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Wirtschaftsumfeld | Dänemark | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Löhne und Gehälter

Dänemark bietet stabile Lohnstrukturen, geringe Abgaben und gut ausgebaute Regionen mit niedrigerem Lohnniveau – ideal für kostenbewusste Standortentscheidungen.

Von Judith Illerhaus | Stockholm

In den meisten Branchen gibt es verbindliche Basissätze, die tariflich geregelt sind. Diese werden alle zwei bis drei Jahre neu verhandelt. Auch ausländische Unternehmen werden von dänischen Gewerkschaften aktiv angesprochen, um Tarifvereinbarungen für lokal Beschäftigte oder entsandte Mitarbeitende abzuschließen. Zwei Optionen stehen zur Verfügung: ein eigener Tarifvertrag mit einer Gewerkschaft oder der Beitritt zu einem Arbeitgeberverband wie Dansk Industri oder Dansk Erhverv, dessen Tarifverträge dann übernommen werden.

Lohnsteigerungen fallen zunehmend dynamisch aus

Die Löhne steigen 2025 spürbar: Laut Danmarks Statistik lag die durchschnittliche Lohnsteigerung im 1. Quartal bei 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders deutlich fiel der Anstieg im öffentlichen Sektor aus – mit 8 Prozent in den Regionen, 6,5 Prozent in den Kommunen und 6,2 Prozent im Staatsdienst. Im privaten Sektor betrug das Plus 4 Prozent, mit Spitzenwerten in Bereichen wie Gesundheit und Bildung von 5,5 Prozent.

Auch das Qualifikationsniveau wirkt sich stark auf das Lohnniveau aus. Der durchschnittliche Stundenlohn liegt bei umgerechnet etwa 32,60 Euro (rund 5.227 Euro monatlich). Männer verdienen im Schnitt 35 Euro, Frauen 30 Euro pro Stunde. Hochqualifizierte Fachkräfte – etwa Ärzte, Ingenieure, Lehrer oder Juristen – erzielen deutlich höhere Gehälter. In dieser Gruppe zeigt sich zugleich das größte geschlechtsspezifische Lohngefälle: In der Privatwirtschaft zuletzt bei 11,9 Prozent, im öffentlichen Dienst deutlich geringer. Die hohe Nachfrage nach qualifiziertem Personal führt zu überdurchschnittlichen Lohnzuwächsen.

Die dänische Arbeitsministerin Ane Halsboe-Jørgensen betonte in einer Pressemitteilung, dass die Beschäftigung auf Rekordniveau liege. Trotz globaler Unsicherheiten sei die Wirtschaft robust – insbesondere in Industrie und Bauwesen würden weiterhin viele neue Stellen geschaffen.

Umfassende Tarifverträge erübrigen Mindestlohn

In Dänemark gibt es - analog zu seinen nordischen Nachbarn, die sich ebenfalls gegen entsprechende EU-Initiativen stellen - keinen gesetzlichen Mindestlohn. Stattdessen werden Löhne durch Tarifverträge geregelt, die zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ausgehandelt werden. Diese Tarifverträge decken große Teile des Arbeitsmarkts ab und sorgen für faire Löhne, auch in niedrig bezahlten Branchen. Obwohl rechtlich keine Tarifvertragsabschlusspflicht besteht, hat die Übertragung der diesbezüglichen Kompetenzen auf die Tarifpartner dazu beigetragen, dass dänische Gewerkschaften in der Praxis erhebliche Machtbefugnisse haben. Damit üben sie Druck auf Unternehmen aus, um einen Tarifvertrag abzuschließen. 

Zudem können sie auf breite Unterstützung der Angestellten zählen. Laut dem dänischen Statistikamt DST wachsen ihre Mitgliederzahlen seit zehn Jahren stetig. Zum Jahresende 2024 vereinten sie knapp 2 Millionen dänische Arbeitnehmer oder nahezu zwei Drittel aller erwerbstätigen Personen.

Regionale Lohnunterschiede folgen der Branchenlogik

Durch die breite Tarifbindung ist das regionale Lohngefälle hauptsächlich der jeweiligen Branchenstruktur geschuldet. Die vierprozentige Spanne beim Durchschnittslohn in den meisten Regionen fällt entsprechend gering aus. Die einzige Ausnahme ist die Hauptstadtregion um Kopenhagen, deren Ausreißer nach oben allerdings vor allem auf die Anhäufung staatlicher Institutionen, Agenturen, Konzernzentralen und Hochlohnbranchen zurückzuführen ist. Auch die höheren Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt spielen eine entscheidende Rolle für das erhöhte Lohnniveau. Zudem trägt die Hauptstadtregion den größten Anteil zum dänischen Bruttoinlandsprodukt bei. Insbesondere Unternehmen, die sich den Themen Grüne Transformation, Stadtentwicklung und Technologie widmen, sollten sich Richtung Kopenhagen orientieren.

