispielsweise stellte die staatliche ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company) im November 2020 einen Fünfjahresplan vor, mit dem sie sich auf die Diversifizierung der in Zukunft maßgeblichen Energielieferanten vorbereitet. Die Produktion und der Export von blauem Wasserstoff stehen auf der Prioritätenliste weit oben.

Die bestehenden Kapazitäten sollen ausgebaut werden, denn das Land erzeugt bereits seit langem grauen Wasserstoff. Hier ist ADNOC führend und produziert bereits rund 300.000 Tonnen pro Jahr für seine Downstream-Aktivitäten. Es bestehen Pläne, die Kapazitäten auf mehr als 500.000 Tonnen auszuweiten, berichtet das Analyseinstitut S&P Global. Jetzt will das Unternehmen auch im Bereich des blauen Wasserstoffs aktiver werden. 

CCUS-Projekte sollen Emissionen senken

Mit der Kohlendioxid-Einspeisung als EOR-Verfahren (Enhanced Oil Recovery) hat ADNOC im Jahr 2016 in den Bab-Onshore-Ölfeldern begonnen. Das anfallende Kohlendioxid wird verdichtet und entwässert (Al Reyadah Carbon Capture Projekt) und dann über eine 50 Kilometer lange Pipeline zu den Ölfeldern transportiert. Die Al-Reyadah-Anlage kann jährlich bis zu 800.000 Tonnen Kohlendioxid verarbeiten.

ADNOC will bis 2030 weitere CCUS-Projekte (Carbon Capture, Utilization and Storage) mit einer Gesamtkapazität von über 4 Millionen Tonnen pro Jahr realisieren. Im Januar 2020 wurde zwischen dem Unternehmen und Italiens Eni eine Kooperation im CCUS-Sektor vereinbart. Das CCUS-Programm gehört zu den Kernelementen der Nachhaltigkeitsstrategie der Firma.

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Stromerzeugung

In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) entfielen im Jahr 2020 rund 2,6 Prozent der Kraftwerkskapazitäten auf erneuerbare Energien. Der Großteil (96,8 Prozent) der Kapazitäten basierte dagegen auf Erdgas. Die Golfmonarchie plant einen starken Ausbau von regenerativen Energiequellen (darunter auch Kernkraft) und will deren Anteil bis 2050 von 2,6 auf 50 Prozent erhöhen. Dafür sollen umgerechnet circa 163 Milliarden US-Dollar (US$) investiert werden. Für gasbefeuerte Kraftwerke ist ein Anteil von 38 Prozent und für Kohlekraftwerke ein Anteil von 12 Prozent am Energiemix vorgesehen. Die Ziele sind in der Energy Strategy 2050 festgeschrieben. 

Solarenergie wird ausgebaut

Der Wüstenstaat setzt verstärkt auf erneuerbare Energien. In Dubai geht der Mohammed-bin-Rashid-Al Maktoum-Solarpark (MBRM-Solarpark) seit 2013 schrittweise in Betrieb. Etwa 2.000 Megawatt Produktionskapazität sind bereits am Netz, größtenteils in Form von Fotovoltaikmodulen. Bis 2030 soll der Park eine Gesamtleistung von 5.000 Megawatt haben. Auch das Emirat Abu Dhabi baut seine Solarkapazitäten stark aus. Als erstes großes Projekt der VAE ging in der Hauptstadt im Jahr 2013 Shams-1 mit 100 Megawatt ans Netz. Die Anlage Noor Abu Dhabi Sweihan (1,2 Gigawatt) konnte im Sommer 2019 die Produktion aufnehmen. Weitere Vorhaben sind in der Pipeline. Es gibt auch Pläne für die fünf nördlichen Emirate, darunter ein 500-Megawatt-Kraftwerk in Umm al-Quwain.

Außer Solarenergie werden in dem Land bislang kaum andere erneuerbare Energien genutzt. Zukünftig wird sich der Fokus nicht ändern, auch wenn Wasserkraftprojekte und ein erstes Windkraftwerk in Vorbereitung sind.

Die Golfmonarchie hat die erfolgreiche Inbetriebnahme des ersten Kernkraftwerks der Golfregion in Barakah, Abu Dhabi, verkündet. Der Bau von drei von vier Einheiten ist bereits abgeschlossen. Die voraussichtliche Fertigstellung der Gesamtanlage mit einer Kapazität von 5,6 Gigawatt ist für 2023 vorgesehen. Die Regierung strebt an, etwa 25 Prozent der Elektrizität der VAE aus nuklearen Quellen zu beziehen.

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