Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Die Löhne variieren stark regional und sektoral. Die Mindestlöhne steigen womöglich stärker als bisher. Hinzu kommen verschiedene weitere Lohnbestandteile.
26.09.2025
Von Oliver Döhne, Tom Pagels (Rödl & Partner) | Jakarta
Indonesien ist kein klassisches Niedriglohnland mehr, auch wenn es im regionalen Vergleich der industrialisierten Ländern Südostasiens noch unter dem Durchschnitt liegt. Das konstante Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre hat auch die Arbeitskräfte verteuert.
Hinzu kommen die jährlichen Mindestlohnsteigerungen, die auf lokaler Ebene von Städten und Landkreisen festgelegt werden. Sie richten sich nach einer Formel aus Wirtschaftswachstum und Inflation. Nach der kürzlichen Arbeitsmarktreform steigen die Mindestlöhne nicht mehr automatisch und auch branchenspezifische Mindestlöhne sind in der Regel nicht mehr explizit geregelt.
Höhere Mindestlöhne im Großraum Jakarta
Bei den monatlichen Mindestlöhnen gibt es regional erhebliche Unterschiede. In Karawang, dem Standort der Automobilindustrie östlich von Jakarta, wurden Mitte 2025 etwa 349 US-Dollar (US$) gezahlt, in Zentraljava nur 135 US$.
Die Mindestlöhne steigen jährlich, was sich infolge der Unruhen Ende August 2025 noch verstärken dürfte. Der Forderungskatalog der Protestierenden enthielt unter anderem die Garantie angemessener Löhne, Maßnahmen gegen Massenentlassungen, einen offenen Dialog mit den Gewerkschaften bezüglich Mindestlohns und eine Reform der Arbeitsmarktpolitik.
In der Praxis kann bislang nur ein kleiner Anteil der Beschäftigten den Mindestlohn in Anspruch nehmen, insbesondere in den Staatsunternehmen, in größeren Industriebetrieben und ausländischen Firmen. Ein hoher städtischer Mindestlohn lässt sich über Leiharbeit oder Standorte in der Peripherie umgehen. Die meisten Indonesier sind aber in kleinen und Kleinstunternehmen tätig, oftmals im informellen Sektor. Ohne formalen Arbeitsvertrag gibt es auch keinen Mindestlohn.
Große Unterschiede bei Gehältern
Die regionalen und sektoralen Unterschiede bei Löhnen und Gehältern sind groß. Laut der International Labour Organisation (ILO) werden in Indonesien im Finanzsektor, der IT-Branche und im Öl- und Gassektor die höchsten Löhne gezahlt. Die niedrigsten gibt es in der unterentwickelten Landwirtschaft, die allerdings fast ein Drittel der Erwerbstätigen beschäftigt.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 191,5 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 311,9 |
Finanz- und Versicherungswesen | 301,8 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 255,6 |
Transport und Lagerhaltung | 230,2 |
Baugewerbe | 198,6 |
Verarbeitendes Gewerbe | 191,2 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 179,8 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 165,0 |
Beherbergung und Gastronomie | 150,0 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 139,1 |
Noch breiter ist die Streuung bei den Positionen. Die ILO gibt Durchschnittswerte an, die teils unter den Mindestlöhnen liegen. In internationalen Unternehmen liegt die Gehaltsstruktur deutlich darüber.
Akademisch ausgebildete Fachkräfte sind rar und umkämpft, so dass die Löhne schnell in die Höhe schießen können. Für Programmierer mit mehrjähriger Berufserfahrung sind Monatsgehälter von mehr als 2.000 US$ keine Seltenheit.
Das Gehalt auf Führungsebene liegt im regionalen Vergleich laut Branchenkennern unter dem Singapurs, in etwa auf oder leicht unter dem Niveau Malaysias, aber höher als in Thailand. Dies hängt aber von Branche und Rollenseniorität ab sowie davon, ob die Position lokale oder regionale Verantwortung beinhaltet.
Position | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 181 |
Führungskraft | 473 |
Techniker:in | 303 |
Unterstützende Bürokraft | 236 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 225 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 211 |
Handwerker:in | 165 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 162 |
Hilfskraft | 125 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 113 |
Für die Einkommenssteuer gilt eine gestaffelte Berechnung.