Für deutsche Unternehmen, die Produktions- oder Logistikstandorte suchen, bieten sich Alternativen in Regionen wie Syddanmark oder Midtjylland an. Dort sind die Löhne niedriger, die Infrastruktur jedoch gut ausgebaut. Die Lohnentwicklung in diesen Regionen liegt meist unter dem nationalen Durchschnitt, was sie für kostenbewusste Investitionen interessant macht.

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Branchen In Euro 2023
Branche

Monatslohn

Durchschnittslohn

5.666

Finanz- und Versicherungswesen

8.063

Informations- und Kommunikationsleistungen

6.969

Verarbeitendes Gewerbe

6.573

Transport und Lagerhaltung

6.043

Baugewerbe

5.795

Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz

4.737

Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei

4.056

Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie

3.796

Original Angaben in US-Dollar; Umrechnungskurs der Bundesbank: 1 Euro = 1,0813 USDQuelle: ILO 2025

 

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Positionen In Euro, 2023
Position

Monatslohn

Durchschnittslohn

5.666

Führungskraft

8.957

Personal mit akademischer Ausbildung

6.615

Techniker:in

6.128

Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft

5.405

Handwerker:in

5.365

Unterstützende Bürokraft

4.979

Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft

4.255

Hilfskraft

3.999

Dienstleistungs- und Verkaufskraft

3.851

Original Angaben in US-Dollar; Umrechnungskurs der Bundesbank: 1 Euro = 1,0813 USDQuelle: ILO 2025

 

Geringe Abgaben und gezielte Anreize

Dänemark weist im EU-Vergleich eine niedrige Arbeitgeberbelastung bei den Sozialabgaben auf. Unternehmen zahlen lediglich geringe Beiträge zur Arbeitslosenversicherung, zur betrieblichen Altersvorsorge und zur Unfallversicherung. Grund dafür ist das nordische Wohlfahrtsmodell, bei dem viele Sozialleistungen steuerfinanziert sind. Trotz des laut Eurostat zweithöchsten Arbeitskostenniveaus in der EU nach Luxemburg werden die Lohnnebenkosten in Dänemark nur moderat durch Arbeitgeberabgaben beeinflusst: Diese lagen 2024 bei knapp 13 Prozent – und damit bei nur etwas mehr als der Hälfte des deutschen Werts.

Zusätzlich zum Grundgehalt spielen monetäre Zusatzleistungen eine wachsende Rolle. Laut Danmarks Statistik machten Boni und leistungsbezogene Prämien im Jahr 2024 durchschnittlich 7,3 Prozent des Bruttolohns im privaten Sektor aus. In Branchen wie Finanzen, IT und Pharma erreichten Jahresboni teils bis zu 15 Prozent des Jahresgehalts. Darüber hinaus boten rund 62 Prozent der Unternehmen auch nicht-monetäre Leistungen an – etwa Firmenwagen, Mobiltelefone, Internetzugang oder Fortbildungsangebote. Diese Zusatzleistungen sind zunehmend ein Instrument zur Fachkräftebindung und -gewinnung.

Allerdings setzt die dänische Steuerbehörde klare Grenzen: Sachleistungen wie Zeitungen am Arbeitsplatz, ÖPNV-Tickets zur privaten Nutzung oder Kreditkarten gelten nur bis zu einem Gesamtwert von rund 1.000 Euro jährlich als steuerfrei. Wird diese Grenze überschritten – selbst geringfügig – ist der gesamte Betrag steuerpflichtig. 

Sozialbeiträge 2024In Prozent der Bemessungsgrundlage oder als Festbetrag
KostenartBeitragssatz / BetragAnmerkung
Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil)ca. 25 Euro pro MonatPauschalbetrag, unabhängig vom Gehalt
Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil)0Ist steuerfinanziert
Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz (Arbeitgeberanteil)ca. 180 Euro pro JahrBeitrag an staatlichen Ausgleichsfonds
Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil)8 ProzentAM-Bidrag
Arbeitsunfallversicherung 8  bis 12 ProzentBranchenabhängig, gesetzlich vorgeschrieben
Quelle: Dänisches Steueramt 2025

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