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Wege aus der CoronakriseDie Regierung will mehrere Milliarden US-Dollar in den Ausbau der Infrastruktur investieren, darunter die Bereiche Transport, Energie und Wasser.
13.04.2021
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Obwohl die wirtschaftlichen Aussichten für das Jahr 2021 besser sein könnten, läuft der Bausektor in einigen Bereichen gut. Zahlreiche Großprojekte sorgten 2020 für einen um etwa 20 Prozent höheren Zementverbrauch. Und langfristig steigt der Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur und Gebäuden dank einer stark wachsenden Bevölkerung (+ 1,2 Millionen Menschen jährlich).
Der hoch verschuldete Staat will im Rahmen eines Post-Covid-19-Maßnahmenpakets rund 7 Milliarden Euro bis zum Jahr 2022 ausgeben, unter anderem für Infrastrukturprojekte. Auch die für 2022 geplanten Präsidentschaftswahlen dürften die Investitionslaune der Regierung steigern. Im Februar hat der Internationale Währungsfonds (IWF) Kenia bereits einen Kredit über 2,4 Milliarden US-Dollar (US$) gewährt, weitere Gelder wird der Staat noch beschaffen müssen.
Insbesondere im Straßenbau sorgen diverse Großprojekte für einen nachhaltigen Wandel. Im Großraum Nairobi werden derzeit diverse Autobahnstrecken gebaut, die die notorisch verstopfte Hauptstadt entlasten sollen. Das am meisten beachtete Projekt ist der chinesische Bau des 27 Kilometer langen „Nairobi Expressway“, einer auf Stelzen verlaufenden privaten Mautautobahn quer durch die Stadt. Mit dem „Nairobi-Nakuru-Mau Summit-Highways“ eines französischen Konsortiums wird ein noch deutlich umfangreicheres Vorhaben geplant.
Im Hochbau besteht speziell bei gewerblichen Gebäuden, wie Büros und Einkaufszentren, ein Überangebot. Dort dürfte die Anzahl neuer Projekte zurückgehen. Gleichwohl werden in Nairobi derzeit mehrere größere Vorhaben mit gemischter Nutzung (Büros, Wohnungen, Geschäfte) durchgeführt, wie zum Beispiel das Global Trade Centre in Westlands oder Enaki-Town in Nyari.
Deutsche Unternehmen partizipieren an Bauprojekten in vielfacher Hinsicht. So übernehmen Ingenieurdienstleister bei staatlichen Plänen regelmäßig das Anfertigen von Studien und die Bauaufsicht. Eher selten kommen deutsche Architekturbüros zum Zuge. Eine Ausnahme stellt die Beteiligung des Hamburger Architekturbüros GMP beim AVIC-Tower dar, einem mit 148 Metern bald höchsten Gebäude der Stadt. GMP profitierte hier von seinen guten Chinakontakten.
Dazu kommen Zuliefermöglichkeiten für Baumaschinen, Werkzeuge, Baustoffe und Chemikalien, Armaturen, Beschläge, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen und Elektronik. Gleichwohl gehen die Lieferungen zurück. Als Gründe hierfür gelten die zunehmende Konkurrenz sowie die Wertzunahme des Euro zum Kenia-Schilling (+ 15 Prozent zwischen März 2020 und März 2021). Hingegen spielen deutsche Bauunternehmen als Generalauftragnehmer in Kenia keine Rolle.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Lamu Port South Sudan Ethiopia Transport Corridor (LAPSSET) | 27.000 | Baubeginn bei Einzelprojekten, u.a. Hafen in Lamu | Bau eines neuen Hafens in Lamu und Verbindung des Hafens über Straßen, Bahnlinien und Ölpipelines ins Hinterland bis nach Äthiopien und in den Südsudan; langfristiges Vorhaben mit unterschiedlich realistischen Einzelkomponenten (https://www.lapsset.go.ke); Bau des Hafens in Lamu: China Communications Construction Corporation (CCCC) |
Fortsetzung Kenya Uganda Standard Gauge Railway (SGR) | 3.600 | in Planung; Finanzierungsgespräche mit der chinesischen Regierung laufen | Baudurchführung: China Road and Bridge Corporation (CRBC); Betreiber: CCCC; Verzögerungen des Projektes wahrscheinlich |
Nairobi-Nakuru-Mau Summit Highway | 1.470 | geplanter Baubeginn: Oktober 2021 | PPP-Maut-Projekt (Public-private-Partnership); 30-jährige Konzession; Auftragnehmer: Rift Valley Connect (Partner: Vinci Highways SAS, Meridiam Infrastructure Africa Fund, Vinci Concessions SAS) |
Thwake-Damm | 820 | im Bau seit Juni 2018 | Damm zur Wasser- und Energieversorgung; Kapazität: 150.000 cbm pro Tag; Finanzierung: African Development Bank (AfDB) und kenianische Regierung; Baudurchführung: China Gezhouba |
Nairobi Expressway | 550 | Baubeginn: 2020; geplante Fertigstellung: 2021 | 27 km lange Hochstraße vom Kenyatta International Airport (KIA) quer durch die Stadt zum Nakuru-Highway; Auftraggeber: Kenya National Highways Authority (KeNHA); Finanzierung: China; Baudurchführung: CRBC; Betrieb: CRBC wird die Mautstraße im Rahmen eines PPP betreiben |
Dongo Kudu Bypass Highway (Mombasa Southern Bypass) | 250 | im Bau (Phase 2 wird seit Ende 2018 durchgeführt) | 8,9 km lange Umgehungsautobahn in Mombasa; Auftraggeber: KeNHA; Finanzierung: Japan International Cooperation Agency (Jica); Baudurchführer: Konsortium Fujita/Mitsubishi |
Thiba-Damm | 200 | im Bau seit November 2017 | Damm zur Wasserversorgung der Landwirtschaft; Baudurchführer: Strabag |
James Gichuru-Rironi Highway | 163 | im Bau seit 2017 | 25,3 km lange Autobahn im Umland von Nairobi; Auftraggeber: KeNHA; Finanzierung: Kenia; Baudurchführung: China Wu Yi Construction |
Nairobi Western Bypass | 155 | im Bau seit 2019; geplante Fertigstellung: 2022 | 16,5 km lange Autobahn von Gitaru im Nordwesten Nairobis nach Ruaka; Auftraggeber: KeNHA; Finanzierung: China; Baudurchführung: CRBC |
In den vergangenen fünfzehn Jahren kamen chinesische Bauunternehmer über eine Vielzahl von Infrastrukturprojekten ins Land, die von der eigenen Regierung finanziert wurden. Inzwischen spielen sie auch eine wichtige Rolle bei Hochbauprojekten oder Infrastrukturmaßnahmen, die der kenianische Staat oder andere Geber finanzieren. In der Regel kaufen Baufirmen aus China auch bei chinesischen Zulieferern ein.