Jahreseinkommen (in Mio. Rupiah) | In US$ | Steuersatz (in Prozent) |
---|---|---|
0 bis 60 | 0 bis 3.780 | 5 |
Über 60 bis 250 | 3.780 bis 15.750 | 15 |
Über 250 bis 500 | 15.750 bis 31.500 | 25 |
Über 500 bis 5.000 | 31.500 bis 315.000 | 30 |
Über 5.000 | Über 315.000 | 35 |
Weitere Lohnbestandteile
Die gesetzliche Arbeitszeit beträgt 40 Wochenstunden und ist auf fünf oder sechs Tage verteilt. Die obligatorische religiöse Feiertagszulage (Tunjangan Hari Raya; THR) wird an die Arbeitnehmer anlässlich eines religiösen Feiertages gezahlt, wobei der Zeitpunkt der Auszahlung in gewissen Grenzen einer Vereinbarung zugänglich ist. Für das Gros der Arbeitnehmer erfolgt die Auszahlung in zeitlicher Nähe zum islamischen Zuckerfest nach dem Fastenmonat Ramadan (Idul Fitri).
Zusätzlich erhalten die Arbeitnehmer zu Beginn des neuen Jahres in vielen Unternehmen eine Bonuszahlung, deren Höhe vom Unternehmenserfolg und der individuellen Leistung abhängt und – im Regelfall – im Ermessen der Unternehmensleitung liegt. Die Bonuszahlung kann bis zu drei Monatsgehälter ausmachen. Daneben können viele Angestellte Zulagen (für Transport und Mittagessen) in unterschiedlicher Höhe entweder pro Arbeitstag oder als im Voraus als vereinbarte feste Zulage erhalten.
Arbeitnehmer können zudem auch Zulagen für die (private) Familienkrankenversicherung erhalten. Für ausländische Entsandte in Führungspositionen ist es – noch –in der Regel üblich, dass die Miete (teilweise) und Schulgebühren (vollständig) übernommen werden. In der Regel stellt das Unternehmen auch einen Wagen mit Fahrer. Die Monatsmieten für Wohnungen und Häuser mit westlichem Standard liegen zwischen 2.500 und 5.000 US$. Das Schulgeld beläuft sich pro Kind auf 1.500 bis 2.000 US$ im Monat.
Arbeitgeberanteil an Sozialversicherungsbeiträge ist größer
Die Beiträge zur Sozialversicherung für den Arbeitnehmer werden anteilig vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer getragen, wobei der Anteil des Arbeitgebers deutlich überwiegt. Dies gilt für die Sozialversicherungsprogramme für Gesundheit und Arbeit (BPJS Kesehatan und BPJS Ketenagakerjaan), also im Wesentlichen für die Rentenversicherung, Krankenversicherung, Unfallversicherung, Arbeitslosenversicherung und Lebensversicherung.
Aufgrund der niedrigen Gesamtabzüge können viele Arbeitnehmer mehr als 90 Prozent ihres Bruttogehaltes mit nach Hause nehmen. Dabei kommt ihnen auch die (grundsätzlich) geringe Steuerbelastung zugute. Laut Finanzministerium zahlen nur etwa 10 Prozent der Bevölkerung überhaupt Einkommensteuer.
Versicherung | Arbeitgeberanteil |
---|---|
Rentenversicherung 1 (Pension Insurance) | 2 Prozent; das für die Berechnung herangezogene maximale Monatsgehalt beträgt 10.547.400 Rupiah |
Rentenversicherung 2 (Old Age Insurance) | 3,7 Prozent |
Krankenversicherung | 4 Prozent; das für die Berechnung herangezogene maximale Monatsgehalt beträgt (derzeit) 12.000.000 Rupiah |
Unfallversicherung | 0,24 – 1,74 Prozent (je nach Risiko der Tätigkeit) |
Arbeitslosenversicherung | Anteilige Allokation von Beiträgen zur Unfallversicherung |
Mutterschutz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall | Mutterschutz: 3 Monate bezahlte Freistellung, im Krankheitsfall gestaffelte Abgabenregelung (je nach Unternehmen) |
Lebensversicherung | 0,3 Prozent |