Wirtschaftsumfeld | Dänemark | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Dänemark bietet stabile Lohnstrukturen, geringe Abgaben und gut ausgebaute Regionen mit niedrigerem Lohnniveau – ideal für kostenbewusste Standortentscheidungen.
28.07.2025
Von Judith Illerhaus | Stockholm
In den meisten Branchen gibt es verbindliche Basissätze, die tariflich geregelt sind. Diese werden alle zwei bis drei Jahre neu verhandelt. Auch ausländische Unternehmen werden von dänischen Gewerkschaften aktiv angesprochen, um Tarifvereinbarungen für lokal Beschäftigte oder entsandte Mitarbeitende abzuschließen. Zwei Optionen stehen zur Verfügung: ein eigener Tarifvertrag mit einer Gewerkschaft oder der Beitritt zu einem Arbeitgeberverband wie Dansk Industri oder Dansk Erhverv, dessen Tarifverträge dann übernommen werden.
Lohnsteigerungen fallen zunehmend dynamisch aus
Die Löhne steigen 2025 spürbar: Laut Danmarks Statistik lag die durchschnittliche Lohnsteigerung im 1. Quartal bei 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders deutlich fiel der Anstieg im öffentlichen Sektor aus – mit 8 Prozent in den Regionen, 6,5 Prozent in den Kommunen und 6,2 Prozent im Staatsdienst. Im privaten Sektor betrug das Plus 4 Prozent, mit Spitzenwerten in Bereichen wie Gesundheit und Bildung von 5,5 Prozent.
Auch das Qualifikationsniveau wirkt sich stark auf das Lohnniveau aus. Der durchschnittliche Stundenlohn liegt bei umgerechnet etwa 32,60 Euro (rund 5.227 Euro monatlich). Männer verdienen im Schnitt 35 Euro, Frauen 30 Euro pro Stunde. Hochqualifizierte Fachkräfte – etwa Ärzte, Ingenieure, Lehrer oder Juristen – erzielen deutlich höhere Gehälter. In dieser Gruppe zeigt sich zugleich das größte geschlechtsspezifische Lohngefälle: In der Privatwirtschaft zuletzt bei 11,9 Prozent, im öffentlichen Dienst deutlich geringer. Die hohe Nachfrage nach qualifiziertem Personal führt zu überdurchschnittlichen Lohnzuwächsen.
Die dänische Arbeitsministerin Ane Halsboe-Jørgensen betonte in einer Pressemitteilung, dass die Beschäftigung auf Rekordniveau liege. Trotz globaler Unsicherheiten sei die Wirtschaft robust – insbesondere in Industrie und Bauwesen würden weiterhin viele neue Stellen geschaffen.
Umfassende Tarifverträge erübrigen Mindestlohn
In Dänemark gibt es - analog zu seinen nordischen Nachbarn, die sich ebenfalls gegen entsprechende EU-Initiativen stellen - keinen gesetzlichen Mindestlohn. Stattdessen werden Löhne durch Tarifverträge geregelt, die zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ausgehandelt werden. Diese Tarifverträge decken große Teile des Arbeitsmarkts ab und sorgen für faire Löhne, auch in niedrig bezahlten Branchen. Obwohl rechtlich keine Tarifvertragsabschlusspflicht besteht, hat die Übertragung der diesbezüglichen Kompetenzen auf die Tarifpartner dazu beigetragen, dass dänische Gewerkschaften in der Praxis erhebliche Machtbefugnisse haben. Damit üben sie Druck auf Unternehmen aus, um einen Tarifvertrag abzuschließen.
Zudem können sie auf breite Unterstützung der Angestellten zählen. Laut dem dänischen Statistikamt DST wachsen ihre Mitgliederzahlen seit zehn Jahren stetig. Zum Jahresende 2024 vereinten sie knapp 2 Millionen dänische Arbeitnehmer oder nahezu zwei Drittel aller erwerbstätigen Personen.