Aber auch Baufirmen aus anderen Ländern kommen regelmäßig über Großaufträge ins Land, wie das japanische Konsortium Fujita/Mitsubishi im Rahmen des japanisch finanzierten Dongo-Kudu Highways in Mombasa beweist. Die französische Vinci plant den Großauftrag des Nairobi-Nakuru-Highways durchzuführen. Im Hochbau sind neben chinesischen Baufirmen auch eine Reihe lokaler Bauunternehmen aktiv, die sich oft in indischer Hand befinden.
Bauunternehmen | Spezialisierung |
Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hochbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hoch- und Tiefbau | |
Hochbau | |
Hochbau |
Deutschen Unternehmen, die an Bauprojekten partizipieren, sind in Kenia entweder mit einem eigenen Büro oder über Handelsvertreter präsent. Insbesondere für Baumaschinen existieren größere regional bekannte Distributoren oft mit Niederlassungen in den Nachbarländern Ruanda, Tansania und Uganda, denn auch dort werden eine Reihe von Großprojekten umgesetzt. Eigene Präsenzen kommen insbesondere dann in Frage, wenn die Projektakquise lokale Präsenz bedingt, beziehungsweise der Markt erst noch erschlossen werden muss.
Komponenten wie Armaturen, Inneneinrichtungen oder Werkzeuge können in Kenia über den Fachhandel vertrieben werden. Allerdings ist dieser noch nicht, wie in Europa oder Südafrika, von Baumarktketten dominiert, sondern durch kleinere lokale Händler wie Alibhai Shariff, Elite Tools, United Tools und Tolsen Tools. Erst kürzlich hat die südafrikanische Baumarktkette Builders Warehouse einen größeren Markt in Karen bei Nairobi eröffnet.
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
Hitachi, Terex, FRD Furukama | Seit 2009 in Kenia und seit 2013 mit Niederlassungen in Tansania und Uganda | |
JCB | Filialen in Nairobi und Mombasa; ebenfalls in Kampala (Uganda) präsent | |
Bomag, Case | Achelis betreibt in Ostafrika Filialen in Nairobi, Kampala und Daressalam (Tansania); das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bremen | |
Komatsu, Wirtgen | Präsenz in Nairobi; mit mehreren Niederlassungen im anglophonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist in Dubai | |
Caterpillar | Aktiv in einigen anglophonen Ländern Afrikas; Hauptsitz ist nahe London; in Ostafrika präsent in Kenia, Tansania und Uganda | |
Bell, Liebherr | Neben Kenia noch aktiv in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas; in Kenia präsent in Nairobi; firmiert in Kenia unter dem Namen ESS, weil den Namen KANU bereits eine wichtige politische Partei trägt |
Geschäfte mit staatlichen Stellen können schwierig werden. Schlechte Zahlungsmoral und Compliance-Themen werden in diesem Zusammenhang häufig von Unternehmen als Problem genannt. Daher kann es sinnvoll sein, sich einen lokalen Vertriebspartner zu suchen, der die Kundenbetreuung übernimmt. Bei ausschließlich vom Staat finanzierten Bauprojekten sehen diverse Marktteilnehmer von einer Interessensbekundung ab. Ist hingegen ein Geber involviert, dann wird es interessant: Denn bei geberfinanzierten Projekten übernehmen sie in der Regel rund 80 Prozent und der kenianische Staat den Rest.
Lieferanten von technischen Ausrüstungen klagen darüber, dass die Inspektionen im Verschiffungshafen (Pre-Export Verification of Conformity - PVoC) Lieferungen teils drastisch verzögern und auch verteuern. Die PVoC werden von internationalen Dienstleistern wie Intertek und SGS durchgeführt, die von der kenianischen Standardbehörde KEBS beauftragt wurden. Die Abwicklung im Hafen von Mombasa und im Embakasi-Container-Depot in Nairobi (ICDE) wird als gut organisiert, zügig und verlässlich bezeichnet.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Ministry of Transport, Infrastructure, Housing and Urban Development | Für den Wohnungs- und Häuserbau sowie Infrastrukturbau zuständiges Ministerium |
Regulierungsbehörde für den Bausektor | |
Für den Straßenbau zuständige Behörde | |
Normenamt | |
Finanzamt (auch für die Verzollung zuständig) | |
Baumesse | |
Baumesse, 2019 mit Bundesbeteiligung | |
Eine der führenden Publikationen über Aktivitäten im Bausektor (Online und Print) | |
Kenya Association of Building and Civil Engineering Contractors (KABCEC) | Dachverband der Bauwirtschaft |
Verband der privaten Immobilienentwickler |