Regionale Lohnunterschiede folgen der Branchenlogik
Durch die breite Tarifbindung ist das regionale Lohngefälle hauptsächlich der jeweiligen Branchenstruktur geschuldet. Die vierprozentige Spanne beim Durchschnittslohn in den meisten Regionen fällt entsprechend gering aus. Die einzige Ausnahme ist die Hauptstadtregion um Kopenhagen, deren Ausreißer nach oben allerdings vor allem auf die Anhäufung staatlicher Institutionen, Agenturen, Konzernzentralen und Hochlohnbranchen zurückzuführen ist. Auch die höheren Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt spielen eine entscheidende Rolle für das erhöhte Lohnniveau. Zudem trägt die Hauptstadtregion den größten Anteil zum dänischen Bruttoinlandsprodukt bei. Insbesondere Unternehmen, die sich den Themen Grüne Transformation, Stadtentwicklung und Technologie widmen, sollten sich Richtung Kopenhagen orientieren.
Für deutsche Unternehmen, die Produktions- oder Logistikstandorte suchen, bieten sich Alternativen in Regionen wie Syddanmark oder Midtjylland an. Dort sind die Löhne niedriger, die Infrastruktur jedoch gut ausgebaut. Die Lohnentwicklung in diesen Regionen liegt meist unter dem nationalen Durchschnitt, was sie für kostenbewusste Investitionen interessant macht.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 5.666 |
Finanz- und Versicherungswesen | 8.063 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 6.969 |
Verarbeitendes Gewerbe | 6.573 |
Transport und Lagerhaltung | 6.043 |
Baugewerbe | 5.795 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 4.737 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 4.056 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 3.796 |
Position | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 5.666 |
Führungskraft | 8.957 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 6.615 |
Techniker:in | 6.128 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 5.405 |
Handwerker:in | 5.365 |
Unterstützende Bürokraft | 4.979 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 4.255 |
Hilfskraft | 3.999 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 3.851 |
Geringe Abgaben und gezielte Anreize
Dänemark weist im EU-Vergleich eine niedrige Arbeitgeberbelastung bei den Sozialabgaben auf. Unternehmen zahlen lediglich geringe Beiträge zur Arbeitslosenversicherung, zur betrieblichen Altersvorsorge und zur Unfallversicherung. Grund dafür ist das nordische Wohlfahrtsmodell, bei dem viele Sozialleistungen steuerfinanziert sind. Trotz des laut Eurostat zweithöchsten Arbeitskostenniveaus in der EU nach Luxemburg werden die Lohnnebenkosten in Dänemark nur moderat durch Arbeitgeberabgaben beeinflusst: Diese lagen 2024 bei knapp 13 Prozent – und damit bei nur etwas mehr als der Hälfte des deutschen Werts.
Zusätzlich zum Grundgehalt spielen monetäre Zusatzleistungen eine wachsende Rolle. Laut Danmarks Statistik machten Boni und leistungsbezogene Prämien im Jahr 2024 durchschnittlich 7,3 Prozent des Bruttolohns im privaten Sektor aus. In Branchen wie Finanzen, IT und Pharma erreichten Jahresboni teils bis zu 15 Prozent des Jahresgehalts. Darüber hinaus boten rund 62 Prozent der Unternehmen auch nicht-monetäre Leistungen an – etwa Firmenwagen, Mobiltelefone, Internetzugang oder Fortbildungsangebote. Diese Zusatzleistungen sind zunehmend ein Instrument zur Fachkräftebindung und -gewinnung.
Allerdings setzt die dänische Steuerbehörde klare Grenzen: Sachleistungen wie Zeitungen am Arbeitsplatz, ÖPNV-Tickets zur privaten Nutzung oder Kreditkarten gelten nur bis zu einem Gesamtwert von rund 1.000 Euro jährlich als steuerfrei. Wird diese Grenze überschritten – selbst geringfügig – ist der gesamte Betrag steuerpflichtig.
Kostenart | Beitragssatz / Betrag | Anmerkung |
---|---|---|
Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil) | ca. 25 Euro pro Monat | Pauschalbetrag, unabhängig vom Gehalt |
Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 0 | Ist steuerfinanziert |
Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz (Arbeitgeberanteil) | ca. 180 Euro pro Jahr | Beitrag an staatlichen Ausgleichsfonds |
Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 8 Prozent | AM-Bidrag |
Arbeitsunfallversicherung | 8 bis 12 Prozent | Branchenabhängig, gesetzlich vorgeschrieben |